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Hilfe beim Schnitt eines jungen Birnbaums (Spalier) (Gelesen 3628 mal)

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Moderator: cydorian

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Morgrey
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Hilfe beim Schnitt eines jungen Birnbaums (Spalier)

Morgrey »

Guten Tag zusammen!

Seit letztem Jahr steht in meinem Garten ein junger Birnbaum der Sorte "Williams Christ". Der Baum wurde bereits als U-Spalier erzogen gekauft.

Nun stellt sich mir die Frage nach dem Schnitt und der weiteren Erziehung des Bäumchens.

Zur besseren Veranschaulichung versuche ich, hier drei Bilder beizufügen (ein Foto und zwei schematische Zeichnungen des Bäumchens).

Meine Fragen sind die Folgenden:

1. Was muss ich wann abschneiden? Ich möchte gerne erreichen, dass das Grundgerüst des Baumes (rot) nicht weiter in die Höhe hinaus wächst. Kann ich die Triebspitzen einfach kappen oder macht man das nicht? Ich habe auch gelesen, man soll alles, was nach innen wächst oder sich überkreuzt abschneiden. Aber verliere ich dann nicht das Fruchtholz?

2. Ist es möglich, den Baum weiter zu einem Doppel-U (blau eingezeichnet in Schema 2) zu erziehen? Was ist in diesem Fall beim jetzt anfallenden Schnitt zu beachten? Eigentlich würde ich die beiden weiteren "Arme" auch weiter unten ansetzen, aber dort finden sich im Moment keine Triebe. Kann sich das in späteren Jahren noch ändern?

Vielen Dank für eure Hilfe und herzliche Grüße!

Moritz

Foto Birnbaum

Schema 1

Schema 2
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Apfelbaeuerin
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Re: Hilfe beim Schnitt eines jungen Birnbaums (Spalier)

Apfelbaeuerin » Antwort #1 am:

Hallo Moritz,
als allererstes brauchst du ein stabiles Spalier, an das die die Äste anheften kannst, um sie zu formieren! Ich sehe auf dem Bild bloß zwei Bambusstangen...

Der Erziehungsschnitt für ein Doppel-U ist hier ganz gut erklärt:
https://www.zuechtungskunde.de/artikel.dll/spalierformen_MzI4NzY4.PDF
Liebe Grüße von der Apfelbäuerin


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Morgrey
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Re: Hilfe beim Schnitt eines jungen Birnbaums (Spalier)

Morgrey » Antwort #2 am:

Liebe Apfelbäuerin,

vielen Dank für deine Antwort. Ein stabiles Spalier ist bereits in der Mache. Die beiden Bambusstäbe wurden zusammen mit dem Bäumchen geliefert und haben bisher ganz passabel ihren Zweck erfüllt.

Das Dokument mit den Hinweisen zum Erziehungsschnitt ist sehr hilfreich. Was ich im Sinn habe ist zwar kein klassisches Doppel-U (das lässt sich wohl aus dem Bäumchen nicht mehr machen), aber doch eine Erweiterung um zwei weitere "Arme".

Genügt es also, wenn ich den folgenden Rat aus der Anleitung beachte: "Alle weiteren Austriebe, die nichtdem Aufbau des Kordons dienen, werden im Sommer nach dem vierten voll entwickeltenBlatt entspitzt. Dadurch kommt es zurFruchtholzbildung." - Mit anderen Worten: Ich kappe dieses Frühjahr die Leitäste auf der maximalen Höhe und schneide die Seitentriebe erst im Sommer bis zum vierten Blatt runter?

Danke nochmals und viele Grüße!

Moritz
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Apfelbaeuerin
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Re: Hilfe beim Schnitt eines jungen Birnbaums (Spalier)

Apfelbaeuerin » Antwort #3 am:

Morgrey hat geschrieben: 29. Jan 2020, 14:12
Eigentlich würde ich die beiden weiteren "Arme" auch weiter unten ansetzen, aber dort finden sich im Moment keine Triebe. Kann sich das in späteren Jahren noch ändern?



Moritz, neue Seitentriebe wachsen im Frühjahr aus Augen, so welche vorhanden sind.
Ansonsten - genau - die Leittriebe auf der maximalen Höhe kappen und die weiteren Infos der Anleitung beachten.
Liebe Grüße von der Apfelbäuerin


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carot
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Re: Hilfe beim Schnitt eines jungen Birnbaums (Spalier)

carot » Antwort #4 am:

Hallo Moritz,

die Spaliererziehung setzt eine größere Geduld voraus, als eine normale Baumerziehung. Häufig wird der Fehler gemacht, den Spalierbaum zu schnell erziehen zu wollen und nicht abzuwarten, bis eine "Etage" kräftig genug ist, um dann erst den Aufbau der nächsten Etage zu beginnen. Die Spaliererziehung setzt auch ein gewisses Grundwissen des Obstbaumschnittes voraus, weil man ja eine sehr genau definierte Baumform anstrebt. Diese Hinweise sollen nicht abschrecken, sondern zum Erlernen anregen. Deine Vorschläge und Fragen zeigen aber schon, dass du auf einem guten Weg bist.

