News: Auch wenn man nicht viel sieht: Hinten im Gebälk wird gewaltig gearbeitet! :D

Mirabellen, Pflaumen, Renekloden und Zwetschen (Gelesen 345491 mal)

Obstgehölze, Beerensträucher und Wein (Veredlungen, Unterlagen, Schnitte und Selektionen) sowie Staudenobst (Erdbeeren)

Moderatoren: cydorian, Garten-pur Team

Antworten
Simmse
Beiträge: 377
Registriert: 4. Apr 2022, 19:00

Re: Mirabellen, Pflaumen, Renekloden und Zwetschen

Simmse » Antwort #1680 am:

Ich seh das alles nicht so schwarz wie cydorian und co.. Letztes Jahr hab ich u.a. die Schönberger Zwetschge auf unseren Zwetschgensämling aufveredelt, der leider ziemlich kränklich ist (Monilia, Probleme mit Halswelke etc.). Heuer hab ich dann direkt ca. 30 Zwetschgen ernten können, sehr süße große Früchte und klassisches Zwetschgenaroma. Kein Monilia, keine Kirschessigfliege und ganz wenig wurmige.
Feys gelbe Zwetschge hab ich auf unser Feld gepflanzt, war ebenso wieder sehr gesund (kein Monilia etc.) und nur ein paar wurden Opfer der Wespen. Geschmacklich absolute Spitze.
Ein Wurzelableger (evtl. auch ein Sämling) einer wilden Zwetschge von der Donau ist besonders gesund, hat z.B. auch keinen Zwetschgenrost, aber ich warte noch auf die erste Blüte und damit die ersten Früchte. Der Mutterbaum ist sehr alt, hat hervorragende Zwetschgen und ist ausgesprochen gesund, neigt aber voraussichtlich zu Alternanz.
Diaphane, Jefferson, Opal, des Béjonnières, Schmidts gelbe Zwetschge (etwas anfällig auf Zwetschgenrost) und andere haben leider auch noch nicht geblüht.
Im Garten hab ich auch noch die Rudolphspflaume, die im Frühling leider massiv von der Pflaumensägewespe attackiert worden ist, glücklicherweise waren zumindest zwei Früchte dran. Geschmacklich war ich etwas entäuscht, aber der Baum ist noch sehr jung. Von der Baumgesundheit her problemlos, scheinbar auch nur sehr schwach anfällig für Zwetschgenrost.
Im Frühjahr hab ich auf eine Kirschpflaume noch Anna Späth und Bleu de Belgique aufveredelt. Beide ebenso robust gegenüber Zwetschgenrost, ganz besonders zweitere.
Auch ansonsten scheinen die meisten Zwetschgen in unserer Gegend recht gesund zu sein, über mangelnde Erträge dürfte sich auch kaum einer beschweren, da viele Bäume brechend voll hängen.
Benutzeravatar
cydorian
Garten-pur Team
Beiträge: 11219
Registriert: 19. Nov 2005, 14:29
Höhe über NHN: 190
Bodenart: 30cm toniger Lehm auf Muschelkalk
Kontaktdaten:

Re: Mirabellen, Pflaumen, Renekloden und Zwetschen

cydorian » Antwort #1681 am:

Hier gibts ein bisschen was wenn die Kirschessigfliege nicht wäre, nördlich von hier eine grosse Region, wo es von vornherein überhaupt nichts gibt, kein Obst, kein Wein, keine Zwetschgen. Am 21./22. April war die Ernte beendet, wie mittlerweile jedes zweite Jahr. Krank sind die Bäume auch ausnahmslos, verschiedene Pilze, zur maximalen Unzeit wars sehr luftfeucht. Den Profis ging es auch nicht besser, wenn sie kein sehr konsequentes Vollschutzprogramm gefahren sind. In Heuchlingen im Versuchsgelände auch jede Menge laubkranke Bäume. Liegt nicht an mir. An mir liegts nur, trotz dieser Verhältnisse nicht aufzugeben, mal wieder was zu ernten.

