News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten!

Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar. (Gelesen 222618 mal)

Hier bist du richtig, wenn du nicht genau weißt, wohin mit deiner Frage oder deinem Thema!

Moderatoren: Nina, Phalaina, cydorian, partisanengärtner, AndreasR

Antworten
Rieke
Beiträge: 4068
Registriert: 18. Mär 2009, 18:08
Bodenart: Sand auf Geschiebemergel mit Sandlinsen
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Rieke » Antwort #2595 am:

Die Maisäcker hier (Berliner Stadtgutflächen, langfristig verpachtet) sehen ziemlich übel aus. Ausgelaugter Boden, mickriger Mais und noch dazu pflügt der Landwirt jedes Jahr die Spazierwege unter bzw. bei den Waldflächen so nah wie irgend möglich an die Bäume. Für einen Waldrand bleibt da kein Platz mehr. Bis vor einigen Jahren hat er sehr, sehr zeitig im Frühjahr die Gülle ausgebracht, lange vor Vegetationsbeginn. GG hat mal Grundwasseranalysen unter einem ähnlichen Acker in Brandenburg gesehen. Das war noch in 80 m Tiefe mit Fäkalbakterien belastet.
Chlorophyllsüchtig
Benutzeravatar
Staudo
Beiträge: 35555
Registriert: 7. Jul 2007, 08:39
Kontaktdaten:

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Staudo » Antwort #2596 am:

Der Mais hat momentan erhebliche Probleme. Trockenheit und Herbizideinsatz setzen ihm zu. ;) Das mit den Flächen ärgert mich auch. Zum einen hat niemand das Recht, Spazierwege über fremdes Land anzulegen, zum anderen wissen die Bauern sehr genau, wo die Grundstücksgrenzen sind und dank GPS gibt es auch keine Ausreden mehr.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Benutzeravatar
Chica
Beiträge: 5853
Registriert: 23. Aug 2010, 15:20
Kontaktdaten:

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Chica » Antwort #2597 am:

Wenn die Böden jetzt endlich hin sind wäre es doch genau der richtige Zeitpunkt um mehrjährige Wildpflanzen einzusäen und Fördermittel mit abzugreifen. In einigen westlichen Bundesländern gibt es solche Äcker: Bayern, Baden-Württemberg, Niedersachsen sowie NRW. Ich weiß nur nicht, ob 330 bis 900 € Förderung je Hektar ausreichend sind. Manchmal wünschte ich mir ich wäre Landwirt und damit Herr über einige Hektar Boden 8). Schaut Euch doch einmal hier die Ackerfotos an, blühende Malven und Feldhasen! Ich habe hier hinter meinem Grundstück auch so einen Fitzelacker. Der liegt brach seitdem die Luzerne nicht mehr gemäht wird. Warum kann man da nicht so eine Mischung einsäen? Ich glaube so eine Biogasanlage gibt es hier um die Ecke.
Der schönste Garten ist der, der kurz vor dem Verwildern steht.
Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 21285
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #2598 am:

In Brandenburg mit den großen Betriebsgrößen ist es evtl üblich den 2ten GPS Teil für die Genauigkeit zu haben, hier im Südwesten sind die für die kleinen Betriebe (35ha ist groß) oft schon zu teuer. Der nächste Unterschied ist das hier eher Körnermais angebaut wird, fast kein Silomais. Körnermais braucht es wärmer, und die viele Biomasse kommt zurück aufs Feld als Humusquelle.
Hier wird Mais oder Weizen gerne angebaut weil es die Gemüsefruchtfolgen auflockert, also eine Gesundungsfrucht, die auch noch geld bringt und nicht so viel Arbeit macht. Also nicht viel Pflanzenschutz und keine Beregnungsrohre verlegen usw.