Bei einem Spalier wirken die gleichen Wuchsgesetze wie bei der sonstigen Baumerziehung auch. Ein besonders zu betonender Punkt ist hierbei, dass die Mitte immer begünstigt ist, sprich stärker wächst als die außen liegenden Äste. Ferner wächst natürlich auch die Spitze des Baumes begünstigt.

Wichtig ist in der Aufbauphase ein wüchsiger Baum. Versorge den Baum also gut und lasse bis zum Abschluss der Erziehung nur sehr sehr wenig Ertrag zu. Williams Christ verausgabt sich gerne mit zu starker Fruchtbildung.

Ich weiß nicht genau was dir vorschwebt, wenn du die Leitäste "auf der maximalen Höhe kappen" willst.

Du willst auf beiden Seiten des U jeweils einen neuen Leitast erziehen. Sind die entsprechenden Triebe schon vorhanden oder müssen sie erst noch gebildet werden?

Wenn die Triebe nicht vorhanden sind, musst du diese "erzwingen". Wenn die jetzigen Leitäste so lang belassen werden, besteht die Gefahr, dass sich keine geeigneten Seitentriebe mehr bilden und/oder die Seitentriebe nur kümmerlich wachsen und keine Leitäste mehr werden.

Wenn du neue Seitentriebe erzwingen willst, wirst du um einen kräftigen Rückschnitt der jetzigen Leitäste nicht umhinkommen. Die Leitäste sollten aber auch nicht einfach auf eine blinde Stelle zurückgeschnitten werden. Kernobst treibt zwar häufig aus sog. schlafenden Knospen auch in solchen Bereichen wieder aus. Es gibt aber keine Garantie und du kannst auch nicht sicher sein, die sich bildenden Neutriebe dann auch nutzen zu können. Es soll ja ein möglichst symmetrischer Baum entstehen. Suche dir deshalb an beiden Leitästen möglichst geeignete Triebe aus, mit denen du nach dem Einkürzen der jetzigen Leitäste diese U-Form wieder neu aufbauen kannst. Sie sollten also an beiden Leitästen ungefähr gleich hoch und ansetzen und noch so formierbar sein, dass du diese zu der neuen Leitastverlängerung umformen kannst.

Auf diese Triebe (keine reinen Fruchttriebe, sondern Holztriebe) würde ich ableiten (die Leitäste darüber abschneiden). Im Verhältnis zur jetzigen Krone sollte es ein kräftiger Rückschnitt der Leitäste sein (mindestens 1/3tel). Durch diesen kräftigen Rückschnitt regst du die Neutriebbildung in dem Bereich unter dem Rückschnitt an. Dieser Neutrieb kann dann für den Aufbau der weiteren Leitäste sein.

Wenn keine geeigneten Triebe vorhanden sind, musst du das Risiko akzeptieren und die vorhandenen Leitäste kräftig auf gleiche Höhe einkürzen. Aus dem so provozierten Neutrieb sind dann die Leitastverlängerungen und die neuen Leitäste aufzubauen. Die Neutriebbildung findet verstärkt im Bereich von ca 10 bis 15 cm unterhalb des Schnittes statt. Du musst also im Zweifel relativ stark zurückschneiden, um Seitentriebe und neue Leitastverlängerungen in der gewünschten Höhe zu erzielen.

Oben habe ich geschrieben, dass die Mitte begünstigt wächst. Du musst die Mitte also durch kräftigeren Rückschnitt auf geeignete Knospen immer so stark bremsen, bis die neuen äußeren Leitäste gut etabliert sind. Die Spitzen der äußeren Leitäste sollten daher zunächst höher stehen als die Spitzen der das mittlere U bildenden Leitäste. Dies ist solange nötig, bis die äußeren Leitäste einigermaßen die vorgesehene Form eingenommen haben.

Man baut ein Spalier also immer von unten nach oben (logisch) und vor allem von außen nach innen auf. Ansonsten verkümmern die äußeren und/oder unteren Leitäste gerne. Man sieht dies recht häufig an vorgeformten Spalierbäumen in den Baumschulen. Zeit ist Geld und die Baumschulen können sich eine langwierige Spaliererziehung nicht leisten bzw. bekommen nicht den dann zu fordernden Kaufpreis realisiert. Deshalb sind diese Bäume häufig zu schnell aufgebaut worden und überbauen.

