News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten! | garten-pur unterstützen mit einer Spende oder über das Partnerprogramm!

Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar. (Gelesen 230586 mal)

Hier bist du richtig, wenn du nicht genau weißt, wohin mit deiner Frage oder deinem Thema!

Moderatoren: Nina, Phalaina, cydorian, partisanengärtner, AndreasR

Antworten
ringelnatz
Beiträge: 2533
Registriert: 29. Okt 2019, 12:23
Kontaktdaten:

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

ringelnatz » Antwort #3000 am:

Ich sehe schon im Verlauf der Zeit einen Wandel hin zu tendenziöserer Berichterstattung allgemein (also das gesamte politische Spektrum betreffend).

Die Ursache liegt in meinen Augen zum Einen darin, dass zunehmend weniger Uneindeutigkeit ausgehalten wird. Entweder du bist voll für etwas oder voll dagegen. Diese Haltung herrscht sowohl in der Bevölkerung, als eben auch in den Redaktionen, wo ja auch ganz normale Leute arbeiten.
Zum Anderen: Social Media kann eine Ursache sein, das Eindampfen von Aussagen auf ein Minimum und damit das zunehmende Fehlen differenzierter Darstellung.

Ich erwarte von einem guten Medium, dass es Probleme differenziert darstellt. Vielleicht nicht immer in einem Artikel, aber dann halt mit verschiedenen Artikeln, die verschiedene Blickpunkte darstellen.

Zu sagen, man müsse einfach verschiedene Medien konsumieren, reicht nicht. Wenn ich überall nur schwarz und weiß lese, wird daraus nicht grau.
Nicht jeder hat immer Zeit und auch nicht immer die kognitive Kapazität sich selbst ein differenziertes Bild zu machen. Im Ergebnis ist man halt dann entweder voll auf der einen oder auf der anderen Seite.

Von daher sehe ich schon auch die Beteiligung der Medien am Niedergang des Diskurs und im Umkehrschluss auch deren Verantwortung den Diskurs wieder zu verbessern. Ansätze sehe ich z.B. in der taz, wo nach wochenlang plumpestem Bauern-Bashing (J.M.) plötzlich zwei sehr differenzierte Artikel (incl. eines Interviews) auftauchten. Trotzdem zu wenig..

Was du zu den Verteilungskämpfen sagst - hier stimme ich dir voll zu!
Benutzeravatar
sempervirens
Beiträge: 4775
Registriert: 12. Dez 2023, 08:58
Region: Mittelgebirge
Höhe über NHN: 270
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

sempervirens » Antwort #3001 am:

Thomas hat geschrieben: 8. Jan 2024, 23:00
sempervirens hat geschrieben: 8. Jan 2024, 22:45
Die politische Debatte generell
Empfinde ich als vergiftet, unehrlich und oftmals falsch Gewichtet


Das ist das zentrale Problem: Immer mehr Menschen empfinden anscheinend ähnlich. Und das nutzen AFD und Konsorten aus und vergiften so die Grundlagen unseres Staates.

Dabei:
- Die AFD würde ebenfalls Subventionen streichen, ist auch sonst gegen vieles, was die, die sie wählen, erwarten;
- CDU-Politiker wie Merz schüren das Feuer, um von diesen Menschen zu profitieren; über Söder / Aischwanger mag ich nichts sagen;
- Die SPD schafft es nicht, sich ein aktuelles sozialdemokratisches, dabei auch glaubwürdiges UND durchsetzbares Profil zu schaffen;
- die Grünen sind zu blauäugig und gutgläubig losmarschiert und werden (Habeck!) in ihrem Engagement nicht für voll genommen;
- und die FDP - nun, über deren Selbstrettungsversuche im Kampf um die 5%-Hürde kann man nur seufzen.

Was folgt daraus? -

Das ist eine Bewährungsprobe für die Demokratie. Aber so sind Demokratien: Beschwerlich, ärgerlich, langsam, in den Lösungen mittelmäßig und oft / meistens hinter dem Optimum zurückbleibend.

Aber wie soll es sonst gehen?

Ich jedenfalls mag es nicht, wenn dazu beigetragen wird, die Demokratie, ihre Institutionen und Vertreter, zu desavouieren.

