Zittergras hat geschrieben: ↑21. Jan 2020, 20:09 Putzt ihr Eure Staudenbeete jetzt schon durch? Manchmal wäre es witterungsmäßig schon möglich und im Frühjahr ist ja eh immer so viel zu tun...… Aber andererseits will ich kein Bienchen vernichten oder zu früh raus treiben ....
Wenn es Dir um Bienen geht, ist es völlig egal, wann Du die Stauden zurückschneidest. Ca. ein Drittel der Wildbienenarten nistet oberirdisch, also nicht im (mehr oder weniger flachen) Boden. Von diesen Wildbienenarten nisten einige Arten in Pflanzenstengeln. Die Stengel müssen dafür aber einen gewissen Durchmesser haben und mindestens ein Jahr stabil bei Wind und Wetter bleiben. Mit anderen Worten, nur Pflanzenarten wie z. B. große Doldenblütler, Disteln, Kugeldisteln, aber auch Brombeerranken kommen in Frage. Solange ich nach dem Abschneiden die Stengel einfach nur in einer Ecke des Gartens vorsichtig aufschichte, können auch daraus noch die Bienen schlüpfen. Schreddern wäre natürlich Mist. Aber da die Bienen ziemlich genau ein komplettes Jahr in den Stengeln wohnen, ist es unerheblich, ob die Stengel im Dezember oder März oder irgendwann dazwischen abgeschnitten werden. Jetzt rein aus Bienensicht. ;)
Wildbienen sind ja nur ein Teil der heimischen Fauna. Aber sie sind natürlich uneingeschränkt positiv besetzt und mittlerweile in der Allgemeinheit bekannt und beliebt ;).
Ich finde leider von einer Studie über Überwinterung in Krautresten keine Aufzeichnungen bei mir und im Netz auch nicht. Da müsste ich direkt meinen damaligen Chef im JKI anfragen. Wir schnitten Zeugs ab und legten das (getrennt nach Pflanzenart?) ins Warme und Dunkel. Dann wurde gefangen, was rauskroch/schlüpfte. Und nach Art bestimmt. Es war ne Menge an Viehzeugs. Ich erinnere mich nur noch, dass es, gefühlt, verhältnismäßig viele Spinnen (Jugendstadium) waren.
Staudo hat geschrieben: ↑23. Jan 2020, 07:42 Was ist mit Phragmites? Sind herumstehende Stängel für Wildbienen brauchbar?
Wildbienennester aus noch stehenden Schilfhalmen sind mir nicht bekannt. Sie sind wohl doch zu fest bzw. stehen an für Wildbienen nicht ganz so attraktiven Stellen (etwas feuchte Umgebung ;)). Allerdings nisten einige Maskenbienen durchaus in Schilfgallen. So gibt es auch eine "Schilfgallen-Maskenbiene" (Hylaeus pectoralis).
Staudo hat geschrieben: ↑22. Jan 2020, 08:49 Würde jeder Deutsche soviel trockene Magerstandorte pflegen wie ich, wäre Deutschland eine Savanne. >:(
;) [/quote]
Du hast so viele Möglichkeiten, damit viel Verantwortung für Naturschutzthemen und es ist toll, dass Du sie so gut nutzt :-*.
Quendula hat geschrieben: ↑23. Jan 2020, 08:56 Ich finde leider von einer Studie über Überwinterung in Krautresten keine Aufzeichnungen bei mir und im Netz auch nicht. Da müsste ich direkt meinen damaligen Chef im JKI anfragen. Wir schnitten Zeugs ab und legten das (getrennt nach Pflanzenart?) ins Warme und Dunkel. Dann wurde gefangen, was rauskroch/schlüpfte. Und nach Art bestimmt. Es war ne Menge an Viehzeugs. Ich erinnere mich nur noch, dass es, gefühlt, verhältnismäßig viele Spinnen (Jugendstadium) waren.
Das wäre wirklich einmal interessant zu wissen.
[quote author=Staudo link=topic=31571.msg3422924#msg3422924 date=1579767237] Danke. Letztlich ist es wohl so, dass die Vielfalt an Lebensräumen eine Vielfalt der Fauna bewirkt. ;)
Wobei englischer Zierrasen, Thujahecke und Forsythie eben gar kein Lebensraum sind.
Der schönste Garten ist der, der kurz vor dem Verwildern steht. Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
Zurück zum Thema, in den nächsten Tagen, noch im Februar, werde ich ein Abteil meines ersten Wildbienenhauses räumen. Nach nun etwas 5? Jahren kommen alle Bambus- und Pappröhrchen in einen Karton. Diesen stelle ich mit einer Schlupföffnung nach hinten zurück ins Bienenhaus. Wenn im Herbst alles was darin lebt geschlüpft ist, ich hoffe es sind keine überliegenden Tiere dabei :-\, werden die Niströhrchen komplett gesäubert und im nächsten Frühjahr zur Wiederbesiedlung ausgelegt. Dies ist vor allem für die Frühlingsmauerbienen wichtig, weil sie den vorjährigen Abfall nicht ordentlich ausräumen sondern einfach nur nach hinten schieben, so dass die Nisttiefe mit den Jahren immer geringer wird.
