neo hat geschrieben: ↑28. Dez 2019, 20:35 ( Ich bin schon froh, wenn ich mir den ein oder anderen botanischen Namen merken kann...)
Genau das ist das Problem der Gärtner. ;) Wir müssen untereinander und mit unseren Kunden und Lieferanten kommunizieren. Dabei sind Namensänderungen sehr hinderlich.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Staudo hat geschrieben: ↑28. Dez 2019, 20:58 Genau das ist das Problem der Gärtner. ;) Wir müssen untereinander und mit unseren Kunden und Lieferanten kommunizieren. Dabei sind Namensänderungen sehr hinderlich.
Ich verstehe das gut.
Betr. Geranium finde ich es übrigens nicht so schlimm, wenn ich Geranium sage aber weiss, es ist Pelargonium. Hier sagt halt alle Welt Geranie, man erspart sich Erklärungen, die ich ja dann doch nicht korrekt botanisch geben könnte. ;)
Eine Frage an Die Lateinkenner unter uns. Jeffersonia dubia wurde zwischenzeitlich umgetauft zu Plagiorhegma dubium oder dubia. Ich würde sagen, Plagiorhegma ist femininum, deshalb dubia = zweifelhaft. Mehrheitlich wird aber dubium = zweifelhaft im Neutrum oder der Zweifel als Subjektiv, was aber als Artname keinen Sinn macht. Dazu fand ich eine Grafik aus Kopenhagen.
Plagiorhegma wird wohl griechisch sein, und da gibts Wörter auf -a, die neutral sind, mir fällt dazu das Phlegma ein. Oder das Diaphragma... dafür gibts im Latein weibliche Formen auf -us, Fagus sylvatica zB.
Aber Botaniker sind keine Sprachwissenschaftler. Nicandra physalodes hätte wohl N. physaloides heissen sollen, aber wenn in der Erstbeschreibung ein Schreibfehler sitzt, sitzt er da.
Dunkleborus hat geschrieben: ↑28. Mär 2020, 20:39 ... Nicandra physalodes hätte wohl N. physaloides heissen sollen, aber wenn in der Erstbeschreibung ein Schreibfehler sitzt, sitzt er da.
Dennoch wird so etwas per Regel oder Beschluss mitunter gerade gerückt.
Plagiorhegma ist ganz sicher altgriechisch entlehnt. Ich habe keine Quelle gefunden, die die Bedeutung erklärt. Es könnte sich aber auf die in einer schrägen Naht öffnende Samenkapsel beziehen. "Rhegma" in anderen Zusammenhängen habe ich als Neutrum gefunden.
Dunkleborus hat geschrieben: ↑28. Mär 2020, 20:39 .. dafür gibts im Latein weibliche Formen auf -us, Fagus sylvatica zB.
Danke für die Erklärungen. An Griechisch hatte ich gar nicht gedacht, aber das rh hätte mich darauf bringen müssen. rhegma bedeutet so etwas wie brechen, knacken
Dunkleborus hat geschrieben: ↑28. Mär 2020, 20:39 Plagiorhegma wird wohl griechisch sein, und da gibts Wörter auf -a, die neutral sind, mir fällt dazu das Phlegma ein. Oder das Diaphragma... dafür gibts im Latein weibliche Formen auf -us, Fagus sylvatica zB.
Aber Botaniker sind keine Sprachwissenschaftler.
Genau, alle Bäume sind im Lateinischen weiblich, auch wenn die Endung das nicht immer vermuten lässt. Mein Lateinlehrer hat die Geschichte eines Jungen immer gern erzählt, der von seinen Eltern eigentlich den Gattungsnamen der Eiche erhalten sollte, aber weil Quercus doch nicht so schön klingt, Fagus getauft wurde und damit einen weiblichen Namen erhalten hat.
à propos erstbeschreibung: die jeffersonia ist also zuerst als plagiodings beschrieben worden? oder jetzt nachträglich umbenannt worden, weil der damalige namenspate herr jefferson politisch irgendwie nicht korrekt war oder was?!
pro luto esse
moin
"(…) die abstrakten worte, deren sich doch die zunge naturgemäß bedienen muß, um irgend welches urteil an den tag zu geben, zerfielen mir im munde wie modrige pilze." hugo von hofmannsthal – der brief des lord chandos
aber ein wahnsinn ist das. irgendwann wird man unsere pflanzenbücher und -kataloge nicht mehr gut ohne "übersetzungs"matrix verstehen, genauso wie die gut 100 jahre alten englischen farnbücher, wo einige gattungs- und artnamen auch nicht (mehr) mit den heutigen übereinstimmen...
pro luto esse
moin
"(…) die abstrakten worte, deren sich doch die zunge naturgemäß bedienen muß, um irgend welches urteil an den tag zu geben, zerfielen mir im munde wie modrige pilze." hugo von hofmannsthal – der brief des lord chandos
zwerggarten hat geschrieben: ↑28. Mär 2020, 23:52 à propos erstbeschreibung: die jeffersonia ist also zuerst als plagiodings beschrieben worden? oder jetzt nachträglich umbenannt worden, weil der damalige namenspate herr jefferson politisch irgendwie nicht korrekt war oder was?!
Die politische Be- und Missliebigkeit hat in dem Fall wohl keine Rolle gespielt. Es geht hier darum, ob man die dubia- und die diphylla-Sippe in einer Gattung zusammenfasst oder nicht.
Da Jeffersonia als Gattungsname schon seit 1793 existiert, hätte er Priorität.
Laut dem etymologischen Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen: “plagios =waagrecht, quer, schief ...Plagiorhegma: zu plágios und gr. rhégma =Riss, Spalte: ...mit unerklärtem Benennungsmotiv“
Bestätigt Lerchenzorns Vermutung, dass es sich auf waagrechte oder schiefe Risse der sich öffnenden Samenkapsel beziehen könnte.
Dunkleborus hat geschrieben: ↑28. Mär 2020, 20:39 ... Nicandra physalodes hätte wohl N. physaloides heissen sollen, aber wenn in der Erstbeschreibung ein Schreibfehler sitzt, sitzt er da.
Dennoch wird so etwas per Regel oder Beschluss mitunter gerade gerückt.
Lassen die Botaniker sowas zu? Ich kenn's von den Zoologen her, daß das ein absolutes No-go ist. Apistogramma commbrae beispielsweise heißt immer noch so, obwohl's ein simpler Schreibfehler in der Erstbeschreibung war und eigentlich corumbae (nach dem Rio Corumba) hätte heißen sollen, während das Wort commbrae keinerlei Bedeutung hat. (Und Anophthalmus hitleri hat auch noch keiner umbenannt :-X)
Wer Saaten sät, wird Ernten ernten. (Sander Bittner)
Botaniker sind auch keine besseren Exemplare. Ich hatte mal irgendwo gehört, dass Condoleeza Rice eigentlich Condolcezza hätte heissen sollen, nach dem Begriff in der Musik con dolcezza... der Standesbeamte war sicher Hobbybotaniker. ;D