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Staudenwiese sinnvolles neues Gartenelement oder unnötige Wortneuschöpfung? (Gelesen 14634 mal)

Einjährige, Zweijährige, mehrjährige Stauden, Farne, Gräser, Zwiebelpflanzen ...

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Chica
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Re: Staudenwiese sinnvolles neues Gartenelement oder unnötige Wortneuschöpfung?

Chica » Antwort #60 am:

Extremkompostierer hat geschrieben: 25. Jun 2023, 09:57
Gartenplaner hat geschrieben: 24. Jun 2023, 18:15
Hmmm….ich hab hier eher den Eindruck, dass einige genervt sind/sich, ihre Art und Weise, zu gärtnern, ihren Garten zu gestalten, angegriffen empfinden
[/quote]


So ist es. Alle Gärtner halten sich ja für Menschen, die Gutes tun indem sie die Natur besonders schön gestalten.
Und dann kommen irgendwelche ökos und erklären sie zu Umweltfrevlern, und halten ihre geliebten exotischen Pflanzen für bessere Plastikblumen.


Also, ich erkläre ganz sicher niemanden zum Umweltfrevler :o :o. Wie kommt Ihr darauf ???? Ich hechele mit sicher manchmal anstrengender Vehemenz wissenschaftlichen Fakten hinterher und verlinke deshalb immer und immer wieder Westrichs Pollenliste und die Hitliste der Schmetterlingspflanzen auf Floraweb. Ich will nur Tatsachen aufzeigen und ärgere mich manchmal über ihre Verwischung, über ihre Weichspülung, über "alternative Fakten", ein Phänomen unserer Zeit glaube ich. Ich kann das leider überhaupt nicht nachempfinden, warum sich dadurch der eine oder andere angegriffen fühlt ???.

[quote author=Buddelkönigin link=topic=72515.msg4057666#msg4057666 date=1687616057]
Einen Link hätte ich auch noch:
https://staudenwiese.de/stimmungsvolle-staudenwiese/


Ich wollte jetzt dazu noch etwas schreiben, mache das aber eher doch nicht. Wer möchte kann sich ja mit den wissenschaftlichen Daten beschäftigen und dann alleine werten...

Der schönste Garten ist der, der kurz vor dem Verwildern steht.
Dr. med. Daniel Gottlob Moritz Schreber (1808-1861)
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Extremkompostierer
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Re: Staudenwiese sinnvolles neues Gartenelement oder unnötige Wortneuschöpfung?

Extremkompostierer » Antwort #61 am:

Chica hat geschrieben: 25. Jun 2023, 10:58

Also, ich erkläre ganz sicher niemanden zum Umweltfrevler :o :o. Wie kommt Ihr darauf ????


Ich beziehe mich nicht auf Dich.
Behaupte nur, dass es auf altmodische Gärtner so wirkt, wenn neumodische Gärtner sich als "Naturgärtner" bezeichnen.
Die Alten fühlen sich dann leicht angegriffen.
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Re: Staudenwiese sinnvolles neues Gartenelement oder unnötige Wortneuschöpfung?

Extremkompostierer » Antwort #62 am:

Mediterraneus hat geschrieben: 25. Jun 2023, 10:05
So ist es ;)

Ich bin kein Profigärtner. Versuche lediglich, Pflanzenwissen rüberzubringen


Entschuldigung, dachte Du legst für Kunden Gärten an.

Dann betrachte das "Profi" einfach als Lob für einen sehr kundigen und erfahrenen Gärtner, für den ich dich halte.
Bredehöft
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Re: Staudenwiese sinnvolles neues Gartenelement oder unnötige Wortneuschöpfung?

