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Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar. (Gelesen 221463 mal)

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lerchenzorn
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

lerchenzorn » Antwort #2535 am:

LadyinBlack hat geschrieben: 4. Mär 2023, 19:27
Das sehe ich komplett anders. Es gibt zu viele Regeln, die vor allem von kleineren und mittleren Betriebe gar nicht zu stemmen sind. Wir brauchen viel mehr Freiheit, ansonsten geht der unternehmerische Mittelstand, zu dem auch die Bauern gehören, kaputt. ...


Auch hier die Frage, worin genau die viel mehr Freiheit denn bestehen soll und welche Regeln und Beschränkungen Deiner Meinung nach am dringendsten zu beseitigen wären. Ich würde gern bewerten können, was Du im einzelnen so komplett anders siehst.

Beim Verkauf der Röderland-Flächen geht es doch gerade nicht dahin, dem landwirtschaftlichen Klein- und Mittelstand bessere Chancen zu geben. Ein Kapitalanleger steigt ein und übernimmt große Flächen und wird das vermutlich auch an anderen Orten tun, wenn sich die Chance bietet. Die Eigentumskonzentration in Ostdeutschland verstärkt sich weiter. Diese Sorte Anleger weiß übrigens meistens sehr gut, wie Fördertöpfe und und öffentliche Leistungen im allgemeinen anzuzapfen sind, so dass sich die Investition nach gar nicht so langer Zeit rentiert. Es ist dann noch ein Glück, wenn sich nicht gleich die ganze Landschaft verändert.

So wie z. B. hier, durch einen anderen "Landgrabscher", der aus ein paar hundert Kilometern Entfernung agiert: 700 ha Aufforstung auf einen Ritt. Von der heute noch abwechslungsreichen Wald-Feld-Landschaft wird danach nicht mehr viel übrig sein. Landschaftlich reizvolle und für die Tier- und Pflanzenwelt einigermaßen wertvolle Splitterflächen werden verschwinden und Randlinien verkürzt.

Oder hier, am anderen Ende des Bundeslandes das ungefähre Gegenteil, vom selben Unternehmen geplant: 250 ha Wald weg für Freiflächen-Photovoltaik (Der Link führt zur Eigenwerbung des Unternehmens). Hier der Link zum aktuellen Luftbild auf die angeblich "tiefen Spuren" der militärischen Vergangenheit. Dass die EigentümerInnen sich selbst als "mittelständisches Unternehmen" mit den "zentralen Geschäftsfelder(n) ... Landwirtschaft, Erneuerbare Energien, Immobilien sowie Pflege und Gesundheit" bewerben, ist bei den Eigentumsvolumen und Wirkungskreisen schon ein besonderer Leckerbissen. Aber klar, man braucht bei derartigen Geschäftsmodellen nicht allzu viele feste Angestellte.
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lerchenzorn
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

lerchenzorn » Antwort #2536 am:

lerchenzorn hat geschrieben: 27. Feb 2023, 20:21
LadyinBlack hat geschrieben: 27. Feb 2023, 19:38
... Zwar habe ich hier viele Seiten gelesen, aber trotzdem bin ich eben noch etwas fremd hier, und ihr seid mir auch fremd. ... [/quote]

...

[quote] ... wir (sehen) in vielen Bereichen bereits eine sog. "kalte Enteignung" ... . Flächen (werden) aufgrund gesetzlicher Bestimmung annähernd wertlos ...


Magst Du ein paar Beispiele beschreiben? Ich höre den Vorwurf öfter und finde ihn nicht immer berechtigt.


Die Frage war ernst gemeint und steht immer noch. Vielleicht findest Du doch noch die eine oder andere genauere Antwort?
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uliginosa
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

uliginosa » Antwort #2537 am:

thuja hat geschrieben: 15. Feb 2023, 21:41
lerchenzorn hat geschrieben: 15. Feb 2023, 21:16Gülle schlitzen oder schleppen? Kann aber alles mögliche sein, was da gerade ausgebracht wird.
Ja, nicht nur Biodünger in Form von Gülle, es könnten auch Asbest, Pestizide oder in ätzender Säure aufgelöste Leichenteile vom Nachbarn sein. Könnte.

Nun ja, 15.2., Ende der Sperrfrist. Es wird die Tage warm werden, man sieht es an der Gelbfärbung, die Gräser hungern jetzt schon, auch vor dem Vegetationsschub. Deshalb der Versuch, den Pflanzen das zu geben, was sie für eine gesunde Entwicklung brauchen.
Den Frost der letzten Tage durfte man leider nicht nutzen, um das ganze Bodenschonend zu machen.


