Hallo ihr Apfelprofis!
Ich bin Neuling und plane einen kleinen bunten Apfelgarten
Ich möchte mehrere Hochstämme auf Unterlage M11 mit je 4 Apfelsorten veredeln. Die zu veredelnden Sorten haben natürlich ungefähr eine gleiche Wuchsstärke.
4 Sorten als 1 Mitteltrieb und 3 Leitäste
Beispiel:
Holsteiner Cox, Ribston Pepping, Rote Sternrenette, Berlepsch
Wie würdet ihr bei den sog. Familien- oder Mehrsortenbäumen vorgehen?
Nach meiner Logik gibt es ja 2 Vorgehensweisen:
Variante A
1. Die Unterlage M11 in der gewünschten Höhe (ca. 1,60 – 1,80m) durch Anschnitt die Krone mit Mitteltrieb und Leitäste bilden lassen. Der gesamte Stamm und die Krone sind also die M11 Unterlage.
2. Dann den Mitteltrieb und die Leitäste kürzen auf Stärke des Edelreisers und diese dann je auf die besagten Äste veredeln.
Variante B
1. Auf die Unterlage M11 unten den Edelreiser für Stammverlängerung und Mitteltrieb veredeln.
2. Den veredelten Edelreiser in der gewünschten Höhe (ca. 1,60 – 1,80m) durch Anschnitt die Krone bilden lassen.
3. Dann auf die herausgebildeten Leitäste die anderen 3 Sorten veredeln.
Ich tendiere vom Gefühl her zu Variante A.
So würden alle gleichmäßig von der Unterlage versorgt, unabhängig von einer möglichen unterschiedlichen Früh oder spätreifenden Stammverlängerungs-Sorte bei Variante B.
Was ist die geeignete Variante?
Was gibt es speziell bei Mehrsortenbäumen noch zu beachten?
Vielen Dank im Voraus!
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Apfel-Mehrsortenbaum veredeln - Wie vorgehen? (Gelesen 1718 mal)
Moderator: cydorian
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Re: Apfel-Mehrsortenbaum veredeln - Wie vorgehen?
Vor einigen Jahren habe ich einen niedrigen Baum mit 5 Sorten gekauft, leider kenne ich die Unterlage nicht. Stark ist heute nur der Mitteltrieb und der nächste obere. Besonders die 2 untersten Triebe sind sehr schwach, auch mit kurzen Ästchen. Ich vermute, dass sie schon vom Schatten der oberen Äste keine Chance haben. Vielleicht ist ein Entfernen des Mitteltriebs eine bessere Chance?
Grüße aus dem Burgenland, dem Land der Sonne!
- thuja thujon
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Re: Apfel-Mehrsortenbaum veredeln - Wie vorgehen?
Entfernen vom Mitteltrieb sollte man unterlassen.
Was an Variante a nicht funktioniert, ist, dass hinterher alles gleichmäßig ist.
Die Seitentriebe, also Leitäste, haben nicht die gleiche Wuchsstärke, weil der Durchmesser am Astabgangswinkel nie der gleiche ist. Wenn einer 10% mehr hat als der untendrunter, sind das nach 5 Jahren 5 mal 10%, sprich die Hälfte. Also das steigt notfalls exponentiell und ist mathematisch nur in den Griff zu bekommen, wenn die Zahnsche Regel angewendet wird. Die schließt aber die Anwesenheit von Leitästen aus. Da gibts Rotation, nichts statisches.
Und so ist die Variante B auch keine Grundlage für gleichmäßige Bäume aus der Schablonenwerbung, dafür gibts aber immerhin eine Sorte, die wachsen darf, und auf die man immer wieder veredeln kann, wenn die Form nicht stimmt oder man sich verkünsteln möchte.