Die Spaliererziehung benötigt daher viel mehr Zeit als der normale Kronenaufbau eines Baumes. Das sollen jetzt nur einmal ein paar grundsätzliche Hinweise sein. Alles andere kommt durch die Übung und das Beobachten der Reaktionen des Baumes. So ist das Pinzieren der Triebe im Sommer auf z.B. 5 Blätter eine althergebrachte Methode mit der man hofft, die Fruchtholzbildung anzuregen. Es ist aber nicht nachgewiesen, dass dadurch tatsächlich die Fruchtholzbildung angeregt wird. Es bleibt einem bei der Spaliererziehung aber kaum eine andere Wahl als diese doch recht aufwändige Technik anzuwenden, da die Krone sonst schnell zu sehr verschattet wird. In Schattenbereichen bildet sich schlecht neues Holz und man braucht ja kurzes stammnahes Fruchtholz, weil kein Platz für längeres Fruchtholz vorhanden ist. Pinziere aber nicht zu früh, sondern erst ab Ende Juni. Anderenfalls wird nur der Neutrieb aus den verbliebenen Knospen angeregt. Wo dies möglich ist (keine Verschattungsgefahr), lasse ich die Seitentriebe gerne normal wachsen (steile Triebe werden aber auf schwächere abgeleitet oder formiert) und warte ab, bis sich an den Triebbasen ganz natürlich Blütenknospen bilden. Beim nächsten Schnitt (Sommer- oder Winterschnitt) schneide ich dann auf diese Blütenknospen zurück. Das klappt allerdings auch bei den verschiedenen Sorten unterschiedlich gut/schlecht.

Grundsätzlich ist es bei Spalierbäumen wichtig, sehr vorausschauend zu schneiden, um einer Verkahlung der unteren Kronenbereiche vorzubeugen. Entferne Triebe deshalb nur ganz, wenn sie auch in Zukunft an dieser Stelle überflüssig sind. Ansonsten kürze eher auf lebende Knospen ein, um den Trieb zu erhalten und dennoch die Verschattung zu verhindern.

VG

b-hoernchen
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Re: Hilfe beim Schnitt eines jungen Birnbaums (Spalier)

b-hoernchen » Antwort #5 am:

Morgrey hat geschrieben: 29. Jan 2020, 14:12

Meine Fragen sind die Folgenden:

1. Was muss ich wann abschneiden?


Der mit rotem Fragezeichen versehene Ast ist aus der Perspektive schlecht zu beurteilen. Ich würde schauen, dass ich da keine weit ausladenden Äst bekomme, sondern jeden der U-Schenkel wie eine schlanke Säule schneiden.

Äste, die untenrum wachsen, eher etwas steiler stellen, damit sie nicht verkümmern, eventuell auch auf nach oben weisende Augen schneiden - Vorsicht, wer zu dicht am Auge schneidet, riskiert, dass es eintrocknet.

Ich schneide 2019 gewachsenes Holz, wenn's nicht länger ist als bei dir auf deinem Foto, auf wenige (ca. 4 Augen) zurück, da geht kein Fruchtholz (das wäre heuer das 2018 gewachsene) verloren und du hast auch ein paar Augen für 2019 in petto gelassen.

Einer der obersten Triebe (türkises Fragezeichen) ist eventuell ein Konkurrenztrieb, den man ganz rausnehmen könnte... -?

Ansonsten gilt das, was meine Vorredner gesagt haben - Spaliererziehung braucht Zeit und Geduld, besonders, wenn der Baum so schwach wächst, wie deiner.

Das mit dem Doppel-U sehe ich kritisch, da ich kein entsprechendes Wachstum an geeigneten Stellen erkennen kann; wie carot schon geschrieben hat, du müsstest den Baum durch Brutalrückschnitt (meine Worte) zu Neuaustrieb zwingen... .

Da der Baum sehr schwach wächst, wäre jetzt im Winter bei trockenem und frostfreien Wetter die Zeit zu schneiden

Auf welcher Unterlage steht denn deine Birne? (Ich vermute mal eine Quitte).

Hat er schon getragen?

Welche Endhöhe schwebt dir vor (bitte konkrete Angabe, wieviele Meter).

Was hast du für Boden/ wieviel Niederschläge?
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Morgrey
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Re: Hilfe beim Schnitt eines jungen Birnbaums (Spalier)

Morgrey » Antwort #6 am:

Wow. Ich hätte nicht gedacht, in so kurzer Zeit so detaillierte und engagierte Hilfestellungen zu erlangen. Vielen Dank euch allen.