Bredehöft » Antwort #63 am:

Mich hat die Emotionalität in dieser Diskussion auch beschäftigt und ich möchte mal meine Gedanken dazu zur Diskussion stellen: Wir alle sind uns darüber klar, dass das Artensterben genau so bedrohlich ist wie der Klimawandel. Und ich denke, dass jeder sich bemüht, so verantwortlich wie möglich zu handeln. Aber: Da sind uns Grenzen gesetzt: Der Kunde hat andere Vorstellungen, die Umgebung akzeptiert bestimmte Anblicke nicht, die Expertise fehlt, der Pflegeaufwand ist höher, als man leisten kann usw. Das Gefühl, das entsteht, wenn man etwas will, aber nicht kann, jedenfalls nicht so, wie man will, nennt sich Frustration. Und wenn hier Menschen frustriert sind, weil sie eigentlich mehr für den Artenschutz tun möchten, das aber aus verschiedenen Gründen auf Grenzen stößt, dann ehrt sie das. Nur meine Bitte: Lasst eure Frustration und das Gefühl des Ungenügens nicht aneinander aus. Bei Chica habe ich verfolgt, dass keineswegs ihr Garten ein Biotop ist, sondern sie einen Bereich für Wildbienen reserviert hat und sie das mit wissenschaftlicher Akribie beobachet. Und wenn sie ihre Erkenntnisse hier teilen will, ist das löblich. Chica, es würde mich sehr schmerzen, wenn du deine Beiträge zurückhältst, weil du fürchtest, hier Aggressionen auszuösen.
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Re: Staudenwiese sinnvolles neues Gartenelement oder unnötige Wortneuschöpfung?

Gartenplaner » Antwort #64 am:

Mediterraneus hat geschrieben: 25. Jun 2023, 09:41
Dann dürften Gärten, also die, die noch welche sind, ganz schlechte Lebensräume für Tiere sein.

[/quote]
Nö, schlechte Lebensräume sicher nicht.
Nur eben für nicht wenige Arten schlechte Kinderstuben.

Mediterraneus hat geschrieben: 25. Jun 2023, 09:41

Aber eine naturgleiche Wildblumenwiese mit ausschliesslich heimischen Pflanzen in einer Gartensituation hinzukriegen, ist eine hohe Kunst. Ich habe viel Erfahrung und beschäftige mich nahezu rund um die Uhr mit Garten, ich traue mir das nicht zu.
Selbst mit bestem und noch so gebietseigenen Saatgut würde die Wiese früher oder später in Brennnesseln und kriechendem Hahnenfuß enden.
Gärten haben oft gute Erde, Schatten zwischen Gebäuden und letztendlich auch eine Nutzung durch ihre Besitzer.

[/quote]
Ist ein gut abgestimmtes, funktionierendes Staudenbeet so einfach zu planen - und vor allem, zu erhalten?
Ich sehe da keine so riesigen Unterschiede.
Auch dass der Boden zu gut, die Wiese in Brennnesseln und kriechendem Hahnenfuß enden würde, sind eher Vorurteile bzw. auch ein bisschen mangelndes Wissen.
Es gibt sehr viele Fettwiesen-Wiesenblumen, es macht keinen Sinn, auf besseren Böden eine extreme Magerwiese anzustreben - genauso wenig, wie in der prallen Sonne ein Schattenstaudenbeet.

Und wie oft wird im Garten dieses oder jenes mit dem Boden veranstaltet und untergemischt, um diese oder jenes pflanzen zu können 8)

Ein Teil meiner Wiese hier war früher Gemüsegarten, der Rest war 10 Jahre lang als Weide kräftig gedüngt worden, ich hab Brennnesseln und kriechenden Hahnenfuß, erstere sind seit Jahren auf dem Rückzug, einige Nester konstant - eine Ausbreitung versuchen sie in meinen paar Staudenbeeten.
Der kriechende Hahnenfuß bot vor nem Monat mit anderen Hahnenfuß-Arten einen sehr hübschen Blühaspekt und wird ansonsten von der extremen Konkurrenz in einer Wiese im Zaum gehalten.

[quote author=Mediterraneus link=topic=72515.msg4057915#msg4057915 date=1687678891]

Viele Stauden sind einfacher in Gartensituationen zu halten, bleiben gesitteter und planbarer in der Ausbreitung und letztendlich auch viel längerblühender als heimische Wildformen. Die Optik ist überzeugender, was letztendlich für viele ein Argument ist.


Ja.

