News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten!

Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar. (Gelesen 217935 mal)

Hier bist du richtig, wenn du nicht genau weißt, wohin mit deiner Frage oder deinem Thema!

Moderatoren: Nina, Phalaina, cydorian, partisanengärtner, AndreasR

Antworten
Benutzeravatar
RosaRot
Beiträge: 17844
Registriert: 11. Mai 2007, 20:53

Regenschatten Schattenregen Nordöstliches Harzvorland, Podsol, Regosol 7b 123m

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

RosaRot » Antwort #2100 am:

Da gibt es leider eine paywall.

Dieser Problematik wegen sind unsere Junglandwirte dabei einen insolventen Betrieb im Nachbardorf (samt Mitarbeitern) übernehmen (zu können) und haben außerdem seit längerem eine eigene Molkerei aufgebaut, da kann wenigstens ein kleiner Teil der Milch vernünftig verarbeitet und vermarket werden (auf sehr unterschiedlichen Vermarktungswegen). Eine Person (mehrere Ausbildungen im Finanzbereich, Landwirtschaftsstudium, Praxis seit der Kindheit, also wirklich fit) ist ausschließlich damit beschäftigt sich mit diversem unendlichem Papierkram und Ämtern (die sich gegenseitig behindern) herumzuschlagen etc. etc. Ohne sehr gute Anwälte, die engagiert werden müssen, geht es leider nicht immer. Weitere Erwerbszweige, die sich anbieten, werden ausgebaut.
Meine Hochachtung ist enorm.

Was ich vergaß hinzuzufügen ist, dass die 80jährigen Grosseltern selbstverständlich mittun, wo sie dies noch können (z.B. beim Kochen oder Backen für Großfamilie und Mitarbeiter, Gemüseanbau in gewisser Größenordnung, Hühnerhaltung usw.)
Viele Grüße von
RosaRot
Benutzeravatar
oile
Beiträge: 32080
Registriert: 9. Jan 2004, 20:13
Höhe über NHN: 35 m
Bodenart: sandig
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Markgräfin von Pieske, Gierschkultivatorin Brandenburg, zwei Gärten: Nähe Schönefeld und Nähe Fürstenwalde.

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

oile » Antwort #2101 am:

Bis jetzt ist es gut gegangen, sagte der Mann, als er am 13. Stockwerk vorbei fiel.

Don't feed the troll!
Benutzeravatar
Staudo
Beiträge: 35538
Registriert: 7. Jul 2007, 08:39
Kontaktdaten:

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Staudo » Antwort #2102 am:

Das ist wie mit dem berühmten Schafwollverarbeiter auf Rügen. ;)
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Benutzeravatar
RosaRot
Beiträge: 17844
Registriert: 11. Mai 2007, 20:53

Regenschatten Schattenregen Nordöstliches Harzvorland, Podsol, Regosol 7b 123m

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

RosaRot » Antwort #2103 am:

Was mich so fuchst ist, dass (junge) Leute, die neue Wege versuchen zu gehen, wo der Betrieb schon länger Bio ist, wo der Schutz von Insekten etc. überhaupt kein Thema ist, die sich unendlich bemühen, dennoch ständig Steine in den Weg gelegt bekommen, die in der Inkompetenz von Behörden (bzw. zu vielen Behörden, die strukturbedingt(?) gegeneinander agieren) oder widersinnigen, völlig praxisfernen Bestimmungen/Gesetzen, begründet sind, die den Bauern das Leben schwer machen.

Ich lasse es so im Allgemeinen, die Probleme, die hier zuweilen am Tisch (jetzt durch Corona weniger) besprochen werden, machen einfach nur fassungslos. Vor allem, weil sie so leicht vermeidbar wären.
Hier in Sa.-Anhalt ist es möglicherweise auch sehr ungünstig, dass die Ministerin zwar Grün ist, aber nicht aus der Landwirtschaft/Wirtschaft kommt, sondern aus einer völlig anderen Ecke. Das geht nicht.
Mit Hermann Otto Aikens hatten wir hier bis 2016 einen sehr kompetenten Mann an der Spitze des Ministeriums. Grün muss man dazu nicht sein.