Die Unterlage allein hat ja allein durch die Veredlungshöhe schon enormen Einfluss. Eine schwache Unterlage 15cm hoch veredelt gibt einen stärkeren Baum als die gleiche Unterlage 30cm hoch veredelt. Und dann hält oft das Dickenwachstum der Unterlagen nicht mit dem der Edelsorten mit. Sprich, dünne Stämme mit dickem Holz oben, eventuell nur einseitig Übergewicht, oder noch die Sorte mit am wenigsten Fruchtungsneigung Richtung Norden gepfropft, das gibt unförmige Bäume mit einem Statik- oder Ertragsproblem. Eine Ertragsfaule Sorte im schattigsten Eck wird hier immer mehr wachsen als die Fruchtbare Sorte im (Süd)Osten, weil die wegen der Fruchtlast später viel flacher hängt und sich eben nicht Richtung Licht strecken muss. Das sortiert sich nur schwer auf einem gemeinsamem Stamm.
Man sollte beides ausprobieren, aber nicht schöne Bäume erwarten.
Was an Variante a nicht funktioniert, ist, dass hinterher alles gleichmäßig ist.
Die Seitentriebe, also Leitäste, haben nicht die gleiche Wuchsstärke, weil der Durchmesser am Astabgangswinkel nie der gleiche ist. Wenn einer 10% mehr hat als der untendrunter, sind das nach 5 Jahren 5 mal 10%, sprich die Hälfte. Also das steigt notfalls exponentiell und ist mathematisch nur in den Griff zu bekommen, wenn die Zahnsche Regel angewendet wird. Die schließt aber die Anwesenheit von Leitästen aus. Da gibts Rotation, nichts statisches.
Und so ist die Variante B auch keine Grundlage für gleichmäßige Bäume aus der Schablonenwerbung, dafür gibts aber immerhin eine Sorte, die wachsen darf, und auf die man immer wieder veredeln kann, wenn die Form nicht stimmt oder man sich verkünsteln möchte.
Die Unterlage allein hat ja allein durch die Veredlungshöhe schon enormen Einfluss. Eine schwache Unterlage 15cm hoch veredelt gibt einen stärkeren Baum als die gleiche Unterlage 30cm hoch veredelt. Und dann hält oft das Dickenwachstum der Unterlagen nicht mit dem der Edelsorten mit. Sprich, dünne Stämme mit dickem Holz oben, eventuell nur einseitig Übergewicht, oder noch die Sorte mit am wenigsten Fruchtungsneigung Richtung Norden gepfropft, das gibt unförmige Bäume mit einem Statik- oder Ertragsproblem. Eine Ertragsfaule Sorte im schattigsten Eck wird hier immer mehr wachsen als die Fruchtbare Sorte im (Süd)Osten, weil die wegen der Fruchtlast später viel flacher hängt und sich eben nicht Richtung Licht strecken muss. Das sortiert sich nur schwer auf einem gemeinsamem Stamm.
Man sollte beides ausprobieren, aber nicht schöne Bäume erwarten.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Re: Apfel-Mehrsortenbaum veredeln - Wie vorgehen?
Da in der Natur jede Sorte anders wächst, als in Büchern beschrieben, kannst du nur selbst probieren und ständig nachregulieren - nachveredeln, järliche Korrekturschnitte und nicht passende Sorten aussortieren - umveredeln.
Ob das bei Hochstämmen Spaß macht, mein Fall wärs nicht.
Auf dem Sparkling habe ich etwa 15 Sorten und im nächsten Frühjahr gibt es wieder sehr viel zu schneiden.
Ob das bei Hochstämmen Spaß macht, mein Fall wärs nicht.
Auf dem Sparkling habe ich etwa 15 Sorten und im nächsten Frühjahr gibt es wieder sehr viel zu schneiden.
Gruß aus Karl-Chemnitz-Murx
- Bergischer Apfel
- Beiträge: 227
- Registriert: 28. Okt 2015, 22:29
Re: Apfel-Mehrsortenbaum veredeln - Wie vorgehen?
