Tal des Chon Kemin
Da die steilen Wege in Richtung Berghütte (2800 m) aufgrund der Regenfälle in der Früh noch sehr schlammig und durch Viehtrieb kaum zu begehen waren, beschlossen wir einen späteren Startpunkt für die Wanderung. Ein Vorankommen war dennoch mühselig, da man sich teilweise in tiefem Schlamm bewegte, der das Schuhprofil verstopfte und einen bei kleinen Fehltritten aus dem Gleichgewicht brachte. Auch die Tretminen der Kühe waren deftig und tief. Das Obermaterial der Wanderschuhe zeigt heute noch Spuren davon. Gemein waren an der Oberfläche angetrocknete Fladen, die ihre halbflüssigen Untiefen verbargen. Die mehrfachen Bachüberquerungen waren auch nicht ungefährlich, da es manchmal nur glitschige Baumstämme als „Brücke“ gab.
Weiter oben erleichterten einige Hochebenen die Wanderung. Wir brachen aber nach dem Mittagspicknick in 2400 m Höhe ab, da es bis zur Berghütte noch steil heraufging und der Rückweg bewältigt werden musste. Immerhin schien jetzt überwiegend die Sonne und man konnte einige schneebedeckte Berge erblicken.
Mit der Ausnahme eines schlecht gelaunten Bullen machten die meisten Tiere keine Schwierigkeiten. Die Kühe benahmen sich und den wenigen Pferden (mit und ohne Reiter) konnte man ausweichen. Mücken habe ich auf der Reise fast gar nicht bemerkt und die wenigen Ausnahmen waren träge. Zecken sind jedoch in diesen Höhenlagen überall zu erwarten. Ohne guten Schutz zwischen Sträuchern und hohen Stauden zu wandern, wäre leichtsinnig. Neben einem chemischen Mittel zur Abwehr bestrich ich mich zusätzlich mit einer kirgisischen Creme mit Naturstoffen (Vanillin, Baldrianextrakt), das hier vor allem Kinder verwenden. Ich hatte Glück, denn die einzige Zecke, die auf mir herumwanderte, hatte ich rechtzeitig erwischt.
Bei den vielen Fotos musste ich auf vieles verzichten, Pflanzenbilder und Pflanzengesellschaften, Bachbilder und Landschaftsaufnahmen ermüden auf Dauer. So gibt es auch kein Foto der Himbeerhänge (das Dorf erntet jährlich über 100 Eimer), vom wilden Rhabarber, den Leguminosen, Farnen usw.
Tien Shan-Fichten (Picea schrenkiana)

Bachlauf


Allium


Der Weg außerhalb des Bergwaldes wurde schnell in der Sonne wieder griffig:

Wir werden verfolgt:

Ein freundliches Bienchen grüßt aus Lonicera (?):

Die Bestimmung war leicht mangels weiterer Arten – Paeonia intermedia


Jakobsleiter – das Blau ist himmlisch:


Das hier ist eine der besseren Brücken, auch wenn der Handlauf morsch war:

Dann sah ich oft eine Pflanze, die mich an Hippuris, den Tannenwedel, erinnerte. Das ist allerdings eine Rhodiola, evtl. Rhodiola semenovii, leider nie in Blüte.



Eine Gebirgsstelze

Kühe sind einfach überall:

Diese hübsche Pflanze sieht man häufig, eine Cortusa, evtl. Cortusa turkestanica?

Auf der großen Ampferebene. Mensch und Kuh verschwinden fast in den „Pferdeohren“, wie die Kirgisen die Pflanze nennen. Auf dem einen, etwas grellen, Handyfoto (gelobt sei WhatsApp) bin ich mit Kamera und Hut zu sehen




Endlich sah man Eis und Schnee vor sich (Ala Too):

Ein nicht sehr freundlicher Bulle versperrte den Weg. Wir mussten auf den Hang klettern, um ihn nicht zu reizen.

Schöne Felsen hat das Land, und es ist interessant, was darauf wächst


Diese Rhodiola fand ich auch fantastisch, evtl. Rhodiola linearifolia


Anemonastrum?

Viola acutiloba?

Und ein schöner Aurorafalter:


Nach der Rückkehr im Guesthouse gab es erfreulicherweise leckeren Lagman, ein Nudelgericht mit Fleisch und Gemüse. Die Spaghetti ähnelnden Nudeln werden in klassischer Manier aus Teig gezogen, und es gab wie beim Italiener sehr ähnliche Soßenflecke auf dem Hemd. Bei jedem Essen wird man außerdem gefragt, ob man grünen oder schwarzen Tee möchte. Wenn man das Wort „chai“ hört, sollte man zur Vermeidung von Irritationen nicht nur nicken, sondern auch die Teefarbe nennen. Den Tee gab es allerdings nur in Beuteln, war aber dafür vergleichsweise gut.
Danach spielte ich noch mit den beiden Katzen der Alm-Oma. Die hatte sich darüber gefreut und kam mit einem Becher leicht vergorener Stutenmilch zurück, noch fast ohne Alkohol. Das schmeckte scheußlich, aber ich trank tapfer aus. Glücklicherweise kam der Förster vorbei und zeigte auf das Rehwild auf den Hügeln vor uns und lieh sein Fernglas. So habe ich das saure Zeug fast nicht bemerkt. Ich kann mir aber vorstellen, dass die Milch, vollständig als Kumys durchgegoren, genießbar ist. Leider ging der Kelch des Pferdebiers an mir vorbei.
Am nächsten Tag ging es in den Kornochok-Canyon und nach Cholpon Ata.