Das Video mit dem Wollemann habe ich allen in der Sippe schon geschickt (zur Ermutigung und Ablenkung), genau solche Leute, praktisch, mit Tatkraft und interessanten Ideen werden gebraucht.
Danke auch für das Interview mit Onno Poppinga. Sehr sachlich, angenehm.
Viele Grüße von
RosaRot
Benutzeravatar
RosaRot
Beiträge: 17844
Registriert: 11. Mai 2007, 20:53

Regenschatten Schattenregen Nordöstliches Harzvorland, Podsol, Regosol 7b 123m

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

RosaRot » Antwort #2104 am:

Noch etwas, zum Insektenschutz.
Wir wanderten letztes Jahr hier in einer entlegenen Gegend im niederen Unterharz. Dort hatte ein Bauer Blühstreifen angelegt, mit Malven, Sonnenblumen etc. muss so eine Mischung gewesen sein.
In der Zeitung war zu lesen, dass er dies dieses Jahr noch ausweiten wird (welche Mischung er verwenden will, stand nicht dabei). darauf war er völlig richtig sehr stolz.
Parallel zu den landwirtschaftlich genutzten Flächen war in der Gegend genau zu studieren, wie die ursprüngliche Flora dort beschaffen ist, vorwiegend Trockenrasenlandschaft, mager.
So sind zwar die Malven und Sonnenblumen gut für Honigbienen und Hummeln, aber nicht unbedingt für die dort eigentlich lebenden oder leben sollenden Insekten, weil deren Ansprüche vermutlich ganz andere sind.
Ein Widerspruch?
Liege ich falsch in der Annahme, dass solche Blühstreifen eigentlich doch fehlgeleiteter Insektenschutz sind: zwar gut fürs menschliche Gemüt aber nicht unbedingt für die dort existente und evtl. auch bedrohte Fauna?
Viele Grüße von
RosaRot
Benutzeravatar
oile
Beiträge: 32080
Registriert: 9. Jan 2004, 20:13
Höhe über NHN: 35 m
Bodenart: sandig
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Markgräfin von Pieske, Gierschkultivatorin Brandenburg, zwei Gärten: Nähe Schönefeld und Nähe Fürstenwalde.

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

oile » Antwort #2105 am:

Nein, da liegst nicht falsch.
Wir hatten letztes Jahr im Ort "ungepflegte" Grünstreifen mit reichlich Steinklee, Natternkopf, Graukresse usw. Der Shitstorm war riesig. Man wollte es ordentlich. Wenn dort lauter Eschholzia usw. geblüht hätten, wäre der Beifall gewiss gewesen.
Bis jetzt ist es gut gegangen, sagte der Mann, als er am 13. Stockwerk vorbei fiel.

Don't feed the troll!
Benutzeravatar
RosaRot
Beiträge: 17844
Registriert: 11. Mai 2007, 20:53

Regenschatten Schattenregen Nordöstliches Harzvorland, Podsol, Regosol 7b 123m

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

RosaRot » Antwort #2106 am:

Die Blühstreifen dort waren außerhalb, entlang der Felder, das Aussehen wäre also völlig egal.

Ich muss einmal nachfragen, ob mit der Förderung solcher Blühstreifen auch Empfehlungen, wie die am jeweiligen Standort zu besäen wären, verbunden sind.
Viele Grüße von
RosaRot
Benutzeravatar
oile
Beiträge: 32080
Registriert: 9. Jan 2004, 20:13
Höhe über NHN: 35 m
Bodenart: sandig
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Markgräfin von Pieske, Gierschkultivatorin Brandenburg, zwei Gärten: Nähe Schönefeld und Nähe Fürstenwalde.

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

oile » Antwort #2107 am:

Es gibt Samenmischungen, genau abgestimmt auf den Standort. Ich glaube, lerchenzorn weiß da mehr.
Bis jetzt ist es gut gegangen, sagte der Mann, als er am 13. Stockwerk vorbei fiel.