Hallo,
ich habe schon mehrere Mehrsortenbäume veredelt, wild ist es eigentlich nicht. Grade im privaten Rahmen nah am Haus kann man ja viel regulieren und schneiden. Es ist halt blöd wenn eine Sorte besonders stark wächst oder eine besonders Steil und eine eher flach, eine sehr fruchtbar ist und sich ständig runterhängt, eine mit weniger Ertrag stabil nach oben wächst.
Man muss die Sorten unterschiedlich schneiden, mit langen oder eher kurzem Fruchtholz beispielsweise.
Wenn dann mal ein Ast überwiegt kann man ihn waagerechter binden oder Masse wegnehmen und schwächere Äste dementsprechend hochbinden und Masse belassen. Wenn es gar nich geht umveredeln.
Bei vier Sorten sollte es kein großes Problem sein.
Ich würde auf keinen Fall eine Typenunterlage wie M11 den Stamm bilden lassen, die bilden Luftwurzeln ohne Ende und sehen nicht nur blöd aus sondern sind wahrscheinlich auch noch empfindlicher. Eher auf einen Stammbildner veredeln und dann die Krone umveredeln.
LG
ich habe schon mehrere Mehrsortenbäume veredelt, wild ist es eigentlich nicht. Grade im privaten Rahmen nah am Haus kann man ja viel regulieren und schneiden. Es ist halt blöd wenn eine Sorte besonders stark wächst oder eine besonders Steil und eine eher flach, eine sehr fruchtbar ist und sich ständig runterhängt, eine mit weniger Ertrag stabil nach oben wächst.
Man muss die Sorten unterschiedlich schneiden, mit langen oder eher kurzem Fruchtholz beispielsweise.
Wenn dann mal ein Ast überwiegt kann man ihn waagerechter binden oder Masse wegnehmen und schwächere Äste dementsprechend hochbinden und Masse belassen. Wenn es gar nich geht umveredeln.
Bei vier Sorten sollte es kein großes Problem sein.
Ich würde auf keinen Fall eine Typenunterlage wie M11 den Stamm bilden lassen, die bilden Luftwurzeln ohne Ende und sehen nicht nur blöd aus sondern sind wahrscheinlich auch noch empfindlicher. Eher auf einen Stammbildner veredeln und dann die Krone umveredeln.
LG
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Re: Apfel-Mehrsortenbaum veredeln - Wie vorgehen?
Auch wenn es für den Threadersteller evtl. wenig nützlich ist, wo er sich einen neuen Apfelgarten anlegt, möchte ich hier trotzdem bzgl. Mehrsortenbaum auch auf die Möglichkeit aufmerksam machen, einen älteren Baum umzuveredeln zum Mehrsortenbaum.
Gerade bei Apfel funktioniert das recht gut mit Rindenpfropfen auf Pfropfköpfe. Je mehr desto besser. Man hat dann zwar im Winter ein bisschen die Mühe, die Austriebe des Ursprungsbaums zu identifizieren und auszuschneiden, aber ich habe hier zumindest mit der Wuchsform keinerlei Probleme, weil die Leitäste ja schon gleichmäßig bestehen. Die Veredelungen machen quasi nur Fruchtäste.
Wie das ganze langfristig laufen wird, weiß ich natürlich noch nicht, hab das die letzten 2-3 Jahre erst umgesetzt. Die umfangreiche Blüte dieses Jahr ist leider komplett erfroren.
Gerade bei Apfel funktioniert das recht gut mit Rindenpfropfen auf Pfropfköpfe. Je mehr desto besser. Man hat dann zwar im Winter ein bisschen die Mühe, die Austriebe des Ursprungsbaums zu identifizieren und auszuschneiden, aber ich habe hier zumindest mit der Wuchsform keinerlei Probleme, weil die Leitäste ja schon gleichmäßig bestehen. Die Veredelungen machen quasi nur Fruchtäste.
Wie das ganze langfristig laufen wird, weiß ich natürlich noch nicht, hab das die letzten 2-3 Jahre erst umgesetzt. Die umfangreiche Blüte dieses Jahr ist leider komplett erfroren.
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Re: Apfel-Mehrsortenbaum veredeln - Wie vorgehen?
