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Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar. (Gelesen 218301 mal)
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- dmks
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Weil vor mehr als 20 Jahren Fehler gemacht wurden, dies erkannt und die Praxis entsprechend geändert wurde.
Der Vorwurf aber besteht bis heute.
Die Pflicht der bedarfsgerechten Düngung auf Grundlage vorheriger Bodenprobe gilt seit 1996.
Es gibt heute Landwirte - die waren da noch garnicht geboren!
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- Alstertalflora
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Meinst Du, dass das noch im Boden befindliche Altlasten von vor über 20 Jahren sind, die immer noch zu einer Überschreitung der Grenzwerte führen? Dann wäre die - vorübergehende - Reduzierung der Düngermenge ja nicht so falsch. Wenn dann die Altbestände aufgebraucht sind, könnte man die Düngermenge ja wieder entsprechend anpassen.
- dmks
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Die Werte die im Grundwasser gemessen werden (und darum geht es ja meist) sind schon lange nicht mehr pflanzenverfügbar - und werden somit auch nicht auf dem Feld aufgebraucht.
Es wird derzeit nur gedüngt was wirklich auch aufgenommen werden kann - das ist realistisch; allerdings wird diese Menge mit der neuen Verordnung ins Minus gefahren.
Vergleichbar mit einer Buchhandlung, die per Verordnung 20% weniger Papier einsetzen darf.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Mir fehlt so ein bisschen die differenzierte Berichterstattung. Wie genau halten sich die Bauern an die Vorgaben? Stimmt es, dass aus religiösen Gründen tendenziös nach Brüssel gemeldet wurde?
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- Alstertalflora
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
dmks hat geschrieben: ↑27. Mär 2020, 23:53
Die Werte die im Grundwasser gemessen werden (und darum geht es ja meist) sind schon lange nicht mehr pflanzenverfügbar - und werden somit auch nicht auf dem Feld aufgebraucht.
Ok, dann bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als zu warten, bis der Überschuss im Grundwasser abgebaut ist. Von welchen Zeiträumen ist denn da auszugehen?
- thuja thujon
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
30-100Jahre, wenn es nicht natürlich bedingt ist. Das gibts auch.
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- Alstertalflora
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Was meinst Du mit „ nicht natürlich bedingt“?
- dmks
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Es gibt auch Unterschiede welche (Nähr) Stoffe im Boden/Grundwasser Zuviel vorhanden sind.
Ganz kurz zwei typische Probleme: Nitrat und Phosphor.
Nitrat, also Stickstoffverbindungen sind meist negativ geladene Ionen (NO3−) und werden im Boden nicht elektrochemisch gebunden. Das heißt relativ schnell in das Grundwasser ausgewaschen.
Phosphor-Ionen sind in der Mehrzahl positiv geladene Ionen und werden an das Bodenkolloid gebunden. Bleiben also lange in der oberen Bodenkrume gebunden.
Der Teufelskreis besteht darin, daß beide in natürlichen Düngern (Gülle, Stalldung) vorhanden und in gewissem Sinne Gegenspieler sind. Sinn der Düngeverordnung ist es nicht mehr Stickstoff/phosphor, sonstige im Boden zu lösen als von der aktuellen Pflanzenbestand aufgenommen werden kann. Das ist bei Stickstoff relativ gut zu steuern.
Phosphor entstammt oftmals zu starker organischer Düngung und dem früher mal hoch gelobten Klärschlamm, der zwar gut vom Düngeeffekt war, aber durch die damals in Waschmitteln stark auftretenden Phosphate auch eben dieses bleibende Problem brachte.
Hintergrund ist, daß sich im Boden natürliche Ton-Humus-Komplexe bilden, diese beeinflussen stark die Bodenfruchtbarkeit! Je mehr, umso besser.
Sie sind aber negativ geladen - stoßen also Nitrate ab, und binden Phosphate.
Ich hoffe das ist halbwegs verständlich zusammengefaßt? :-\
Ganz kurz zwei typische Probleme: Nitrat und Phosphor.
Nitrat, also Stickstoffverbindungen sind meist negativ geladene Ionen (NO3−) und werden im Boden nicht elektrochemisch gebunden. Das heißt relativ schnell in das Grundwasser ausgewaschen.
Phosphor-Ionen sind in der Mehrzahl positiv geladene Ionen und werden an das Bodenkolloid gebunden. Bleiben also lange in der oberen Bodenkrume gebunden.
Der Teufelskreis besteht darin, daß beide in natürlichen Düngern (Gülle, Stalldung) vorhanden und in gewissem Sinne Gegenspieler sind. Sinn der Düngeverordnung ist es nicht mehr Stickstoff/phosphor, sonstige im Boden zu lösen als von der aktuellen Pflanzenbestand aufgenommen werden kann. Das ist bei Stickstoff relativ gut zu steuern.
Phosphor entstammt oftmals zu starker organischer Düngung und dem früher mal hoch gelobten Klärschlamm, der zwar gut vom Düngeeffekt war, aber durch die damals in Waschmitteln stark auftretenden Phosphate auch eben dieses bleibende Problem brachte.