Don't feed the troll!
Benutzeravatar
Staudo
Beiträge: 35538
Registriert: 7. Jul 2007, 08:39
Kontaktdaten:

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Staudo » Antwort #2108 am:

Diese Alibi-Blühmischungen stehen auf Ackerland und müssen zu Boden, Technik und Fruchtfolge passen.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Floris
Beiträge: 2219
Registriert: 11. Feb 2010, 13:48

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Floris » Antwort #2109 am:

Alles unter dem Vorbehalt, dass es Unterschiede zwischen den Bundesländern gibt:

Blühflächen auf Ackerland gibt es als Fördertatbestand schon recht lange, bei uns mehr als 15 Jahre, auch unterschieden zwischen mehrjährigen Blühflächen und einjährigen, die jedes Jahr neu angesät werden, oft auch auf wechselnden Flächen.
Die fachlichen Ansprüche an die einjährigen Blühflächen waren und sind eher gering, halt für blütenbesuchende Arten die weit verbreitet sind (etwa wie bei der Gartenvogelfütterung). Manchmal dienen die einjährigen Ansaaten auch nur dem Schutz vor übermäßiger Vermehrung der Ackerunkräuter auf Flächen die im Zusammenhang mit der Agrarförderung aus der Produktion genommen werden müssen.

Das Theater der letzten Jahre um den Insekten- und vor allem den Bienenschutz hob ja auch sehr stark undifferenziert auf die Honigbiene ab (Demonstranten im Biene-Maja-Kostüm etc.). Auf den Naturschutztagen in Radolfzell im letzten Jahr wurden unter anderem auch Projekte vorgestellt, wo großflächig solche einjährigen Ansaaten vorgenommen wurden. Sie wurden als beispielhaft sehr beklatscht.

Es gab aber auch all die Jahre schon die Stimmen, denen die allgemeine Förderung der häufigen Arten nicht reichte. Ähnlich wie bei den Stimmen zu der Krefelder Studie, die undifferenziert nur Menge ermittelt hat.
So haben sich inzwischen die Vorgaben zu den Saatmischungen geändert, hin zu heimischen Arten und bei den mehrjährigen Ansaaten auch zu Regiosaatgut (weshalb sich der Preis für Saatgut verdoppelt hat).
Auch die Kriterien für die zu bevorzugende Lage der Blühflächen unterliegen dem Wandel. Zu Beginn hieß es: am liebsten da hin, wo sonst nichts ist. Inzwischen sollen die Orte so gewählt werden, das vorhandene sonstige Biotope ergänzt werden.

Man sollte aber immer bedenken, dass es sich um Ansaaten auf Ackerflächen handelt, deren Standzeit zeitlich begrenzt ist, also was anderes als der Schutz und die Pflege von dauerhaften Beständen, z. B. im Grünland.
gardener first
Benutzeravatar
RosaRot
Beiträge: 17844
Registriert: 11. Mai 2007, 20:53

Regenschatten Schattenregen Nordöstliches Harzvorland, Podsol, Regosol 7b 123m

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

RosaRot » Antwort #2110 am:

oile hat geschrieben: 9. Feb 2021, 11:46
Es gibt Samenmischungen, genau abgestimmt auf den Standort. Ich glaube, lerchenzorn weiß da mehr.


Ja die gibt es natürlich, unsere hatten so etwas von hier auf Splitterflächen, mit der Betonung auf "Splitter", das ist noch etwas anderes als Ackerrandstreifen. Wuchs leider nicht gut wegen Trockenheit im falschen Moment.
(Ich erwäge so eine Mischung für unsere Auffahrt, darüber muss ich aber tatsächlich noch mal mit lerchenzorn parlieren.)

Aber Staudo hat wohl recht. Also doch eher Alibipflanzungen, wenn es sich um Streifen entlang von Äckern bezieht.
Der Nutzen ist also wie vermutet eher zweifelhaft.

