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Versorgung Bohrloch/Frassgang, Moos (Gelesen 1722 mal)

Pflanzenstärkung, Krankheiten und physiologische Störungen

Moderator: Nina

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Wegwarte19
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Versorgung Bohrloch/Frassgang, Moos

Wegwarte19 »

Liebes Forum,

Im Thread "Apfel mit Bohrloch, was könnte das sein?" hatte ich zum Bohrloch und Frassgang in meinem vor 11 Jahren gepflanztern Celler Dickstiel um Rat gefragt und auch Antworten bekommen (danke noch einmal.)
Nun ist mir dazu noch etwas eingefallen...

Beim Grübeln über diese schlimme Sache mit konnte ich mich plötzlich daran erinnern, im Spätsommer beim Aufsammeln des üblichen Vorfruchtfalls einen merkwürdigen Geruch wahrgenommen zu haben. Damals dachte ich "putzmittelartig". Es war aber flüchtig und ich dachte nicht weiter darüber nach.
Nun las ich, dass der Weidenbohrer einen essigartigen Geruch verströmt? Vielleicht war es ja doch der und nicht der von mir vermutete Blausieb :o
Dieser ist ja wohl noch gefährlicher, weil häufiger? Und mit seinem Geruch lockt er weitere Falter an?
Ich hoffe ja nun die Raupe im Frassgang mit dem Draht erwischt zu haben, es hat darin beim Stochern "gematscht". Herausbekommen habe ich sie leider nicht. Könnte das weiterhin andere Falter dieser Art anlocken?
Soll ich nun im Frühjahr den Gang noch öffnen? Es ist ja mit ca. 17 cm schon recht lang, das würde eine ziemliche Wunde geben. Aber das Loch so lassen? Oder nur das Loch schließen?

Weil ich nun sehr besorgt bin, und diese Art des Befalls bislang nichts wusste (mit allerlei Blattpilzen kenne ich mich im Garten inzwischen aus :-\ ) habe ich auch meinen in der Nähe stehenden etwas jüngeren Gravensteiner (Halbstamm) untersucht. Dieser weist auf der der Sonne abgewandten Seite einen langen, zum Glück nicht tiefen offensichtlichen Spannungsriss auf (Hitze-Sommer evtl.?) Und vor allem Moosbewuchs im Bereich des Stammfusses auf. Sollte ich da etwas unternehmen? Gibt es da Erfahrungen?
Freundliche Grüsse, Wegwarte19
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cydorian
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Re: Versorgung Bohrloch/Frassgang, Moos

cydorian » Antwort #1 am:

In der Wirkung ist der Weidenbohrer nicht schlimmer, aber auch nicht besser. Am Stamm rummachen bringt nichts, indem du versucht hast die Puppe zu beseitigen hast du die weitere Vermehrung gestoppt, am Baum ist nichts mehr zu ändern. Für den Baum ist nur wichtig, die nekrotischen Rindenstellen schnell zu überwallen. Im Herbst kann du ja nochmal reinstochern, bis dann schafft der Baum eh nicht so viel Rindenwachstum. Weidenbohrer hab ich auch, eine Zweitbesiedlung aber noch nicht erlebt.

Es ist nicht so, dass da nun "das Wasser drin steht und alles fault" oder so, der Schädling legt den Gang so an dass er auch bei starkem Regen nicht unter Wasser stehen wird, sonst würde er selber ersaufen.

Das Moos ist harmlos, zeigt dass dass es dort feucht und schattig ist. Eigentlich ganz gut für Äpfel. Aber auch etwas mager. Für 11 Jahre Alter ist auch der Stamm nicht so dick. Dünge Ende Februar mit Stickstoff, optimalerweise einer mit kontrollierter Nährstoffabgabe über 3-4 Monate. Mineralisch oder Hornmehl.
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hobab
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Re: Versorgung Bohrloch/Frassgang, Moos

hobab » Antwort #2 am:

Den Stamm weißeln natürlich, hilft dem jetzigem Riss nichts, vermeidet aber weitere Schäden. Blausieb erlebe ich hier häufiger als Weidenbohrer, vielleicht sind die einfach in Wassernähe und Weidenmassierung oft zu finden.
Die Raupe dürfte längst vergammemt sein und nichts mehr anlocken - junge Stämme sind mir schon abgeknickt nachdem der Blausieb längst erledigt war. Und Moos ist doch gut für die Beschattung: dran lassen!
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thuja thujon
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Re: Versorgung Bohrloch/Frassgang, Moos

thuja thujon » Antwort #3 am:

Weißeln kann man machen, aber der Riss sieht nach einem klassischen Riss im Sommer aus, der durch unregelmäßige Wasserversorgung kommt. Gießen hält Bäume am Leben und verhindert Folgeschäden, wie mit Glück auch den Raupenbefall. Die gehen besonders gerne auf geschwächte Bäume, wie sie es in Trockenperioden ungegossen nun mal sind.
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Wegwarte19
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Re: Versorgung Bohrloch/Frassgang, Moos

Wegwarte19 » Antwort #4 am:

Alles klar, vielen Dank. :)

Die Bäume habe ich in den hier in der Lüneburger Heide trockenen, heissen Sommern (vor allem 2022 und 2023, der letzte Sommer war eher nass) während der langen Dürren gelegentlich zusätzlich gewässert.
Wobei ich da die widersprüchlichen Empfehlungen auch schwierig finde: langsam reintöpfeln lassen via Schlauch oder die berüchtigten 40 Liter per Kanne eher relativ unmittelbar hintereinander...
Den Gravensteiner habe ich dabei abei eher mehr als den Celler Dickstiel zusätzlich gewässert, da der Gravensteiner sortentypisch Trockenheit überhaupt nicht mag...Der Gravensteiner hatte auch eher Blattpilz und wurde schon mal mit Duaxo gespritzt, der Celler Dickstiel war immer der gesunde Baum von beiden...
Gedüngt hatte ich im März mit Animalin, aber vielleicht auch eher zu leicht..
Ich werde so düngen wie hier angeraten und hoffen.

Ein Baumschulgärtner hier vor Ort hat mir mal erzählt, dass sie Apfelbäume nicht mehr selbst veredeln, es dauere bei den mageren Boden hier einfach zu lange, bis die Verkaufsgrösse hätten.
Den Gravensteiner (Alter, gelber Gravensteiner) habe ich mir aus einem Reis eines alten Baumes von meinem Grundstück selbst gezogen (die Veredelung hatte die Baumschule für mich gemacht).
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hobab
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Re: Versorgung Bohrloch/Frassgang, Moos

hobab » Antwort #5 am:

Das Wässern ist eigentlich nicht widersprüchlich: auch die Regenanlage sollte nicht jeden Tag, sondern eher alle drei Tag laufen, dann aber im Sommer auch lange. Kann dann auch eine Stunde und mehr sein.
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Re: Versorgung Bohrloch/Frassgang, Moos

thuja thujon » Antwort #6 am:

Gießen ist eine Welt für sich.
Langsam tröpfeln lassen per Schlauch macht man gerne, wenn es eigentlich schon viel zu spät ist. Dann versucht man große Defizite aufzuholen, die Pflanzen leiden bis dahin aber schon längst unter Trockenstress und haben ihre Abwehrmechanismen hochgefahren. Schließen sich die Spaltöffnungen der Blätter, schrumpft zB auch der Stamm. Kommt dann eine lange nicht versiegende Wasserquelle wird neues Wachstum generiert, evtl verbunden mit hohen Temperaturen kann das auch recht stürmisch sein, und dann sind Rindenschäden wie die Risse eigentlich die logische Folge. Es quillt halt auf und Platzt wie eine Kohlrabi. Schaderreger wie Rindenbrand freuen sich dann über die entstandene Lücke.

Das mit Schlauch liegen lassen macht man also eher mit Rosen, die oben fast keine Wurzeln haben. In der Tiefe kommt das Wasser anders, also langsamer an als oben. Da ist die Veränderung nicht so abrupt und es bleibt etwas Zeit, den Organismus drauf einzustellen.