Weisste, wo die erntesichersten Bäume stehen die ich kenne? Auf 1000m im Allgäu, bei meiner Familie.
Simmse
Beiträge: 377
Registriert: 4. Apr 2022, 19:00

Re: Mirabellen, Pflaumen, Renekloden und Zwetschen

Simmse » Antwort #1682 am:

Probleme mit der Kirschessigfliege hatte ich auch an meinem Zwetschgensämling, den ich gerade am umveredeln bin. Ansonsten gibts hier natürlich auch diverse andere Krankheitsprobleme, es ist aber offensichtlich sehr Arten-und Sortenabhängig. Im Frühjahr ist mir z.B. die Aprikose Reale d'Imola abgestorben, vermutlich durch ESFY. Feuerbrand und Rindenbrand z.B. an meiner Madame Verté Birne usw.usf.. Frostprobleme im Frühling gibts hier glücklicherweise praktisch gar nicht, dafür dauerhaft maximale Luftfeuchtigkeit durch die Donau.
Es ist aller Ehren wert, dass du nicht aufgibst und immer wieder neu pflanzt. Ich persönlich glaube nur nicht, dass die Lösung unbedingt in neuen Sorten liegt.
Benutzeravatar
Elro
Beiträge: 8072
Registriert: 17. Dez 2003, 01:57
Kontaktdaten:

Ich liebe dieses Forum!

Re: Mirabellen, Pflaumen, Renekloden und Zwetschen

Elro » Antwort #1683 am:

cydorian hat geschrieben: 18. Sep 2024, 14:19 Werde es wohl mit Toptaste versuchen oder einer anderen der Geisenheimer Züchtungen.
Ich kenne kaum Jemand der mit Toptaste zufrieden war.
Auch ich kann kaum etwas gutes von ihr berichten und nach 10 Jahren flog sie raus.
Sie hatte ziemlich viele Krankheiten, von Schrotschuß, Monilia und Gummifluß bis abgestorbene Triebe.
Das schlimmste war die ungleiche Reifezeit was die Züchter gerne als langes Erntefenster nennen. Kaum eine Frucht ohne KEF Schaden und wenn mal eine OK war war der Wurm drin. In einem Jahr konnte eine Schüssel voll ernten und hatte meine Plage mit dem entsteinen denn auch das funktioniert nicht gut, nur bei Vollreife. Ich hatte mir an den scharfkantigen Kernen die Haut vom Daumen mehrfach geritzt bis sich die Haut bei mir löste aber nicht der Kern, fieses Biest.
Das einzige Gute war die große Fruchtgröße.
Liebe Grüße Elke
Api
Beiträge: 121
Registriert: 7. Sep 2014, 00:10
Höhe über NHN: 300
Bodenart: sandiger Lehm
Winterhärtezone: 7b: -14,9 °C bis -12,3 °C

Re: Mirabellen, Pflaumen, Renekloden und Zwetschen

Api » Antwort #1684 am:

Elro hat geschrieben: 18. Sep 2024, 23:41
cydorian hat geschrieben: 18. Sep 2024, 14:19 Werde es wohl mit Toptaste versuchen oder einer anderen der Geisenheimer Züchtungen.
Ich kenne kaum Jemand der mit Toptaste zufrieden war.
Auch ich kann kaum etwas gutes von ihr berichten und nach 10 Jahren flog sie raus.
Sie hatte ziemlich viele Krankheiten, von Schrotschuß, Monilia und Gummifluß bis abgestorbene Triebe.
Das schlimmste war die ungleiche Reifezeit was die Züchter gerne als langes Erntefenster nennen. Kaum eine Frucht ohne KEF Schaden und wenn mal eine OK war war der Wurm drin.
Im Grunde kann ich genau dasselbe von der Haroma berichten. Sie hat nur einmal einigermaßen etwas getragen, nun aber seit Jahren nicht mehr. Ich habe vor ein paar Wochen noch von ihr auf St. Julien veredelt, um sie noch an einem anderen Ort zu testen. Mein Nachbar hat die Katinka, die 70 m Luftlinie entfernt steht und die liefert jedes Jahr viele gesunde Früchte. Auch der Baum ist gesund bisher, keinerlei Probleme also. Ich werde sie bei mir testen.
Toptaste hatte ich schon vor dem Kauf der Haroma auf dem Zettel, aber wenn man hier im Forum die Erfahrungsberichte liest, kann man zu dem Schluss kommen, dass die auch nicht DIE Lösung ist. Vielleicht passen die verschiedenen Sorten halt auch nicht an jeden Standort. Man muss wohl testen, was sich bewährt.
hackman
Beiträge: 186
Registriert: 15. Dez 2023, 15:25