Bleibt gesund und optimistisch! :D


Ja die AFD macht eher Politik für Wohlhabende und Vermögende neudeutsch würde man wohl für die "Old Money" - Fraktion, nicht umsonst gibt es sehr viele reiche Unternehmer, die diese Partei unterstützen.

Die Wähler der AfD werden vor einen Karren gespannt, dessen Interessen nur teilweise mit ihnen überschneiden.

Dies geschieht durch Verunsicherung, Weglassen von Einordnungen ( Was wäre denn Konsequenz wenn man dieses oder jenes unterlässt/unternimmt bspw EU-Austritt, ) bzw. absichtliches Weglassen von Kontextinformationen, teilweise aber auch Übertreibungen, Perversionen der Wirklichkeit.

Leider wird egal was man macht es so gedreht und gewendet, dass es wiederum ins eigene Bild passt.

Es werden auch oftmals berechtigte Kritik vorgetragen, dann aber so getan als wüsste das niemand oder das es unlösbar wäre und gleichzeitig vermengt mit Falschbehauptungen.

Klar das ist bei jeder Partei so dank confirmation bias, Lager bias und ähnlichem. Aber bei anderen Parteien erkenne ich noch eine gewisse Selbst Reflexion, die man bei der AfD in großen Teilen vermisst.

Die Partei und ihre Anhänger sind zudem auch nicht wirklich konsistent in ihren Aussgen, oftmals sogar widersprüchlich, zudem habe ich das Gefühl das ihre Thesen nicht zu Ende gedacht sind.

Bspw was habe ich letzens gehört im Kontext mit den Bauernprotesten:
- These Deutschland sollte Energie unabhängiger sein ( würde ich auch erstmal so sehen)
- wir haben hier Kohle und Gas das sollten wir fördern ( kann man meientwegen auch noch vertreten)
- gleichzeitig Fracking Gas aus dem Ausland ist böse, während das meiste Gas in Deutschland nur mithilfe von Fracking Gas gewonnen werden kann
- windräder und pv sind schlecht "weil sie die besten böden der Welt versiegeln würden"
- neben der Tatsache das man auf Feldern mit Windrädern oder PV (Stichwort Agri-PV) im Sinne von Dual-Use sehr wohl Landwirtschaft und Energieproduktion betreiben kann ( und das viel effizienter als wenn man Pflanzen für die Energieerzugung anbauen würde)
- Während dessen die Kohle Tagebaue die hektaweise Boden vernichten, mich würde ja mal interessieren: Fläche aller Windrad Fundamente addiert im Verhältnis zu der Fläche die dem Abbau in Kohle Tagebau geopfert wurde
- hinzu kommt irgendwann erreicht man mit Windrädern eine optimale Verteilung und Bebauung die Versiegelung würde also an diesem Punkt stagnieren, während jene bei Kohle solang fortschreitet bis keine Kohle mehr da ist (sprich es ist nicht sehr nachhaltig und irgendwann braucht man nunmal eine echte Alternative zur Energieerzeugung)
Benutzeravatar
RosaRot
Beiträge: 17857
Registriert: 11. Mai 2007, 20:53

Regenschatten Schattenregen Nordöstliches Harzvorland, Podsol, Regosol 7b 123m

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

RosaRot » Antwort #3002 am:

Mir fällt gerade etwas ein, das mit Landwirtschaft nichts, mit Geldausgeben und "Zukunft" aber wohl etwas zu tun hat. Ich verstehe es nicht als Beitrag zur Diskussion sondern eher als Illustration am Rande.

Über Sinn oder Unsinn dieser Investition (bzw. über den geistigen Inhalt des Ganzen) ist in den regionalen Medien hier im letzten Jahr reichlich (kontrovers) debattiert worden. Ich stelle dieses Beispiel nur deshalb ein, weil es verdeutlicht, welche Projekte Bundesregierung/Parlament für so wichtig erachten, dass diese weiter verfolgt werden. (Die Idee zu diesem Vorhaben stammt wohl aus dem Jahr 2020.). Die wenigen Kommentare zeigen "Volkes Stimme".., der weitere verlinkte Kommentar umreißt die (geistige) Problematik an sich, der zweite verlinkte Kommentar von einem (Kultur)Redakteur, dessen Beiträge ich seit langem sehr schätze, ist leider hinter paywall (ich las ihn damals in der Druckausgabe.)