Danke Floris für die weitere Erläuterung, da hatten sich die Beiträge überschnitten.

Ja, Regiosaatgut ist sehr teuer.
(Ich bekam einen Rest angeboten, der passt aber nicht wirklich zu unserem Boden (der kann schon 5 km weiter anders sein), deshalb habe ich nur ein weniges versuchsweise in den Brachflächen vor dem Grundstück eingesät. Mal sehen, ob etwas auftaucht.)
Viele Grüße von
RosaRot
Floris
Beiträge: 2219
Registriert: 11. Feb 2010, 13:48

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Floris » Antwort #2111 am:

RosaRot hat geschrieben: 9. Feb 2021, 11:09
So sind zwar die Malven und Sonnenblumen gut für Honigbienen und Hummeln, aber nicht unbedingt für die dort eigentlich lebenden oder leben sollenden Insekten, weil deren Ansprüche vermutlich ganz andere sind.
Ein Widerspruch?
Liege ich falsch in der Annahme, dass solche Blühstreifen eigentlich doch fehlgeleiteter Insektenschutz sind: zwar gut fürs menschliche Gemüt aber nicht unbedingt für die dort existente und evtl. auch bedrohte Fauna?

Warum fehlgeleitet? Der Schwerpunkt wurde einfach anders gesetzt. Man wird bei solchen Maßnahmen nie Beifall von allen Seiten erhalten.

Auch die allgemeine Förderung von verbreiteten Blütenbesuchern wird in unserem grün geführten Umweltministerium als förderungswürdig erachtet. Man nennt das dann eine "Honigbrache". Das heißt, der teilnehmende Landwirt tut etwas, was von höchster Stelle ausdrücklich empfohlen wird.
Kann natürlich sei, dass er heimlich grinst wenn er merkt, wie sich "die Naturschützer" im Streit um die Beurteilung von sowas in die Haare kriegen.

gardener first
Benutzeravatar
RosaRot
Beiträge: 17844
Registriert: 11. Mai 2007, 20:53

Regenschatten Schattenregen Nordöstliches Harzvorland, Podsol, Regosol 7b 123m

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

RosaRot » Antwort #2112 am:

;D
Letzteres glaube ich gern. Danke noch mal für die Erläuterungen.

Mit fehlgeleitet meinte ich nur, das Insektenschutz ja mehr als die Anlage von "Honigbrachen" umfassen könnte. Aber besser Honigbrache als keine.

Mittlerweile fand ich noch eine in gewisser Weise passende Publikation der Hochschule Anhalt, es geht es um Feldraine.
Viele Grüße von
RosaRot
Floris
Beiträge: 2219
Registriert: 11. Feb 2010, 13:48

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Floris » Antwort #2113 am:

werd' ich mir bei Gelegenheit mal durchlesen.

Feldraine und Säume sind dauerhafte Strukturen, hier haben wir mehr das Problem wann und wie oft die von Landwirten, Gemeinden oder dem Amt für Straßen- und Verkehrsunwesen da wo es sie noch gibt gemäht oder gemulcht werden.
Und, eben da sie dauerhaft sein sollen, bestehen bei der Neuanlage natürlich auch andere bzw. erhöhte Ansprüche an Saatmischungen.

gardener first
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 21123
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #2114 am:

Ökonomische Folgen und Folgen für die Ernährungssicherheit wenn die Europäische Biodiversitätsstrategie weltweit umgesetzt werden würde, eine Abschätzung der USDA.

https://www.fas.usda.gov/sites/default/files/2020-12/eb-30_summary.pdf

Wenn es in Europa eingeführt wird, schauen demnach Weltweit nur 22 Mio Menschen öfters mal in leere Regale, bei weltweiter Einführung wären es 185 Millionen. Gar nicht mal so viel, gemessen an der Gesamtbevölkerung des Planeten. Ich bezweifle allerdings, das der Deal der Natur wirklich etwas bringt. Ich hoffe wenigstens irgendeiner ist glücklich darüber.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Antworten