Re: Mirabellen, Pflaumen, Renekloden und Zwetschen

hackman » Antwort #1685 am:

Api hat geschrieben: 19. Sep 2024, 10:05 ... Vielleicht passen die verschiedenen Sorten halt auch nicht an jeden Standort. Man muss wohl testen, was sich bewährt.
Genau das ist die crux. Die Standorte verändern sich in ihrer Qualität. Es sind viele Faktoren, die da mitspielen und die unkalkulierbar sind. Sicherlich spielt auch die Schwächung der Pflanzen aufgrund der Überdungung mit Stickstoff ( aus der Umwelt sprich Verkehr, Industrie, Viehzucht in Form von Ammoniak, Stickstoffoxiden u.a.,) eine Rolle.
Die alten Sortenempfehlungen haben ihre Bedeutung verloren.
Wurmkönig
Beiträge: 827
Registriert: 15. Aug 2016, 11:34

Re: Mirabellen, Pflaumen, Renekloden und Zwetschen

Wurmkönig » Antwort #1686 am:

cydorian hat geschrieben: 17. Sep 2024, 20:27 Was gibts denn sonst noch? Heutiger Stil, also hart und früh pflückbar? Also nicht frühe Reife, sondern bald nach Farbumschlag zu pflücken. Erfahrungen, Sorten?
Kirschessigfliege gibt es bei mir nach wie vor nicht. Bei den Zwetschgen ernte ich gerade die Hauszwetschge, der Baum zeigt starken Rost und hatte starken Befall mit dem Pflaumenwickler. Da war aber trotzdem noch genug dran.

An neuen Sorten habe ich Tegera und Hanka, die sind durchaus ein Fortschritt zur Hauszwetschge, wenn man das Blattbild ansieht. Vom Aroma her auch als gut zu bezeichnen. Man sollte im Knospenstadium etwas gegen die Läuse tun, dann wächst sie auch gut.
Zuletzt geändert von Wurmkönig am 19. Sep 2024, 12:46, insgesamt 2-mal geändert.
Benutzeravatar
cydorian
Garten-pur Team
Beiträge: 11219
Registriert: 19. Nov 2005, 14:29
Höhe über NHN: 190
Bodenart: 30cm toniger Lehm auf Muschelkalk
Kontaktdaten:

Re: Mirabellen, Pflaumen, Renekloden und Zwetschen

cydorian » Antwort #1687 am:

Das sind wertvolle Hinweise, Danke. Kathinka habe ich übrigens auch, sogar an einem guten Platz, sie zeigt aber auch dort wie alle Hartmann-Züchtungen massiv sterbende Monila-Äste. Ihr Vorteil ist die frühe Reife, sie entkommt der Kirschessigfliege manchmal durch Geschwindigkeit, hat dafür aber mehr Vogelschäden. Der Wuchs ist auch schwierig.
Simmse hat geschrieben: 18. Sep 2024, 22:49 Ich persönlich glaube nur nicht, dass die Lösung unbedingt in neuen Sorten liegt.
Es sind natürlich mehrere Faktoren, in denen man sich bewegen muss, darunter eben auch sortenbedingte Eigenschaften. Es entsteht leicht der Eindruck, züchterisch könne man sowieso nichts machen, weil ja keine Resistenzzucht existiert. Aber: Monilia und einige andere Krankheiten sind von vornherein gar kein Züchtungsthema. Ich habe ja die Plantagen erwähnt die hier von einem Grossbetrieb stehen, der auch sehr viel Sauerkirschen und anderes Obst produziert, meist für die Verarbeitung, die Bäume sind relativ gross und werden maschinell geschüttelt, Maschinen dieser Art: https://jagodaerntemaschine.de/project/gacek/ . Da ist kein Ast krank, kein Blatt fällt vorzeitig ab. Monilia ist überhaupt kein Thema. Wahrscheinlich wird nicht mal direkt dagegen behandelt, eins der sowieso ausgebrachten Fungizide hat bereits eine Beiwirkung dagegen. Also interessierten Resistenzeigenschaften auch in der Züchtung niemand, wozu auch, verlangsamt nur die Zucht.