Zukunftszentrum Deutsche Einheit MDR vom 17.11.2023

Kommentar dazu.

Kommentar
Viele Grüße von
RosaRot
Benutzeravatar
sempervirens
Beiträge: 4775
Registriert: 12. Dez 2023, 08:58
Region: Mittelgebirge
Höhe über NHN: 270
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

sempervirens » Antwort #3003 am:

ringelnatz hat geschrieben: 9. Jan 2024, 10:44


Von daher sehe ich schon auch die Beteiligung der Medien am Niedergang des Diskurs und im Umkehrschluss auch deren Verantwortung den Diskurs wieder zu verbessern. Ansätze sehe ich z.B. in der taz, wo nach wochenlang plumpestem Bauern-Bashing (J.M.) plötzlich zwei sehr differenzierte Artikel (incl. eines Interviews) auftauchten. Trotzdem zu wenig..




Schon vor Jahren hat Eli Pariser vor der "Filter bubble" gewarnt, andere vor "Echokammern" oder vor der "cyberbalcanization"

Durch Filteralgorithmen oder foren wie dieses hier finden immer mehr Menschen zusammen mit ähnlichen Ansichten die sehr extrem ins nischige gehen können, die es in Prä-Internetzeit nicht gegeben hätte.

Aufm Dorf hätte man sicherlich Gartenbegeisterte kennengerlent, aber ob dann jemand dabei ist der auch extrem vernarrt ist in Lerchensporne oder ähnliche spezielle Pflanzen ?

Wohl kaum, so finden also Menschen mit deutlich nischigeren, speziellerem Ansichten/Interessen zusammen. Und die Algorithmen helfen ihnen diese Echokammern zu finden.

Gleichzeitig basieren die Empfehlungsalgorithmen oft auf kollaborativen Filtern ( sprich ein Nutzer klickt etwas und der Algo wertet die Interaktion ("Gefällt mir", "Like", "Dauer des Aufenthalts" und ähnliche Anahltspunkte) des Nutzers, als "dieser Inhalt hat Nutzer A gefallen"

Dann gibt es einen Nutzer B dessen Präferenzen von dem Algo als sehr ähnlich zu dem Nutzer A interpretiert und zieht den den Schluss "dieser Inhalt hat Nutzer A gefallen, also gefällt er sicherlich auch Nutzer B".

Dadurch kann es zu einer weiteren Verstärkung des eigenen Meinungsbild kommen, da man nur noch inhalte angezeigt bekommt, die den eigenen Interessen und Geschmack betreffen

Hinzukommt noch das durch das Internet alle Nutzer zu Prosumern geworden sind, die Inhalte produzieren können ( Posts, Kommentare etc) und gleichzeitig konsumieren.

Es einen höheren ökonomischen Druck für die Medien gibt, da jetzt so ziemlich jeder seine Meinung preisgeben kann, sodass die Medien nun in Konkkurenz zu Einzelpersonen auch "clickbait" betreiben

Denn sind wir mal ehrlich bspw. ein kurzes reißerisches Video klickt sich besser als ein differenziertes und langes
Benutzeravatar
hobab
Beiträge: 3851
Registriert: 20. Apr 2008, 17:05
Wohnort: Berlin
Bodenart: Sand
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

hobab » Antwort #3004 am:

Sempervirens - ich find diesen Thread interessant, grade weil so oft gegensätzliche Meinungen aufeinanderprallen. Da lernt man mehr als in Zeitungen, finde ich.
Klar, es gibt auch die Lerchenspornthreads, warum auch nicht, aber die soziale Medien sind nun mal was sie sind und was gibt es außer Reglementieren (in der Landwirtschaft grade bitter beklagt, ebenso in Schule und Regionalverwaltung) für Möglichkeiten da was zu verbessern?
Berlin, 7b, Sand
Benutzeravatar
michaelbasso
Beiträge: 1305
Registriert: 24. Nov 2005, 17:43

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

michaelbasso » Antwort #3005 am:

War es denn jemals anders? Haben Medien jemals ein neutrales Bild mit Argumenten und Gegenargumenten gezeigt?
Ich glaube da ist vieles Wunschdenken. In der Kohlzeit war es viel einseitiger, die Medien viel eindeutiger regierungsnah, andere Positionen hatten viel mehr mit Marginalisierung zu kämpfen.
Meiner Meinung nach, spiegelt die Vorstellung Medien seine objektiv gewesen, nur die eigene Rezeption der Medien wieder, sprich, man war mit dem was gebracht wurde tendenziell einverstandener und hatr es deshalb nicht bemerkt.