[quote author=Mediterraneus link=topic=72515.msg4057915#msg4057915 date=1687678891]

Ich finde den Begriff "Staudenwiese" sehr passend, da die Betonung (also meine) bei STAUDENwiese liegt. Bei Stauden denke ich automatisch in erster Linie an Staudengärtnerei. Der Begriff suggeriert, dass da was gepflanzt wird.
Richtige Wiesen werden in der Regel nicht gepflanzt, sondern eher gesät.
In Abgrenzung zu Staudenbeeten würde ich sagen, dass Wiesen von unregelmäßiger Wiederholung geprägt sind, also nicht geplant z.B. in Drifts oder Gruppen gleicher Pflanzen angelegt.
Zudem ist die Dynamik in Wiesen größer als in geplanten Staudenbeeten, die ja farblich eher immer ähnlich bleiben sollen.

Insofern sehe ich das so wie Sarracenie. Bestmöglicher Kompromiss aus Nutzung und Biotop.


Dunnett sät zu einem Großteil seine Staudengesellschaften und Dynamik gehört zum Konzept dazu.

Ein gutes Beispiel für die Wichtigkeit von Namen ist doch “Schottergarten -Kiesbeet” ;D

Die Diskussion sollte doch um die Begriffsdefinition gehen, nicht um gefühlte Vorwürfe oder Angriffe,die so gar nicht da sind.
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Bredehöft
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Re: Staudenwiese sinnvolles neues Gartenelement oder unnötige Wortneuschöpfung?

Bredehöft » Antwort #65 am:

Ich kann natürlich verstehen, wenn man sich über formulierte Ansprüche ärgert, die man mit einer "Staudenwiese" nicht einlösen kann:

https://staudenwiese.de/artenreiche-bienenweide/

Ja, die Anmutung ist wiesenartig, Nektar und Pollen gibts auch, aber was unterscheidet dieses Konzept von den vielfältigen Sommerblumenmischungen "Insektenweide", deren begrenzter ökologischer Nutzen mittlerweile auch allgemein bekannt ist? Außer dass es hier um Stauden und nicht um Ein- und Zweijährige geht? In diesem Kontekt würde ich von Marketing im ökologischen Gewand (Greenwashing?) sprechen.
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Re: Staudenwiese sinnvolles neues Gartenelement oder unnötige Wortneuschöpfung?

Rüttelplatte » Antwort #66 am:

Egal wie ihr alle das nennt, Staudenwiese oder Wiese oder Magerrasen. Es sind und bleiben alles Kulturen die durch menschliches Handeln entstanden sind. Mal ne Frage so nebenbei, wo waren die Wiesen denn vor ca. 10000 Jahren? Meines Wissens nach bestand der größte Teil Deutschlands aus Wald, vornehmlich Buchenwald. Und würde man eine Brachfläche sich selbst überlassen wären in einigen Jahren kleine Bäume und Buschwerk vorrangig auf der Fläche.
Unkraut ist die natürliche Opposition zur Diktatur des Gärtners.
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Re: Staudenwiese sinnvolles neues Gartenelement oder unnötige Wortneuschöpfung?

Mediterraneus » Antwort #67 am:

Wir streiten nicht, greifen nicht an, jedenfalls will ich das nicht, wir diskutieren :D

Es wird nie eine eindeutige Definition des Begriffes "Staudenwiese" geben. Mag sein, dass der regulierungsgewohnte Deutsche, Österreicher, Schweizer oder Luxemburger (ist es anderswo auch so schlimm? ) für jedes Ding ein Regelwerk braucht. Wir sprechen über die "Staudenwiese der Gärten"