Das mit den Fkalbakterien in 80 Meter Tiefe: der Eintrag dürfte eine Weile her sein, bis Wasser oder Gülle in 80 metern Tiefe ankommt, vergehen ein paar Jahrzehnte. Evtl noch ein Relikt der Rieselfelder um Berlin zu DDR Zeiten.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Benutzeravatar
Staudo
Beiträge: 35555
Registriert: 7. Jul 2007, 08:39
Kontaktdaten:

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Staudo » Antwort #2599 am:

Chica hat geschrieben: 1. Jun 2023, 08:47
Wenn die Böden jetzt endlich hin sind wäre es doch genau der richtige Zeitpunkt um mehrjährige Wildpflanzen einzusäen und Fördermittel mit abzugreifen.


Mache es wie Frauenschuh.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 21285
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #2600 am:

Staudo hat geschrieben: 1. Jun 2023, 06:37
Bursche hat geschrieben: 31. Mai 2023, 23:58
Was für Herbizide werden da eingesetzt? In wie fern unterscheiden die sich zu Glyphosat?


Das weiß ich auch nicht, lässt sich durch googeln aber herausfinden. Vermutlich sind sie komplexer aufgebaut als Glyphosat und weniger intensiv hinterfragt. Früher war Mais eine Hackfrucht, musste also ebenso wie Rüben und Kartoffeln gehackt werden. Im Unkraut wächst Mais nicht.
Es gibt verschiedene, man wählt hauptsächlich nach der Leitverunkrautung aus. Die bekanntesten sind noch Triazinabkömmlinge, die HPPD-Hemmer und noch ein paar andere mehr.
Was beim Mais erforderlich ist, ist die Wirkung über den Boden über 4 Wochen hinweg, also später auflaufende Unkräuter werden auch noch mit erfasst. Das ist notwendig, weil Mais in der Jugendphase kein Unkraut verträgt, er setzt dann fast keine Kolben an. Durch den späten Reihenschluss kommt auch noch viel licht auf den Boden, was das Unkraut wachsen lässt. Das ist nicht wie beim engen Stand von zB Weizen, der so stark beschattet, das Unkraut unten eher an Lichtmangel stirbt.

Glyphosat ist ein ganz anderes Werkzeug. Unselektiv und spritzt man um reinen Tisch zu machen, damit man säen kann bzw gegen Wurzelunkräuter. 1 Woche später keimt es da schon wieder.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Benutzeravatar
Staudo
Beiträge: 35555
Registriert: 7. Jul 2007, 08:39
Kontaktdaten:

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Staudo » Antwort #2601 am:

thuja hat geschrieben: 1. Jun 2023, 08:50
Das mit den Fkalbakterien in 80 Meter Tiefe: der Eintrag dürfte eine Weile her sein, bis Wasser oder Gülle in 80 metern Tiefe ankommt, vergehen ein paar Jahrzehnte. Evtl noch ein Relikt der Rieselfelder um Berlin zu DDR Zeiten.


Seit Kaiserzeiten. ;)
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
Benutzeravatar
partisanengärtner
Garten-pur Team
Beiträge: 19092
Registriert: 27. Jan 2009, 08:22
Kontaktdaten:

Qualitatives Wachstum hat keine Grenzen. 6b

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

partisanengärtner » Antwort #2602 am:

Staudo hat geschrieben: 1. Jun 2023, 08:17
Der Mais hat momentan erhebliche Probleme. Trockenheit und Herbizideinsatz setzen ihm zu. ;) Das mit den Flächen ärgert mich auch. Zum einen hat niemand das Recht, Spazierwege über fremdes Land anzulegen, zum anderen wissen die Bauern sehr genau, wo die Grundstücksgrenzen sind und dank GPS gibt es auch keine Ausreden mehr.


Ganz so klar ist das nicht immer. Es gibt reichlich alte Wege auf fremdem Land die wegen ihrer langen Existenz geduldet werden müssten.
Das sind dann Wegerechte die nicht einfach durch Unterpflügen verschwinden. Das sie auch als Spazierwege genutzt werden ist ein Kolateralnutzen.
Nichtsdestotrotz werden auch solche Wegerechte missachtet.
Da müsste man anzeigen, aber auf dem Land wird sowas auch mal außergerichtlich in Selbstjustiz geregelt. (Eigene Erfahrung)
Sowas endet meist erst nach dem Tod oder Wegzug eines Kontrahenten.
Meist ein natürlicher Tod. ;) 8)
Wer zuviel jätet raubt sich manche Überraschung.