Heute ist die Medienlandschaft viel diverser und man wird mit Positionen konfrontiert, die man nicht mag. Das kannte man vor 25 Jahren, ohne nennenswertes Internet kaum, man mußt danach speziell suchen.

Insgesamt empfinde ich die ÖR schon als ausgewogen, natürlich mit Aussetzern und ich stimme nicht mit allem überein. Bei vielem sogar gar nicht, aber eine Mission kann ich da nicht erkennen. Dazu sind die Sendeformate zu unterschiedlich. Das einzige was ich erkenne ist eine staatstragende Tendenz, den Staat an sich nicht in Frage zu stellen, das ist aber eine vernünftige Position, ohne diesen Konsenz funktioniert kein Staatl.
Lüneburg, Niedersachsen
Benutzeravatar
Blush
Beiträge: 2673
Registriert: 16. Jun 2022, 22:17
Kontaktdaten:

Süd-Westliches Mecklenburg, Klimazone 7a/b

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Blush » Antwort #3006 am:

Ich lese und las gern die ZEIT. Erstens, weil in der gedruckten Ausgabe eben nicht die aktuellen Tagesmeldungen wiedergekäut wurden, sondern weil Themen ausführlich eingeordnet werden können. Online sieht es natürlich anders aus, da geht es auch um Klicks, um Aufmerksamkeit. Hier aber zum Thema Landwirtschaft zwei Artikel aus der online-Redaktion.

Frau Künast von den Grünen und die FDP sprechen sich für eine Debatte über die Agrarpolitik und einen möglichen Wandel aus. Die CDU hält mit einer Befürchtung entgegen, die, wie wir in den letzten Tagen zusammengetragen haben, längst eingetreten ist, eine Veränderung wird abgelehnt.

https://www.zeit.de/politik/deutschland/2024-01/bauernproteste-renate-kuenast-subventionen-agrarpolitik

Und hier eine Reportage über die Auftritte von Hubert Aiwanger gestern bei den Protesten.

https://www.zeit.de/politik/deutschland/2024-01/hubert-aiwanger-bauernproteste-freie-waehler-ampel

Michael, ich stimme Deinen Ausführungen über den Markt und seine Mechanismen sowie der Einhaltung der Schuldenbremse zu. Obwohl ich öfters denke, dass ich froh bin aufgrund meines Alters gewisse Entwicklungen nicht mehr erleben zu müssen, möchte ich den Lebensrest aber doch zuversichtlich verbringen.
"Der andere könnte recht haben."
        Frei nach Frank Elster
Benutzeravatar
sempervirens
Beiträge: 4775
Registriert: 12. Dez 2023, 08:58
Region: Mittelgebirge
Höhe über NHN: 270
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

sempervirens » Antwort #3007 am:

hobab hat geschrieben: 9. Jan 2024, 11:27
Sempervirens - ich find diesen Thread interessant, grade weil so oft gegensätzliche Meinungen aufeinanderprallen. Da lernt man mehr als in Zeitungen, finde ich.
Klar, es gibt auch die Lerchenspornthreads, warum auch nicht, aber die soziale Medien sind nun mal was sie sind und was gibt es außer Reglementieren (in der Landwirtschaft grade bitter beklagt, ebenso in Schule und Regionalverwaltung) für Möglichkeiten da was zu verbessern?


Das war nicht als Kritik an dieses Forum gerichtet, sondern als ein Beispiel. Es ist doch schön wenn Leute miteinander identischen Interessen zusammenfinden. Es kann aber gerade bei gesellschafts relevanten Themen wie Poltik problematisch werden.

Hier in diesem Forum bekommt ja durchaus eine vielfältige Meinungsansicht, weil das Forum ja eben per se keine politische Filterblase ist, sondern eine gärtnerische.