Aber anders als New German Style, Blackboxgardening, Wildgardening oder sonstwas hat der Begriff "Staudenwiese" den Vorteil, dass er sich einem Laien relativ leicht erklären lässt. Die Verbindung von Garten, Blumen und eben das "Wiesenhafte" , die Kombination aus ansprechender, gartengewohnter Optik und halt doch etwas naturverträglicherem Gärtnern mit nicht allzuviel Pflegeaufwand.
Das passt auch gut zum Gewohnten, lässt sich in eine Rasenfläche integrieren, zu Rosen, von mir aus auch als Insel in einen Schottergarten. Passt in die Stadt und aufs Land, in den Park und in die Verkehrsinsel.
Und vielleicht werden durch "Staudenwiesen" wieder viele Gärten bunter, auch wenn der Wattwurm aus dem Quellerwatt nicht gerade Zuflucht findet 8)
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Andere haben schließlich auch irgendeine Ahnung
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Re: Staudenwiese sinnvolles neues Gartenelement oder unnötige Wortneuschöpfung?

Felcofan » Antwort #68 am:

Ellenberg beschreibt in seiner Vegetation Mitteleuropas, dass die Glatthaferwiese, was vermutlich die idealtypische „Blumenwiese“ ist, seit ca. 200 Jahren (evtl länger, mein Gedächtnis hat da ne Lücke) verbreitet ist.
Vorbedingnung war, dass das Vieh eingezäunt wurde - statt vorher frei und wenig reguliert übers Allemd zu streifen- so dass einige Flächen nicht beweidet und kaputtgetrampelt sondern gemäht wurden. Diese Heuwiesen wurden mit Stallmist gedüngt und hießen deshalb Fettwiesen, im Gegensatz zu den ungedüngten Magerwiesen, wo eher Schafe unterwegs waren.

Glatthafer hält wohl nur auf Mähwiesen durch, oder erträgt punktuell kurze Beweidung. Er ist konkurrenzstark und investiert viel in Halme, bei zu häufiger Störung kann er dann nicht mehr

Da jedes Jahr beträchtlinge Mengen N aus der Luft deponiert werden, braucht es halt den Dünger nicht mehr (könnt aber sein, das der Stallmist mit seinem spezifischen NPK-Spektrum spezielle Arten gefördert hat)

Die Unmengen Gülle, die ausgebracht werden und etwa 5 Silageschnitte im Jahr, das drückt halt die Artenvielfalt.

Und ein Prof in einem Youtube-Vortrag (also, ganznregulär an einer Uni, nur mal mitgefilmt) hat ganz drastisch formuliert, dass die Vielfalt der wärmeliebenden Arten in der vorindustriellen Kulturlandschaft auf dem Rücken der hungernden Landbevölkerung getragen wurde.

Wenn die gekonnt hätten, hätten die auch was nachgelegt

Und Ken Thompson, Sheffield, konstatiert ganz trocken, dass sich wg des Artensterbens nichts grundlegend ändern wird, solange die Landschaft monofunktional ist, nämlich industriell-landwirtschaftlich



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Re: Staudenwiese sinnvolles neues Gartenelement oder unnötige Wortneuschöpfung?

Gartenplaner » Antwort #69 am:

R hat geschrieben: 25. Jun 2023, 12:50
…Mal ne Frage so nebenbei, wo waren die Wiesen denn vor ca. 10000 Jahren? Meines Wissens nach bestand der größte Teil Deutschlands aus Wald, vornehmlich Buchenwald. Und würde man eine Brachfläche sich selbst überlassen wären in einigen Jahren kleine Bäume und Buschwerk vorrangig auf der Fläche.

Neueste Forschungen fördern immer mehr Indizien zutage, dass zu der Zeit herumziehende Herden von verschiedenen Grossherbivoren eine Landschaft schufen, die am ehesten eine Ähnlichkeit mit englischen Landschaftsparks hatten - einzelne Grossbäume, Gruppen von Grossbäumen, auch mal geschlossene Waldflächen, aber eben durchsetzt mit vielen wiesenartigen Bereichen durch die Beweidung.
Als Mensch die Grossherbivoren dezimiert hatte, verdichtete sich der Wald, dem dann mühsam von den ersten Bauern wieder Freiflächen abgetrotzt werden mussten :)
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Re: Staudenwiese sinnvolles neues Gartenelement oder unnötige Wortneuschöpfung?