Vielen Dank für die Antworten. Da waren ein paar wichtige Tipps dabei!
Ich bin kein Baumästhet und erwarte keinen „schönen“ Baum. Ein Baum mit Charakter muss nicht perfekt sein. Aber ein stabiles Grundgerüst wäre schon nicht schlecht! Es soll ja schließlich für mind. die nächsten 50 Jahre die Weichen gestellt werden…
So wie ich es rausgelesen habe, wäre es also schlauer mit nur einer Hauptsorte zu veredeln, die den Stamm, die Stammverlängerung (Mitteltrieb) und die Leitäste(sowie die Leitastverlängerung) bildet. Das Grundgerüst besteht dann also aus einer Apfelsorte.
Die anderen 3 (oder mehr) Sorten kann man dann auf die Fruchtholzaustriebe der Leitäste veredeln.
Habe ich das richtig zusammengefasst? Ist das der bessere bzw. sicherere Weg?
Ich bin kein Baumästhet und erwarte keinen „schönen“ Baum. Ein Baum mit Charakter muss nicht perfekt sein. Aber ein stabiles Grundgerüst wäre schon nicht schlecht! Es soll ja schließlich für mind. die nächsten 50 Jahre die Weichen gestellt werden…
So wie ich es rausgelesen habe, wäre es also schlauer mit nur einer Hauptsorte zu veredeln, die den Stamm, die Stammverlängerung (Mitteltrieb) und die Leitäste(sowie die Leitastverlängerung) bildet. Das Grundgerüst besteht dann also aus einer Apfelsorte.
Die anderen 3 (oder mehr) Sorten kann man dann auf die Fruchtholzaustriebe der Leitäste veredeln.
Habe ich das richtig zusammengefasst? Ist das der bessere bzw. sicherere Weg?
- thuja thujon
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Re: Apfel-Mehrsortenbaum veredeln - Wie vorgehen?
Ja. Du kannst aber auch die Leitäste selbst mit den Sorten veredeln, dass die die Leitäste bilden.
Wenn du nur die Fruchtäste veredelst, hast du ein paar Dutzend mehr veredlungsstellen und dementsprechend mehr Reiserbedarf und Arbeit. Es macht also nicht wirklich Sinn.
Eher im dritten Jahr oder wenn die Leitäste klar als Leitäste etabliert sind, dann die Spitzen davon veredeln. Dann gehts mit der neuen Sorte weiter.
Hier mal im Bild mit meiner Süßkirsche, die Etiketten markieren die Veredlungen.
Wenn du nur die Fruchtäste veredelst, hast du ein paar Dutzend mehr veredlungsstellen und dementsprechend mehr Reiserbedarf und Arbeit. Es macht also nicht wirklich Sinn.
Eher im dritten Jahr oder wenn die Leitäste klar als Leitäste etabliert sind, dann die Spitzen davon veredeln. Dann gehts mit der neuen Sorte weiter.
Hier mal im Bild mit meiner Süßkirsche, die Etiketten markieren die Veredlungen.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
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Re: Apfel-Mehrsortenbaum veredeln - Wie vorgehen?
@thuja
das ist mal ein gutes Foto. Genau so mache ich es. Es werden praktisch die Leitastverlängerungen veredelt. Ja, Reiser sind auch gar nicht soo günstig, aber man braucht ja nur ein kleines Stück und soll mit einem gleich mehrere Veredelungen vornehmen können.
Ich glaube ich werde von jedem Baum immer gleich 2 Stück machen, falls was schief geht habe ich ein Backup
das ist mal ein gutes Foto. Genau so mache ich es. Es werden praktisch die Leitastverlängerungen veredelt. Ja, Reiser sind auch gar nicht soo günstig, aber man braucht ja nur ein kleines Stück und soll mit einem gleich mehrere Veredelungen vornehmen können.
Ich glaube ich werde von jedem Baum immer gleich 2 Stück machen, falls was schief geht habe ich ein Backup