Letztlich wird man hier auch immer kritische Anmerkungen hören, weil manche es lieber sehr naturnah haben möchten, andere wiederum mögen kontrastreiche Pflanzungen, die für erstere artifiziell wirken mögen. Daher ist dieses Gartenforum auch nur bedingt eine Echokammer und die angezeigten Inhalte werden nicht noch zusätzlich algorithmisch gefiltert , wie das bei YouTube TikTok etc der Fall ist.

Besseres Beispiel wäre sicherlich ein reines Naturgartenforum, wenn du dort einen Beitrag machst "ich pflanze heute Thuja, Schmetterlingsflieder, Riesenbärenklau" dann wirst du dort sicher mächtig Kritik einfahren. Während sehr wilde Pflanzungen gefeiert werden. Dadurch fühlst du doch dann bestätigt und kann dazu führen denkst dieser Gartenstil der ulitmative ist und alle anderen keinen Geschmack haben oder gar böswillig gegen die Ökologie agieren.

Solche Effekte wird man dann ebenfalls in einen Forum, das eher rechts-konsersativ ist über links-progessive Ansichten beobachten können und umgekehrt.

Es ist auch nur eine Theorie, aber ich glaube schon das da etwas dran ist. Sicherlich nicht alls einzige Ursache, aber ein Teil der Ursache für das aktuelle politische Klima und Medienlandschaft
Benutzeravatar
Nox
Beiträge: 4940
Registriert: 28. Mai 2018, 23:38
Wohnort: Süd-Bretagne
Bodenart: sauer, stellenweise lehmig bis Heideboden
Winterhärtezone: 9a: -6,6 °C bis -3,9 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Nox » Antwort #3008 am:

Mein Eindruck ist es auch, dass die Medien ein Problem mit der ausgewogenen Berichterstattung haben:
Da wurde z.B. das Gendern hochgepuscht, obwohl es alles andere als eine Massenströmung war. Immerhin achten sie offensichtlich auf Feedback, das Phänomen hat sich bereits etwas abgekühlt.
.
Randgruppen wird ein mediales Echo gewährt, völlig überproportional zur ihrer Anhängerschaft in der Bevölkerung. Gut, wie sonst sollen neue Ideen unter's Volk kommen.
Jedoch hat gerade die mediale Verstärkung von Thesen der Umwelthilfe, der Fridays for Future, der Klimakleber, der WHO mit tendenziösen und nicht belegten Gesundheitswarnungen vor "Umweltgiften" den Graben zwischen Landwirtschaft und Produktion (also alles, was das Geld hereinbringt) einerseits und den oft sehr blauäugigen Idealisten mit irrationalen Forderungen andererseits aufgerissen. Zum grösseren Teil handelt es sich inzwischen auch nicht mehr um junge Idealisten sondern um gut gemanagte NGOs, die wissen, wie man Gelder eintreibt und durchaus vor professionnellem Lobbyismus nicht zurückschrecken.

Die ungefiltere weite Verbreitung von Phantasieforderungen veranlasst die Parteien, nicht Realpolitik zu machen - keiner sagt, Leute so geht das nicht und zwar aus folgenden Gründen - sondern Gesetzte nach dem Wunsch von Minderheiten zu erlassen, von denen später herauskommt, das sie nicht finanzierbar sind und den Wirtschaftsstandort schwächen. Aber Hauptsache, erstmal gewählt.
.
Das sind schleichende Entwicklungen über Jahrzehnte. Und jetzt, nach 2 Jahren Corona-Krisenmodus und 2 Jahren Urkraine-Krisenmodus müssen wir erkennen, dass über die guten 15 - 20 Jahre hinweg regiert wurde, als würde alles immer so weitergehen.
Als ob Geld zu Null Zinsen für ewige Zeiten für zur Verfügung stehen würde. Kosten- Nutzen Analysen scheinen aus der Mode gekommen zu sein. Wirtschaftlichkeits-Überlegungen auch. Alles, was ökologisch und klimaschützend ist muss her, ohne Untersuchung,
wie das Geld am sinnvollsten und effektivsten für diese Ziele eingesetzt werden kann.
.
Begleitende Massnahmen sind eher verbal oder symbolisch: sozialverträgliche CO2-Abgaben ? Dem Bürger soll etwas zurückerstattet werden, der CO2-intensiven Industrie aber auch. Aha, und wieso machen wir das dann überhaupt ? Die Berechnungen zum CO2-Ausstoss, die Berechnungen zur Kompensation, ein riesiger Wasserkopf und noch mehr Hintertüren zum Betrug.
Bürokratieabbau ? Viel beschworen, das Gegenteil ist Realität.
.
Es würde mich freuen, wenn die Parteien wieder den Mut fänden, nein zu Unsinn zu sagen und dem Bürger reinen Wein einzuschenken.
Wenn die etablierten Parteien das nicht hinkriegen, stärkt das die undemokratischen Strömungen.
Also für mich ist die Glaubwürdigkeit des Gesetzgeberts restlos verloren gegangen.
Benutzeravatar
hobab
Beiträge: 3851
Registriert: 20. Apr 2008, 17:05
Wohnort: Berlin
Bodenart: Sand
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