Carot, wenn ich deine Erklärung richtig verstanden habe, müsste ich die beiden Leitäste bei (1) und (2) kappen, um die blau eingekreisten Austriebe als neue Leittriebe aufzubauen. So besteht Hoffnung, dass in den orange markierten Bereichen (3) und (4) neue Seitentriebe erzwungen werden können, die dann als neue seitliche Leitäste etabliert würden. Sehe ich das richtig?

Zu welcher Jahreszeit sollte ich diesen starken Rückschnitt vornehmen?

Nochmals Danke und Gruß!

Moritz

Morgrey
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Re: Hilfe beim Schnitt eines jungen Birnbaums (Spalier)

Morgrey » Antwort #7 am:

B-Hoernchen, danke für deine Hilfe!

b hat geschrieben: 29. Jan 2020, 18:49

Das mit dem Doppel-U sehe ich kritisch, da ich kein entsprechendes Wachstum an geeigneten Stellen erkennen kann; wie carot schon geschrieben hat, du müsstest den Baum durch Brutalrückschnitt (meine Worte) zu Neuaustrieb zwingen... .
[/quote]

Ich glaube auch, dass das der einzige Weg zu einem Doppel-U wäre. Ich weiß aber noch nicht, ob ich mich traue, diesen Weg auch zu gehen. Ich denke mal darüber nach.

b hat geschrieben: 29. Jan 2020, 18:49

Auf welcher Unterlage steht denn deine Birne? (Ich vermute mal eine Quitte).

[/quote]

Exakt. Unterlage ist Quitte.

b hat geschrieben: 29. Jan 2020, 18:49

Hat er schon getragen?



Nein, der Baum hat bisher noch nicht getragen.


[quote author=b-hoernchen link=topic=Link entfernt!13425692#msg3425692 date=1580320158]

Welche Endhöhe schwebt dir vor (bitte konkrete Angabe, wieviele Meter).



Der Baum soll eine Endhöhe von 2m haben. Momentan reicht er da schon fast heran.

[quote author=b-hoernchen link=topic=Link entfernt!13425692#msg3425692 date=1580320158]
Was hast du für Boden/ wieviel Niederschläge?


Der Boden ist ein recht schwerer Lehmboden, sehr mineralisch. Im vergangenen Jahr hatten wir hier 848l/qm Niederschlag, mit 38l/qm am regenreichsten Tag. In 2018 hat es 590l, im Jahr 2017 970l und im Jahr 2016 812l pro Quadratmeter geregnet.

Viele Grüße! Moritz
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carot
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Re: Hilfe beim Schnitt eines jungen Birnbaums (Spalier)

carot » Antwort #8 am:

Morgrey hat geschrieben: 29. Jan 2020, 20:10
Carot, wenn ich deine Erklärung richtig verstanden habe, müsste ich die beiden Leitäste bei (1) und (2) kappen, um die blau eingekreisten Austriebe als neue Leittriebe aufzubauen. So besteht Hoffnung, dass in den orange markierten Bereichen (3) und (4) neue Seitentriebe erzwungen werden können, die dann als neue seitliche Leitäste etabliert würden. Sehe ich das richtig?

Zu welcher Jahreszeit sollte ich diesen starken Rückschnitt vornehmen?



Im Prinzip hast du das richtig verstanden. Du könntest mit dem Rückschnitt auch noch ein Stückchen weiter oben ansetzen, wo sich vielleicht besser geeignetere Leitastverlängerungen befinden. Ich bezweifele nämlich, dass sich die Triebe 1 und 2 als künftige Verlängerungen eignen. Diese scheinen die Funktion von Fruchtholz einzunehmen. Ich kann sie auf dem Foto leider nicht erkennen. Aber allein ihre Stellung und "Dimension" deutet auf Fruchtholz hin. Auf diese Triebe würde ich mich nicht konzentrieren.