Die gerne präsentierten "Sorten für den Haus- und Kleingarten" haben ebenfalls keine besseren Eigenschaften, sondern sind die Endverwertung von kommerziellen Versagern. Am Markt gescheitert, dann an Privatleute verscheppert mit kräftigem Aufschlag für die "Neuheit" und viel Hoffnung.

Hat jemand "Tophit"? Auch sowas festfleischiges.
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 18257
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Mirabellen, Pflaumen, Renekloden und Zwetschen

thuja thujon » Antwort #1688 am:

Es ist ein Irrglaube, dass unterernährte oder Mangelernährte Pflanzen gesünder sind. Also am Stickstoffeintrag liegt es definitiv nicht und vom Wachstumsmotor werden sie auch nicht geschwächt. Selbst dieses Jahr mit hohen Stickstoffwerten im Boden durch den vielen Regen nicht, wenn man nicht selbst überdüngt hat. Viel eher hat man mal ein Aufatmen feststellen können.
Es hat sich vieles anderes geändert, Wetter zum Beispiel. Die Sorten reifen teils 4 Wochen früher als in den alten Sortenbeschreibungen.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Benutzeravatar
cydorian
Garten-pur Team
Beiträge: 11219
Registriert: 19. Nov 2005, 14:29
Höhe über NHN: 190
Bodenart: 30cm toniger Lehm auf Muschelkalk
Kontaktdaten:

Re: Mirabellen, Pflaumen, Renekloden und Zwetschen

cydorian » Antwort #1689 am:

Zwetschgen und Zwetschgenartige reagieren bei mir generell sehr positiv auf gutversorgte Böden. Stärker wie das meiste Kernobst. Resistent werden sie dadurch halt auch nicht...
ringelnatz
Beiträge: 2043
Registriert: 29. Okt 2019, 12:23
Kontaktdaten:

Re: Mirabellen, Pflaumen, Renekloden und Zwetschen

ringelnatz » Antwort #1690 am:

Man sollte im Knostensptadium etwas gegen die Läuse tun, dann wächst sie auch gut.
was wäre das?
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 18257
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Mirabellen, Pflaumen, Renekloden und Zwetschen

thuja thujon » Antwort #1691 am:

Im Knospenstadium geht doch Rapsöl noch ganz gut.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Wurmkönig
Beiträge: 827
Registriert: 15. Aug 2016, 11:34

Re: Mirabellen, Pflaumen, Renekloden und Zwetschen

Wurmkönig » Antwort #1692 am:

ringelnatz hat geschrieben: 19. Sep 2024, 12:21
Man sollte im Knostensptadium etwas gegen die Läuse tun, dann wächst sie auch gut.
was wäre das?
Wirklich behandeln muss ich nur die Hanka, Tegera ist bei mir kaum oder gar nicht befallen. Ich verwende da ein systemisches Mittel für Haus- und Kleingarten, was x-beliebiges aus dem Baumarkt. Ohne Behandlung ist es eine Tragödie.
Benutzeravatar
cydorian
Garten-pur Team
Beiträge: 11219
Registriert: 19. Nov 2005, 14:29
Höhe über NHN: 190
Bodenart: 30cm toniger Lehm auf Muschelkalk
Kontaktdaten:

Re: Mirabellen, Pflaumen, Renekloden und Zwetschen

cydorian » Antwort #1693 am:

Hier mal was robustes, auch ohne Kirschessigfliege:

Bild

Ist gerade reif. Auch wenn sie von selbst abfällt - bleibt konsequent grün ohne jeden andersfarbenen Schimmer. Hat auch vollreif noch Gerbstoffe, wenn auch so mässig dass man sie gut essen kann. Schale relativ fest, säuerlicher wie Fruchtfleisch. Zuckergehalt vollreif heute 108° OE gemessen. Nicht gut steinlösend. Klein. Baum gesund. Aroma nicht nach Zwetschge, eher Reneklodenartig. Vielleicht eine Zufallskreuzung aus Reneklode und Zibarte. Wächst halbschattig beim Nachbarn am Grundstücksrand.
Dateianhänge
zib.jpg
Antworten