hobab » Antwort #3009 am:

Die Medien gibt es nicht. Klar, es gibt sowas wie den Spiegel - die sind ziemlich gleich gebügelt. Aber guck doch mal in die normale Tageszeitung, oder auch von mir aus in die Zeit: da sind absolut gegensätzliche Positionen vertreten. Dass das Gendern so gehyped wurde, liegt wahrscheinlich schlicht daran, dass eine Generation aus den Unis entlassen worden ist, der dieses Thema eben unglaublich wichtig war. Das schwappt natürlich, wenn die neuen Journalisten mal eingestellt sind, letztendlich auch in den Zeitung rüber. Aber auch da findet man immer wieder Gegenmeinungen und heftiges Gezanke, also so eindeutig, DIE Medien sehe ich nicht.
Wir haben eine Regierung, aber 1000 Bezirke/Städte mit ihren eigenen Verwaltungen. Die kann man auch nicht einfach alle über einen Kamm scheren. Manche sind eben vernünftig, andere laufen jeder Mode hinterher. Das selbe gilt für die Parteien, die Berliner Grünen würde ich nicht wählen, aber es gibt bestimmt Bezirke, die völlig in Ordnung sind. Die Berliner CDU ist eine andere Hausnummer, als die CSU und so weiter. Das sind doch auch nur alles Leute, die ihre Arbeit machen, so gut es eben geht. Es gibt da nicht nur Windbeutel…
Berlin, 7b, Sand
Benutzeravatar
oile
Beiträge: 32218
Registriert: 9. Jan 2004, 20:13
Höhe über NHN: 35 m
Bodenart: sandig
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Markgräfin von Pieske, Gierschkultivatorin Brandenburg, zwei Gärten: Nähe Schönefeld und Nähe Fürstenwalde.

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

oile » Antwort #3010 am:

.
Bis jetzt ist es gut gegangen, sagte der Mann, als er am 13. Stockwerk vorbei fiel.

Don't feed the troll!
Benutzeravatar
hobab
Beiträge: 3851
Registriert: 20. Apr 2008, 17:05
Wohnort: Berlin
Bodenart: Sand
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

hobab » Antwort #3011 am:

„Alles, was ökologisch und klimaschützend ist muss her, ohne Untersuchung,
wie das Geld am sinnvollsten und effektivsten für diese Ziele eingesetzt werden kann.“

Klar, das hab ich unter Merkel gemerkt, da wurde unsere Mietwohnung in dritten Stock, reine Südseite, mit 45 cm dicken Mauern, Doppelkastenfenster, zwangssaniert/ gedämmt. Nicht nur das anschließen die ganze Straße, ja, der ganze Block voll mit Styroporkügelchen war, nicht nur das sämtliche Zimmerpflanzen innerhalb von zwei Tagen beim Verkleben gestorben sind, die Heizkosten sind danach gestiegen, da die Wärme nicht mehr durch die Wände kam. Immerhin wurde es im Sommer kühler das war ein ganz netter Nebeneffekt. Wir wussten das schon vorher, haben aber vor Gericht verloren.
Und natürlich hätte man das Gesetz mit ein bisschen mehr Überlegung anders machen können: und schon sind wir wieder beim Bürokratieaufbau… Alles nicht so einfach.
Berlin, 7b, Sand
Benutzeravatar
sempervirens
Beiträge: 4775
Registriert: 12. Dez 2023, 08:58
Region: Mittelgebirge
Höhe über NHN: 270
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

sempervirens » Antwort #3012 am:

Nox hat geschrieben: 9. Jan 2024, 14:03
Mein Eindruck ist es auch, dass die Medien ein Problem mit der ausgewogenen Berichterstattung haben:
Da wurde z.B. das Gendern hochgepuscht, obwohl es alles andere als eine Massenströmung war. Immerhin achten sie offensichtlich auf Feedback, das Phänomen hat sich bereits etwas abgekühlt.
[/quote]

Ich lehne das *innen gendern auch ab. Grundsätzlich finde ich es, aber ok und nachvollziehbar, wenn man versucht Dinge genderneutral zu formulieren. Also statt Studenten Studierende zu sagen stört mich nun wirklich nicht. Gendern mit *innen habe ich auch ehrlich gesagt in den Medien so gut wie garnicht wahrgenommen. Aber das müsste man mal statitisch überprüfen, ob es wirklich "hochgepusht" worden ist oder das nur ein wahrgenommenes hochpushen ist.

Anderseits zeigt diese Debatte auf beiden Seiten, dass es uns scheinbar immernoch ganz gut in Deutschland geht und wir scheinbar keine wichtigeren Probleme haben.

Nox hat geschrieben: 9. Jan 2024, 14:03
Randgruppen wird ein mediales Echo gewährt, völlig überproportional zur ihrer Anhängerschaft in der Bevölkerung.
[/quote]
Hier stellt sich eine ähnliche Frage, vielleicht waren jene Randgruppen auch vorher unterepräsentiert und im Kontrast zu vorher wirkt es dann überproportional. Es stellt sich auch die Frage, wenn es sogenannte Randgruppen gibt, was ist dann die im Gegensatz dazu die unterrepräsentierte homogene Haupt Masse ? Letztere existiert vermutlich auch nicht mehr wirklich. Aber ich würde auch festellen, dass Randgruppen medialer deutlich sichtbarer geworden sind in den Medien, ob es nun Nachrichten oder Schauspiel ist.

[quote author=Nox link=topic=61430.msg4129332#msg4129332 date=1704805401]
Jedoch hat gerade die mediale Verstärkung von Thesen der Umwelthilfe, der Fridays for Future, der Klimakleber, der WHO mit tendenziösen und nicht belegten Gesundheitswarnungen vor "Umweltgiften" den Graben zwischen Landwirtschaft und Produktion (also alles, was das Geld hereinbringt)

Sag mal bitte welche "Umweltgifte" damit konkret gemeint sind, das ist mir dann doch etwas zu schwammig

[quote author=Nox link=topic=61430.msg4129332#msg4129332 date=1704805401]
blauäugigen Idealisten mit irrationalen Forderungen


Welche Forderungen wären das die du als irrational beschreiben würdest ?

Amur
Beiträge: 8575
Registriert: 15. Dez 2003, 09:31
Region: Raum Ulm
Höhe über NHN: 480
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Amur » Antwort #3013 am:

michaelbasso hat geschrieben: 9. Jan 2024, 11:29
War es denn jemals anders? Haben Medien jemals ein neutrales Bild mit Argumenten und Gegenargumenten gezeigt?

...


Was ist denn neutral? Und was ist objektiv? Das ist alles abhängig vom Standpunkt des Betrachters. Von daher.... Eben das halb volle oder das halb leere Glas.
Und so war es immer und wird es immer bleiben.
nördlichstes Oberschwaben, Illertal, Raum Ulm
Benutzeravatar
mora
Beiträge: 1517
Registriert: 17. Apr 2022, 15:25
Region: Südbaden
Höhe über NHN: 170
Bodenart: lehmig

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

mora » Antwort #3014 am:

sorry 4 offtopic:
wollte schon 2-3x etwas hier schreiben und habe es nicht getan - klappt soweit ganz gut mit dem "nicht triggern lassen" ;D

@Nox: Riesen Respekt für dein Deutsch. Du schreibst mittlerweile besser als ich das könnte ;) ;D
Antworten