Axel
Rieke
Beiträge: 4068
Registriert: 18. Mär 2009, 18:08
Bodenart: Sand auf Geschiebemergel mit Sandlinsen
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Rieke » Antwort #2603 am:

thuja hat geschrieben: 1. Jun 2023, 08:50
Das mit den Fkalbakterien in 80 Meter Tiefe: der Eintrag dürfte eine Weile her sein, bis Wasser oder Gülle in 80 metern Tiefe ankommt, vergehen ein paar Jahrzehnte. Evtl noch ein Relikt der Rieselfelder um Berlin zu DDR Zeiten.

Die Fäkalbakterien waren unter einer Ackerfläche im Südosten Brandenburgs, da war weit und breit kein Rieselfeld. Und die Versickerung war schnell genug, daß die Bakterien noch lebensfähig waren, was ich bei Brandenburger Eiszeitsanden auch nicht so verblüffend finde. Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß Fäkalbakterien, d.h. E. coli oder Coliforme, im Grundwasser mehrere Jahrzehnte überleben.

Ich wollte immer mal in alten Karten nachsehen, ob die Wege dort eingezeichnet sind. So, wie sie mit anderen Wegen verknüpft sind, halte ich das für wahrscheinlich.
Hier ein Bild von der Situation im März 2020, noch ungepflügt:
Dateianhänge
Weg_März_2020.jpg
Chlorophyllsüchtig
Benutzeravatar
Chica
Beiträge: 5853
Registriert: 23. Aug 2010, 15:20
Kontaktdaten:

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Chica » Antwort #2604 am:

Ich glaube was man heute als Landwirt braucht um mit gutem Gewissen seine Arbeit verrichten zu können ist ein gewisses Maß an Innovationsbereitschaft und Pioniergeist, die Bereitschaft einfach mal über den Tellerrand zu schauen. Ich habe schon mehrere Sendungen mit zufriedenen Landwirten gesehen, die einfach moderne, neue (eigentlich uralte, nur angepasst) Wege der Ackerbewirtschaftung gehen und damit glücklich und mit sich im Reinen sind. Die sahen auch nicht verhungert aus. Der Klimawandel wird sowieso irgendwann jeden dazu zwingen.
Der schönste Garten ist der, der kurz vor dem Verwildern steht.
Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
Benutzeravatar
Chica
Beiträge: 5853
Registriert: 23. Aug 2010, 15:20
Kontaktdaten:

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Chica » Antwort #2605 am:

Staudo hat geschrieben: 1. Jun 2023, 08:56
Chica hat geschrieben: 1. Jun 2023, 08:47
Wenn die Böden jetzt endlich hin sind wäre es doch genau der richtige Zeitpunkt um mehrjährige Wildpflanzen einzusäen und Fördermittel mit abzugreifen.


Mache es wie Frauenschuh.


Dazu bin ich nicht (mehr) leidensfähig genug. Es muss einfachere Wege geben.
Der schönste Garten ist der, der kurz vor dem Verwildern steht.
Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
Rieke
Beiträge: 4068
Registriert: 18. Mär 2009, 18:08
Bodenart: Sand auf Geschiebemergel mit Sandlinsen
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Rieke » Antwort #2606 am:

Auf dem Bild ist die Situation nach dem Pflügen. Leider habe ich keine älteren Bilder. 2006 oder 2007, als wir da zum ersten Mal gelaufen sind, war der Weg zweispurig. Nach dem Pflügen ist nur noch der Trampelpfad neben dem eigentlichen Weg erhalten. Auf dem Bild bekommt man auch einen Eindruck von der Größe des Ackers. Die anderen Äckern in der Nachbarschaft, die zu dem gleichen Betrieb gehören, werden genauso bewirtschaftet.