Gartenplaner » Antwort #70 am:

Mediterraneus hat geschrieben: 25. Jun 2023, 13:01
Wir streiten nicht, greifen nicht an, jedenfalls will ich das nicht, wir diskutieren :D

[/quote]
Soso 8)

[quote author=Mediterraneus link=topic=72515.msg4057602#msg4057602 date=1687606045]

3. Mir schwillt der Kamm, wenn ich so eine fanatisch naturschützerische Aussage höre.

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Re: Staudenwiese sinnvolles neues Gartenelement oder unnötige Wortneuschöpfung?

Sarracenie » Antwort #71 am:

die für alle !!!!! bedrohten Insektenarten nutzbare Staudenwiese gibt es übrigens nirgens.

Die einem bei " Blumenwiesen" ins Auge springenden artenreichen eher trockenen Magerrasengesellschaften sind in Mitteleuropa schon immer extrem selten anzutreffen gewesen da das gemäßigte Europa natürlicherweise zu mehr als 95% von dichten Laubwäldern bedeckt wäre/war. Und selbst wo es so was gibt ist ein Standort ein paar km weiter zum Großteil schon wieder mit ner ganz anderer Pflanzengesellschaft besetzt

Überall wo der Wald in Deutschland in den letzten 1000 Jahren gerodet wurde (also eigentlich fast überall ;D) und das Gro der "heimischen" Wiesenstauden - das Gro stammte übrigens einst aus dem mediteranen Raum und breitete sich erst mit dem imensen Holzbedarf des Imperium Romanun über Gallien bis nach Germanien aus - anschließend einwanderten sind die Böden schon immer eher nährstoffreich und eher frisch - feucht gewesen was das ausbreiten von spezialisierter Magerrasenvegetation schon immer massiv einschränkte. So was durch einen Bodenaustausch auf biegen und brechen in einen Magerrasen umwandeln zu wollen ist alles andere als nachhaltig und ökologisch ;D

MfG Frank
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Re: Staudenwiese sinnvolles neues Gartenelement oder unnötige Wortneuschöpfung?

troll13 » Antwort #72 am:

Bredeh hat geschrieben: 25. Jun 2023, 12:38
Ich kann natürlich verstehen, wenn man sich über formulierte Ansprüche ärgert, die man mit einer "Staudenwiese" nicht einlösen kann:

https://staudenwiese.de/artenreiche-bienenweide/

Ja, die Anmutung ist wiesenartig, Nektar und Pollen gibts auch, aber was unterscheidet dieses Konzept von den vielfältigen Sommerblumenmischungen "Insektenweide", deren begrenzter ökologischer Nutzen mittlerweile auch allgemein bekannt ist? Außer dass es hier um Stauden und nicht um Ein- und Zweijährige geht? In diesem Kontekt würde ich von Marketing im ökologischen Gewand (Greenwashing?) sprechen.

Ich habe im Winter und frühem Frühjahr versucht, eine der Pflanzungen von der verlinkten Webseite für mein Teichbeet auf kleiner Fläche zu adaptieren und das Ergebnis ist eher ernüchternd. Nicht etwa weil die verwendeten einheimischen Wildstauden für sich gesehen nicht wachsen wollen oder nicht attraktiv genug sind.
Einmal wird sich der wiesenhafte Charakter auf den tollen Fotos sich wohl nur in sehr großflächigen Pflanzungen zeigen, weil die Anzahl der verwendeten Arten sonst so reduziert werden muss, dass die Pflanzung nur in einem kurzen Zeitraum des Gartenjahres etwas für das Auge des Betrachters aber auch für die Insektenwelt bietet. Dafür müsste man zudem auch größere Gruppen unterschiedlicher Stauden pflanzen, damit schwächer wachsende Arten nicht von stärker wachsenden überwuchert und verdrängt werden werden.
Ich hatte relativ eng mit der Intention gepflanzt, rasch eine geschlossene Pflanzendecke zu erzielen. Trotzdem ist der Aufwuchs von unerwünschten Beikräutern so stark, dass ich bereits mehrmals jäten musste.
Nebenbei bemerkt... Einheimische Stauden aus dem Lebensbereich "Freifläche, frisch bis feucht", vor allem diejenigen, denen das Attribut "wechselfeucht" angehängt wird, funktionieren hier bei mir auf meinem Gartenboden auch ohne viel zusätzliche Bewässerung. Ich halte viele Pflanzen die natürlicherweise auf feuchten Wiesen oder an gewässerrändern vorkommen auch für mehr als "gartenwürdig". Aber man sollte sie dann vielleicht doch eher in klassischen Beetsituationen mit ausreichend Abstand voneinander und gezielter Höhenstaffelung pflanzen.
Gartenanarchist aus Überzeugung! Und ich bin kein Experte sondern immer noch neugierig...
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Re: Staudenwiese sinnvolles neues Gartenelement oder unnötige Wortneuschöpfung?