40 Liter per Kanne auf Sandboden, für einen Baum ok, für den Quadratmeter zu viel. Also nie am Stamm gießen ist klar, weil da keine feinen Wurzeln sind, die Wasser aufnehmen. Bleibt der Kronentraufekreis. Da sind es schnell mal 4m², das passt halbwegs. In Sandboden passen ja gerade mal rund 100Liter auf den Kubikmeter, mit ein bisschen Lehm drin auch 150, mehr kann Sand nicht halten. Gibt man zu viel auf einmal, werden Nährstoffe aus dem Wurzelbereich geschwemmt. Gibt man zu wenig, können die Nährstoffe nicht aufgenommen werden, weil es nur oben nass ist, aber nicht dort, wo die Wurzeln sind. Man liest es zwar öfter aber man machts doch selten, ich empfehle nachzugraben nach dem bewässern, wenigstens ein mal, damit man ein Gefühl dafür bekommt, wie tief tatsächlich der Boden durchfeuchtet wurde.

Fast jeder Viereckregnerbesitzer wird sich wundern, wie wenig nach 3 Stunden gerade mal passiert ist. Teilkreisregner liefern eher. Bei einer Gabe von errechneten 16mm (Verdunstung der vergangenen Tage, also man möchte mit gießen ja die nutzbare Feldkapazität von 50 zB wieder auf 80% anheben), läuft ein Teilkreisregner mit 4mm Düse etwas mehr als eine Stunde.

Wichtig bei Apfelbäumen ist auch der Zeitpunkt des kümmerns. Es ist ja doch etwas Aufwand, wenn man auf Sandboden der Trockenheit hinterhergießen möchte. Nach Austrieb kommt die Zellteilungsphase, da ist Wasser sehr wichtig, oft aber durch die Winterfeuchtigkeit noch da. Anschließend kommt die Zellstreckungsphase, da braucht es auch eine gute Wasserversorgung, leider gibts dann oft aber schon die bekannte Frühjahrstrockenheit. Hier lohnt sich also sorgfältig zu wässern. Wenigstens, bis die Früchte Walnussgröße haben oder wenn man genug Wasser hat, bis zum ersten Triebabschluss. Später im Jahr wässern bringt keine großen Effekte mehr auf die Frucht, man kann es also etwas weniger gut meinen, Hauptsache das Defizit wird nicht zu groß im Boden und es entstehen nicht die Stammrisse.
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Re: Versorgung Bohrloch/Frassgang, Moos

hobab » Antwort #7 am:

Sehr schön erklärt! Wirklich eine gute Zusammenfassung finde ich.
Bei Tröpfchenbewässerung komen bei Mindestabständen etwa 25 l pro Stunde zusammen. Da ist dann noch die große Frage wie rasch das Wasser versickert und verbraucht wird. In der Regel würde ich etwa alle drei Tage 13 Liter geben, das wird natürlich witterungsbedingt mal zuviel, mal zuwenig sein. Das ist halt der Nachteil der automatischen Bewässerung - immer noch besser als unterlassenes Gießen bei vermeintlichem Regenwetter (grauer Regen * gelegentliches Nieseln = brauche nicht Gießen…). Würdest du mehr geben und wieviel bei lehmigen Böden?
In den heißen Jahren bin ich bei Hecken und Bäumen auf eine Stunde gegangen, also dann wirklich 25 Liter.
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Re: Versorgung Bohrloch/Frassgang, Moos

thuja thujon » Antwort #8 am:

Mittlerweile gibts allerdings auch Regensensoren oder Bodenfeuchtigkeitssensoren für die Bewässerungsanlagen. Die 30€ amortisieren sich recht schnell.

13 Liter in 3 Tagen ist normale Verdunstung im Sommer. Die so zu ersetzen passt schon. Auf Lehm fange ich mit 15 an und gebe auch mal 25, aber nicht mehr. Das hält dann 5 bis 10 Tage etwa. Wird es toniger, ists ähnlich wie bei Sand, öfter geringere Einzelgaben.
Größere Hecken und Bäume, ja die können was schlucken, da kann man mal mehr geben. Die Standardverdunstung im Wetterbericht ist ja auf Gras bezogen.
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Re: Versorgung Bohrloch/Frassgang, Moos

hobab » Antwort #9 am:

Ich danke! Ja Regensensoren kommen an die echten Anlagen (kosten als Sensor allerdings ab 80,- wenn einigermaßen gut), aber die für wenig Geld, sprich mit Steuergerät am
Wasserhahn, sind meist ohne Anschlussmöglichkeiten. Und die verbauen wir viel öfter. Das geht, wenn man als Kunde auch mal den Hahn zudreht, eigentlich genauso gut: wenn……
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