Der schönste Garten ist der, der kurz vor dem Verwildern steht. Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
Ich habe da so eine blöde Idee im Hinterkopf.... 8) Wenn jetzt mehrere Wildbienen-Extremisten ( ;D sorry) solche Ramschkartons im Rotationsprinzip tauschen würden; wäre das dann für die Gen-Mischung eher von Vorteil...oder wegen irgendwelcher Bedenken eher von Nachteil?
Wir haben es ja mit Wildtieren zu tun, diese haben ohne den Einfluss des Menschen einen Flugradius von etwa 300 bis 500 Metern. Ich kann mir also nicht vorstellen, dass das Verbringen der Tiere über diese Grenze hinaus irgendwelche Vorteile bringen würde. Ich würde „meine“ Wildbienen auch nicht weggeben, die Mädels haben ja bei mir genistet, weil die Bedingungen hier optimal sind.
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Nicht weggeben....tauschen! :D Also mal angenommen eine Nistbox mit verschiedenen Löchern bzw. Arten und mal 5 Tauschpartner. Dann kommen Deine Bienen(Kindeskinder), vermischt mit anderen und eventuell auch andere Arten nach 6 Jahren zurück! :D (in dem Fall natürlich 6 verteilte Nistboxen, da je im Rotationsprinzip jeder weiterreicht)
dmks hat geschrieben: ↑28. Jan 2020, 21:19 Wenn jetzt mehrere Wildbienen-Extremisten ( ;D sorry) solche Ramschkartons im Rotationsprinzip tauschen würden; wäre das dann für die Gen-Mischung eher von Vorteil...oder wegen irgendwelcher Bedenken eher von Nachteil?
Vielfalt ist eigentlich immer gut. Allerdings passen sich Tiere an die regionalen Gegebenheiten an, d.h. als Beispiel, Tiere des milden und feuchten Küstenklimas mögen unter Umständen die größeren Extreme im Landesinneren nicht so (kältere Winter, heißere Sommer usw.). Im Extremfall würde die neu versetzte kleine Population zusammenbrechen. Wenn man aber als Beispiel Osmia bicornis nimmt, kann man relativ entspannt sein. Die Tiere haut so schnell nichts um und eine frühere Untersuchung zur genetischen Vielfalt (bevor es mit dem Versenden der Tiere sehr modern wurde) zeigte, dass die Populationen innerhalb Deutschlands genetisch nicht zu unterscheiden waren. Das bedeutet zwar nicht, dass es nicht zu regionalen Anpassungen kommt/kam, aber man kann etwas entspannter sein, wenn es um das Versenden von O. bicornis geht. Förderlich für die genetische Vielfalt der Populationen ist das Hin- und Herschicken in diesem Beispiel allerdings vermutlich auch nicht.
Die Bedingungen in der Fläche haben sich ja verschlechtert. Da sollte es bei relativ isolierten Standorten (wohl nicht mehr soo selten) doch zur genetischen Verarmung kommen können. Weiträumig finde ich auch schwierig zu beurteilen. Aber im Nahbereich und bei ähnlich geeignetem Biotop und Klima?
Wenn man nur einen geringen Prozentsatz zum tauschen nimmt könnten ohne Vitalitätsverluste der Populationen auch mal individuenarme Lebensräume besiedelt bleiben bis sich die Situation in den Leerräumen dazwischen verbessert. Sprich wieder Trittsteinbiotope entstanden sind. Diese Reststandorte die mal zu einer größeren Gesamtpopulation gehört haben, könnten durchaus auch Varianten haben die ohne diesen künstlichen Genfluß schneller verschwinden.
Das geht sehr in Richtung der schwierigen Diskussion "Floren/Faunenverfälschung".
Wer meinen Lern-Garten sehen will - unterm Goldfrosch-Bild den Globus klicken!
Erich Kästner, (1933/46), Ein alter Mann geht vorüber
“Frei zu sein bedeutet nicht nur seine eigenen Ketten abzulegen, sondern sein Leben so respektvoll zu leben, dass es die Freiheit anderer steigert.“ Nelson Mandela
Durch ein neues Gewerbegebiet ganze Populationen auszurotten, ist auch Faunenverfälschung. Deswegen empfinde ich es als weltfremd, lieber einem Aussterben wegen genetischer Verarmung zu zusehen, als den Verlust eventuell noch unbekannter Regionalrassen zu riskieren. Da steh ich aber regelmäßig Fundamentalisten gegenüber. Liebe Grüße Susanne
Eine Regional-Unterart ist eben auch ein Wert an sich.....ich kann beide Seiten verstehen. (Ich habe aber selber vorletztes Jahr so ein Experiment gewagt - Blutbär-Raupen aus einem Garten aus der Nordeifel in den Süden Luxemburgs "importiert", um für das sich in meiner Wiese ausbreitende Jakobskreuzkraut einen Gegenspieler vor Ort zu haben. Da daraus im letzten Jahr anscheinend kein Falter und somit auch keine neuen Raupen hervorgingen, ist im Endeffekt "nix passiert")
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