Deine Schnittvorschläge würden ca. 2/3tel der Krone abwerfen. Das ist ein sehr starker Eingriff. Wenn der Baum gesund und gut versorgt ist, wäre mit relativ starken Neutrieben zu rechnen. Du willst aber keine sehr starke Triebreaktion mit schnell wachsenden Langtrieben. Diese hätten lange Internodien und somit weniger Möglichkeiten für die Bildung von Fruchtholz. Sie wären für die neuen Leitäste nicht optimal. Vermutlich bilden sich weiter unten auch geeignetere Seitentriebe, was aber einen unnötigen Engergieverlust für den Baum bedeuten würde (die kräftigen Triebe müssten entfernt oder sehr stark reduziert werden). Solche starken Neutriebe haben häufig auch ungeeignete Astabgangswinkel. Du willst eher eine mittelstarke Reaktion, bei der sich nur ausreichend Neutriebe bilden sollen, die du dann nach Belieben weiter behandeln kannst. Die notwendige Eingriffsstärke ist bei so kleinen Kronen aber schwer abzuschätzen, weil auch bei einer Halbierung der jetzigen Leitäste nicht wesentlich mehr Blattmasse übrig bliebe als bei deinen Vorschlägen. Ich würde die Krone aber nur dann so stark abwerfen, wenn die neuen Leitäste wirklich sehr tief gewünscht werden. Dann hättest du den Baum so aber gar nicht zu kaufen brauchen, sondern hättest auch gleich mit einer 1jährigen Veredelung starten können ;)

Verlängerungen zeigen idealerweise nach vorne aus dem Spalier heraus, so dass man sie wieder zurück ins Spalier binden kann. So vermeidet man zumindest optisch, dass unschöne seitliche Knicke entstehen. Die beiden Triebe würden die Leitastverlängerungen nach links versetzt erscheinen lassen. Das ist zwar nur die Optik. Um diese geht es beim Spalier aber auch.

Du willst mit dem Schnitt eine starke Reaktion provozieren. Es wäre also ein Winterschnitt angezeigt.

VG
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Re: Hilfe beim Schnitt eines jungen Birnbaums (Spalier)

b-hoernchen » Antwort #9 am:

Du willst einen schwachwüchsigen Baum sehr stark formen.

Um ein Schiff zu steuern, muss die Maschine genug Fahrt entwickeln. Ein Boot lässt sich nur steuern, wenn es genug Antrieb hat.

Der Baum hat noch nicht getragen und wächst trotzdem nur sehr schwach - da sind einfach zu wenig PS dahinter. Das wirst du ganz besonders sehen, wenn der Baum erst einmal trägt.

Quitte - da wäre die Frage, welche? Eventuell ist es sogar nur Quitte C (ich hab eine Gellerts angeblich auf Quitte A gekauft, da ist - ohne U-Form, schon bei 2m Schluss, fast kein Wachstum mehr, - vermutlich ist die Unterlage in Wirklichkeit Quitte C.

Williams ist dann nur eine schwachswüchsige Sorte.

Ich würd' das mit dem Doppel-U bleiben lassen.

Bei dichtem Lehmboden wäre noch die Frage, ob dein Boden kalkhaltig ist - Quittenwurzeln brauchen Luft, besonders, wenn der Boden kalkhaltig ist. Das wäre noch ein weiteres Wachstumshindernis.

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Re: Hilfe beim Schnitt eines jungen Birnbaums (Spalier)

cydorian » Antwort #10 am:

Da wäre ich nicht so sicher... Williams wird für solche Bäume aus Kostengründen hauptsächlich auf Pyrodwarf angeboten. Mit Quitte ist sie ja nicht verträglich und nicolieren bzw. Zwischenveredelung ist teurer. Wenn Zwischenveredelung, dann ist gerne BA 29 unten.
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Re: Hilfe beim Schnitt eines jungen Birnbaums (Spalier)

555Nase » Antwort #11 am:

Hier eine Williams Christ zum Spalier gezogen. Egal welche Spalierform angestrebt wird, es muß sehr tief mit den Seitenästen begonnen- und der weitere Wuchs nicht vernachlässigt werden.
Nicht jede Theorie kann idividuell in der Praxis zum Erfolg führen.

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Und eine Canal Red >>>

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Re: Hilfe beim Schnitt eines jungen Birnbaums (Spalier)

Roeschen1 » Antwort #12 am:

Nase,
sehr schöne Bäume,
interessant wäre ein Foto von jetzt nach dem Schnitt.
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555Nase
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Re: Hilfe beim Schnitt eines jungen Birnbaums (Spalier)

555Nase » Antwort #13 am:

Die Endknospenschnitte mache ich erst Feb.-März nach Wetterlage. Das Büschel an der Spitze schneide ich noch bis auf je 2 Knospen jährlich zurück. Das brauch der relativ stark wachsende Baum zur Kraftableitung, weil er ja in seiner natürlichen Wuchsform sehr eingeschränkt wurde und ich ihn nicht höher wachsen lassen möchte.

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Re: Hilfe beim Schnitt eines jungen Birnbaums (Spalier)

Roeschen1 » Antwort #14 am:

Kennst du die Unterlage?
Ich übe mich in einem Apfelspalierbaum im Topf.
Grün ist die Hoffnung
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