Wenn ich beim Kartieren in Wiesen solche parallelen, braun gesäumten Schlitze finde wundere ich mich nicht mehr, dass dort außer Gräsern, Fuchsschwanz, Lolium, Dactylis, nicht mehr wächst. Na ja, vielleicht Löwenzahn und Stumpfblättriger Ampfer, ein paar Brennnesseln ... Immerhin bin ich dann schnell fertig.

Ist ja schon viel Arbeit, stundenlang durch eine Wiese zu streifen und immer mehr Arten aufschreiben zu müssen.
Viel Arbeit, aber reines Glück.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #2538 am:

Tja, vom zertrampeln fremder Flächen wird man halt auch nicht satt, sondern bekommt eher Hunger. ;)

Oder wollen wir sachlich über Verlustarme Ausbringung von Nährstoffen reden?
Ich halte auch nicht uneingeschränkt viel von den Schlitzen, fördert die Verunkrautung, wie du scheinbar auch schon festgestellt hast.
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uliginosa
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

uliginosa » Antwort #2539 am:

Obwohl ich nicht gerade kleine Füße habe, kein Vergleich mit der Belastung durch die Räder von Schleppern.

Schlitzen fördert wohl die Unkräuter, mit allen anderen, den Wiesenkräutern, die eigentlich ins Grünland gehören, räumt es aber sehr effektiv auf. Ich bin ja in der Regel in FFH-Gebieten unterwegs, wo artenreiche Flachland-Mähwiesen oder Auenwiesen erhalten werden sollen. Da ist das Ziel eben kein reiner Grasbestand, der 4 (-8) Mal im Jahr gemäht wird.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Staudo » Antwort #2540 am:

Letztlich ist es der Nährstoffeintrag, der für hohe Erträge und Artenarmut sorgt. Ob es mineralischer Dünger oder Gülle ist, ist egal. ;) Gleich neben meinem Grundstück habe ich auf einer kommunalen Fläche eine Streuobstwiese angelegt. Auf der ist die Artenvielfalt sicher zehnmal so hoch wie auf der benachbarten intensiv genutzten Wiese. Aber das ist alles bekannt.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Gartenplaner » Antwort #2541 am:

Wird hier ähnlich sein 8)
Die Wiese oberhalb meiner Obstwiese die Tage:
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #2542 am:

Hier bald im Garten, die nächsten Tage.
Und wenn es trockener wird und die bedürftigen Gemüse kommen, Kalkammonsalpeter.

Ausgebracht wird mit dem Batteriebetriebenen Schleuderstreuer.
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Harnstoff stabilisiert.jpg
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

555Nase » Antwort #2543 am:

"Batteriebetriebenen Schleuderstreuer". ;D Wie hat nur die Menschheit überlebt,
als der Bauer noch mit der Hand die Saat oder Dünger ausgebracht hat ??? :P
Gruß aus Karl-Chemnitz-Murx
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #2544 am:

Damals war sie nur halb so groß.

Den Stock für die Grundbodenbearbeitung nutzt heute auch fast keiner mehr.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

dmks » Antwort #2545 am:

Nö, aber Laptop und Elektrolytemessdings ;) Bodenproben, Sensoren, GPS...
"Bedarfsgerechte Düngung" auf Grund von Messwerten und Richtlinien.
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #2546 am:

So einen N-Sensor hätte ich auch gerne.

Etwas teurer ist dieser Kandidat hier, da muss man schon recht lange gerade aus fahren um den bezahlen zu können. Das ist ja das doofe, die Umeltfreundlichere Technik ist teuer.
https://www.youtube.com/watch?v=9JGuOGde8J0
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

555Nase » Antwort #2547 am:

Damit kannst du im Schrebergarten ganz schlecht wenden. ;D
Gruß aus Karl-Chemnitz-Murx
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

lerchenzorn » Antwort #2548 am:

Pestizide in D: Zu viel, zu verbreitet und gefährlicher als gedacht

Eine zweijährige Studie mit angepasster Messmethodik belegt, dass Pestizide vor allem bei singulären Niederschlagsereignissen in größerem Umfang in Kleingewässer gespült werden, als bisher belegt. Bisherige, weniger zielgenaue Probenahmen ließen die Gewässer oft belastungsfrei erscheinen.

Auch diese Ergebnisse sind diskussionswürdig. Mir fehlt ein Blick auf die komplexere Bedrohung der Artenvielfalt. Die Ergebnisse der Arbeit sind dennoch wichtig und ernüchternd, bei etwas Nachdenken aber nicht verwunderlich.
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Natternkopf
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Natternkopf » Antwort #2549 am:

Dankeschön Lerchenzorn. 🌷

Interessanter, ausführlicher Artikel.
Grüsse Natternkopf
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