Hintergrund ist, daß sich im Boden natürliche Ton-Humus-Komplexe bilden, diese beeinflussen stark die Bodenfruchtbarkeit! Je mehr, umso besser.
Sie sind aber negativ geladen - stoßen also Nitrate ab, und binden Phosphate.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Wenn das Grundwasser recht viel Sauerstoff gelöst hat, liegt der Stickstoff nicht mehr als Ammonium vor, sondern immer mehr als Nitrat.
Und Nitrat kann bei Säuglingen mit Enzymmangel Probleme machen mit Nitrosaminbildung im Magen, diese Nitrosamine sind krebserrgend. Bei Erwachsenen ist Nitrat eher kein Problem.
Auf was dmks anspielt: Phosphat und Nitrat fördert die Algenblüte in Seen und Flüssen. Phosphat mit etwa Faktor 100 mehr als Nitrat. Also das Waschmittel, der Klärschlamm, der Kompost, das alte Blaukorn, das ist für die Algenblüte in manchen Seen verantwortlich. Gerade wenn oft der Boden gehackt wurde und so bei Starkregen in die Gewässer geschlämmt werden konnte. Erosion transportiert also den Phosphor von der Bodenoberfläche in die Gewässer.
Nitrat wird dagegen vom Regen in tiefere Bodenschichten gespült, das sammelt sich nicht an der Oberfläche. Wenn man zB Salat oder Kohlrabi im Hochbeet anbaut und zur Ernte noch hohe Stickstoffgehalte im Boden sind und danach kein Tiefwurzler mehr angebaut wird über Winter der den Stickstoff aufnimmt, wird der vom Salat/Kohlrabi nicht aufgenommene Reststickstoff mit der Zeit ins Grundwasser gespült. So geht wertvoller Dünger verloren und belastet die Umwelt.
Das wissen die Bauern seit Jahrzehnten und weil auch die Kommunen mittlerweile Kläranlagen haben müssen , ist das Wasser sauberer als vor 50 Jahren und es gibt zB. wieder Lachse in unseren Gewässern. Hier haben die meisten ihre Hausaufgaben gemacht.
Was einzelne schwarze Schafe machen mit ihrer Gülle ist illegal, war schon immer illegal und bleibt illegal. Auch mit der neuen DüVo mit 20% unter Bedarf. Auch wenn andere Bauern nun in manchen Gebieten nun nur noch so viel düngen dürfen, das die Gemüsequalität nur noch zum unterpflügen taugt weil Ketten wie Aldi, Lidl usw dem Verbraucher nur makellose Ware hinstellen wollen. Die akzeptieren jedenfalls keinen Blumenkohl mit Gelbstich, weil das Deckblatt wegen Stickstoffmangel nur halb entwickelt war und so die Sonne die weiße Blume gelb verfärbt hat. Das nimmt auch kein Tiefkühlhändler mehr an, sowas wird untergepflügt weils ernten zu teuer wäre, wenn die Erntehelfer nach D einreisen dürften.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
hat geschrieben: ↑1. Jan 1970, 01:00Und Nitrat kann bei Säuglingen mit Enzymmangel Probleme machen mit Nitrosaminbildung im Magen, diese Nitrosamine sind krebserrgend. Bei Erwachsenen ist Nitrat eher kein Problem.
Das Problem ist nicht die krebserzeugende Wirkung von Nitrosaminen, sondern die Gefahr der Bildung einer Methämoglobinämie und damit die Behinderung des Sauerstofftransports im Blut. Also potentiell tödlich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Meth%C3%A4moglobin%C3%A4mie
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
dmks hat geschrieben: ↑28. Mär 2020, 20:10
Phosphor-Ionen sind in der Mehrzahl positiv geladene Ionen und werden an das Bodenkolloid gebunden. Bleiben also lange in der oberen Bodenkrume gebunden.
Kleine Korrektur: Phosphor liegt in der Natur praktisch immer in Form negativ geladener Phosphationen vor (die sehr seltenen Verbindungen, in denen das anders ist, spielen in diesem Zusammenhang hier keine Rolle). Diese bilden mit Calcium, Eisen (und anderen Kationen) schwerlösliche Verbindungen und werden deshalb sehr stark im Boden festgehalten.
Beim Nitrat ist das aus den beschriebenen Gründen nicht der Fall.
- dmks
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Ich schieb's mal auf die späte Stunde! ;)
Fakt bleibt daß es Nährstoffe gibt die schnell ausgewaschen werden und welche die in der oberen Bodenkrume verbleiben (besseres Beispiel hier Kalium das ist positiv geladen und wie beschrieben am Bodenkolloid gebunden)
Die Bodenanalyse ermöglicht zu jedem Nährstoff und zur bedarfsgerechten Zeit eine entsprechende Düngung.
Fakt bleibt daß es Nährstoffe gibt die schnell ausgewaschen werden und welche die in der oberen Bodenkrume verbleiben (besseres Beispiel hier Kalium das ist positiv geladen und wie beschrieben am Bodenkolloid gebunden)
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