Chica » Antwort #73 am:

Bredeh hat geschrieben: 25. Jun 2023, 12:38
Ja, die Anmutung ist wiesenartig, Nektar und Pollen gibts auch, aber was unterscheidet dieses Konzept von den vielfältigen Sommerblumenmischungen "Insektenweide", deren begrenzter ökologischer Nutzen mittlerweile auch allgemein bekannt ist? Außer dass es hier um Stauden und nicht um Ein- und Zweijährige geht? In diesem Kontekt würde ich von Marketing im ökologischen Gewand (Greenwashing?) sprechen.


Ich hätte mir nie getraut das hier so zu schreiben aber das ist das was ich meine. Es gibt kaum einen Unterschied zum "Mössinger Sommer", wir sind nur auf Stauden und Gräser umgestiegen. Es gibt eine ganz klare Liste von Westrich. Da sind die Pollenpflanzen der Wildbienen Deutschlands für's erste erfasst. Und hart gesagt: alles was da nicht drin steht, ist als Pollenquelle, also für die Fortpflanzung/Arterhaltung von Wildbienen erst einmal anzuzweifeln bzw. eventuell für stark polylektische Hummeln brauchbar. Und das was ich bei staudenwiese.de in den Pflanzlisten sehe, entspricht einfach nicht der Aussage: "Wildbienen, Hummeln und Schmetterlinge finden hier von Frühjahr bis Herbst zuverlässig Nahrung." und das alles wäre blanker, ultimativer Naturschutz. Ist es nicht. Es ist 1.000 mal besser als ein Schottergarten, 1.000 mal besser als ein Koniferen-Englischer-Zierrasen-Garten aber Ziergräser frisst keine gräserfressende Schmetterlingsraupe, die Ansprüche der Tagfalter findet man z. B. hier und viele Wildbienen sind oligolektisch und brauchen Pollen von Wildpflanzen und sonst nix. Eine alternative Staudenpflanzung findet man auch bei Westrich. Natürlich gibt es unzählige andere Insektenarten. Aber Wildbienen und Schmetterlinge gelten oft als stellvertretende "Schirmart", wenn die zurecht kommen, sind die anderen oft abgedeckt. Ein Hinweis darauf, dass mit "Staudenwiesen" ein Kompromiss zwischen ökologisch nutzbar und schön anzusehen geschlossen wird und ich wäre zufrieden. Aber: "Die Idee für den Scapio-Wiesenkreis ist es, mit mehrjährigen Stauden und Gräsern eine Wiesenästhetik zu erzeugen. Die lebhafte Stimmung einer Wildstaudenwiese." ist das gleiche wie die lila Kuh von M...aber nicht reiner Naturschutz. Aber inzwischen wissen ja alle, dass Kühe nicht lila sind 8).
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Re: Staudenwiese sinnvolles neues Gartenelement oder unnötige Wortneuschöpfung?

troll13 » Antwort #74 am:

Trotzdem solltest du die Idee dahinter, die Verwendung heimischer Stauden in Kombination bzw. Ergänzung durch Gartenstauden aus anderen Florenbereichen nicht von vorherein abwerten. Auch wenn ich ein Konzept "Staudenwiese" rein gestalterisch und gartentechnisch in kleineren Gärten kaum für sinnvoll und machbar halte.
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