Dateianhänge
Weg_April_2021.jpg
Chlorophyllsüchtig
Hyla
Beiträge: 4680
Registriert: 4. Sep 2018, 14:57
Wohnort: Östliches Niedersachsen
Region: Norddeutsche Tiefebene
Höhe über NHN: 43 m
Bodenart: Lehmiger Sand
Winterhärtezone: 7a: -17,7 °C bis -15,0 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Hyla » Antwort #2607 am:

Chica hat geschrieben: 1. Jun 2023, 06:34
Es haben schon andere über Alternativen zum Mais nachgedacht, spannend hier: "Passen Biogas und Biodiversität zusammen?".


Zur Durchwachsenen Silphie kann ich berichten, daß hier ein Versuchsfeld umgepflügt wurde.
Wir hatten gehofft, daß durch den Anbau von Alternativen andere Grünpflanzen zur Energiegewinnung angepflanzt werden könnten und das kleine Feld beobachtet. Anscheinend sind da aber derart viele Wühlmäuse drin gewesen, daß sich das nicht gelohnt hat. :-X
Ich glaube, es war fünf Jahre mit Silphie bepflanzt. Die Pflanzen waren über mannshoch und haben üppig geblüht, Insekten waren aber annähernd null zu sehen. Irgendwas muß bestäubt haben, denn Samen waren reichlich dran, die versprochenen üppigen Insektenschwärme blieben aber aus. Schmetterlinge bis auf vereinzelte Exemplare Fehlanzeige.
Liebe Grüße!


Wenn du denkst es geht nicht mehr,
kommt irgendwo ein Lichtlein her.
Benutzeravatar
Asinella
Beiträge: 909
Registriert: 15. Nov 2019, 20:01
Kontaktdaten:

Unterallgäu 680 m 6b

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Asinella » Antwort #2608 am:

Hyla hat geschrieben: 1. Jun 2023, 11:57
Ich glaube, es war fünf Jahre mit Silphie bepflanzt. Die Pflanzen waren über mannshoch und haben üppig geblüht, Insekten waren aber annähernd null zu sehen. Irgendwas muß bestäubt haben, denn Samen waren reichlich dran, die versprochenen üppigen Insektenschwärme blieben aber aus. Schmetterlinge bis auf vereinzelte Exemplare Fehlanzeige.

.
Na ja, irgendwo müssen die Insekten ja erst mal herkommen und sich entwickeln. Die Blüten alleine helfen nicht, die brauchen sie erst als Adulte.
.
Hier im Nachbardorf gibt es auch seit 5-6-Jahren ein kleineres Versuchsfeld. Das sieht zumindest im Vorbeifahren recht gut aus
Benutzeravatar
Gartenplaner
Beiträge: 21011
Registriert: 26. Nov 2010, 22:07
Wohnort: Süden Luxemburgs, ein paar Kilometer von der französischen Grenze
Region: „Gutland“, Süden Luxemburgs
Höhe über NHN: 274-281
Bodenart: „Töpfer“lehm
Winterhärtezone: 8a: -12,2 °C bis -9,5 °C
Kontaktdaten:

Nitwit! Blubber! Oddment! Tweak!

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Gartenplaner » Antwort #2609 am:

Chica hat geschrieben: 1. Jun 2023, 11:10
Ich glaube was man heute als Landwirt braucht um mit gutem Gewissen seine Arbeit verrichten zu können ist ein gewisses Maß an Innovationsbereitschaft und Pioniergeist, die Bereitschaft einfach mal über den Tellerrand zu schauen.
….
Der Klimawandel wird sowieso irgendwann jeden dazu zwingen.

So sieht’s aus.
Letztes Jahr hab ich interessiert den Bericht über einen Landwirt bei uns zur Kenntnis genommen, der angefangen hat, Quinoa anzubauen.
Und trotz Dürre sehr erfolgreich damit ist.
Zumal Quinoa bei Veganern begehrt ist, eine win-win-Situation auf vielen Ebenen.
Wer meinen Lern-Garten sehen will - unterm Goldfrosch-Bild den Globus klicken!

Erich Kästner, (1933/46), Ein alter Mann geht vorüber

“Frei zu sein bedeutet nicht nur seine eigenen Ketten abzulegen, sondern sein Leben so respektvoll zu leben, dass es die Freiheit anderer steigert.“ Nelson Mandela
Antworten