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Der Pflanzenschutz und die Vorsicht (Gelesen 58156 mal)
Moderator: Nina
- hobab
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Re: Der Pflanzenschutz und die Vorsicht
Schwefelsauren Ammoniak als Dünger, Alaune, jährlich mit Laub mulchen?
Berlin, 7b, Sand
- thuja thujon
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Re: Der Pflanzenschutz und die Vorsicht
Nadelholzhäcksel, Quarzssand, schwefelsauren Ammoniak oder Schwefellinsen. Wie man damit auf ähnliche Erträge bzw Lebensdauer der Pflanzen kommt, muss noch ausprobiert bzw rausgefunden werden.
Ansonsten wachsen die auch in Peru, Anbau hier ist somit unnötig.
Ansonsten wachsen die auch in Peru, Anbau hier ist somit unnötig.
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- thuja thujon
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Re: Der Pflanzenschutz und die Vorsicht
Hier zur Info, weil das Thema gerade ziemlich hochkocht:
Natriumhydrogencarbonat, Natriumbicarbonat, Backsoda, Bullrich Salz oder wie man es nennen möchte, ist als Grundstoff seit kurzem verboten für Weinreben.
Die Grundstoffanwendung gegen echten Mehltau in anderen Kulturen wie Obst und Gemüse sowie die Anwendung gegen Schorf in Apfel bzw in vielen Fruchtarten gegen Lagerschäden bleiben davon unberührt.
https://ec.europa.eu/food/plant/pestici ... tails/1148
Wer im Garten seine Weinreben mit Natriumhydrogencarbonat schützen möchte, muss den Sachkundenachweis Pflanzenschutz erwerben plus regelmäßig eine Fortbildungsveranstaltung absolvieren.
Natriumhydrogencarbonat, Natriumbicarbonat, Backsoda, Bullrich Salz oder wie man es nennen möchte, ist als Grundstoff seit kurzem verboten für Weinreben.
Die Grundstoffanwendung gegen echten Mehltau in anderen Kulturen wie Obst und Gemüse sowie die Anwendung gegen Schorf in Apfel bzw in vielen Fruchtarten gegen Lagerschäden bleiben davon unberührt.
https://ec.europa.eu/food/plant/pestici ... tails/1148
Die Firma Biofa, Zulassungsinhaber und Inverkehrbringer des entsprechenden Mittels NatriSan, hat dies ihren Angaben zufolge gemacht, um ihre Daten und geistiges Eigentum zu schützen (Studien für das Zulassungsdossier). Die EU hätte der Firma diesen Schritt empfohlen.On 11 March 2025, Appendix II was amended excluding the use of sodium hydrogen
carbonate as a basic substance in Vitis vinifera in Germany and Austria following the
authorisation in these Member States of a plant protection product containing the low-risk
active substance sodium hydrogen carbonate for use in Vitis vinifera and the placing on the
market of this product.
Am 11. März 2025 wurde Anhang II geändert, um die Verwendung von Natriumhydrogencarbonat als Grundstoff in Vitis vinifera in Deutschland und Österreich auszuschließen, nachdem in diesen Mitgliedstaaten ein Pflanzenschutzmittel mit dem risikoarmen Wirkstoff Natriumhydrogencarbonat zur Verwendung bei Vitis vinifera in Umlauf gebracht wurde.
Wer im Garten seine Weinreben mit Natriumhydrogencarbonat schützen möchte, muss den Sachkundenachweis Pflanzenschutz erwerben plus regelmäßig eine Fortbildungsveranstaltung absolvieren.
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- Bruno3120
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Re: Der Pflanzenschutz und die Vorsicht
Und er muss beruflicher Anwender sein, also im Hausgarten verboten.
- cydorian
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Re: Der Pflanzenschutz und die Vorsicht
Und die Kurse für den Sachkundenachweis schliessen Privatleute aus, denn sie haben ja keinen Betrieb, wo sie die Mittel anwenden dürften.
- Bruno3120
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Re: Der Pflanzenschutz und die Vorsicht
Privatleute können den Kurs schon machen. Es gibt Vereine die größere Obstanlagen haben und der Kurs für Fachwarte in BW angeboten wird.
- thuja thujon
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Re: Der Pflanzenschutz und die Vorsicht
Über das ob er es Beruflich macht oder nicht streiten sich die Geister. Wer sachkundig ist darf anwenden. Das war die Grundidee beim Gestalten des Gesetzes.
Und wenn man den Schein hat und seine Weinreben mit Natriumhydrogencarbonat behandeln möchte, dann darf man das nicht mit Natriumhydrogencarbonat machen, sondern nur mit Natrisan. Also statt 80Cent pro Kilo das 6,5 fache aktuell.
Und wenn man den Schein hat und seine Weinreben mit Natriumhydrogencarbonat behandeln möchte, dann darf man das nicht mit Natriumhydrogencarbonat machen, sondern nur mit Natrisan. Also statt 80Cent pro Kilo das 6,5 fache aktuell.
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Re: Der Pflanzenschutz und die Vorsicht
Mein Vater hat seine Kirsche die letzten Jahre immer mit Deltamethrin (Decis Forte) gespritzt und meint, dass sie kaum Maden hatte. Dann hat man ihm in der Agrarapotheke auch Acetamiprid (Mospilan) empfohlen, was besser wirken soll und jetzt spritzt er mit beiden, nach dem Prinzip "doppelt hält besser". Bringt das wirklich mehr als die Einzelapplikationen oder gibt es Wechselwirkungen, die das eher verschlechtern? Wie sieht es mit der Wartezeit aus? Er sagt dass er mindestens eine Woche wartet - bei Agrarinfo.de sind bei Mospilan tatsächlich 7 Tage angegeben, aber ich konnte nichts zum Decis finden.
(Ich habe seit 25 Jahren keine Kirschen dort mehr probiert, weil ich immer erst in August hinfahre und dann sind sie schon längst alle...)
(Ich habe seit 25 Jahren keine Kirschen dort mehr probiert, weil ich immer erst in August hinfahre und dann sind sie schon längst alle...)
- thuja thujon
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Re: Der Pflanzenschutz und die Vorsicht
Für Mospilan gilt eine Wartezeit von 7 Tagen, Decis Forte hat aktuell keine Zulassung.
Im Sinne vom Resistenzmanagement macht mit beiden spritzen theoretisch Sinn, Deltamethrin ist aber sowieso schon recht breit unwirksam. Ich würde letzteres einfach weglassen. Das wäre auch für die Nützlinge besser.
Im Sinne vom Resistenzmanagement macht mit beiden spritzen theoretisch Sinn, Deltamethrin ist aber sowieso schon recht breit unwirksam. Ich würde letzteres einfach weglassen. Das wäre auch für die Nützlinge besser.
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Re: Der Pflanzenschutz und die Vorsicht
Mein Vater ist in Bulgarien, dort werden Zulassungen oft eher als Empfehlungen verstanden...
Wie werden die Wartezeiten bei den ganzen Spritzmitteln eigentlich bestimmt? Werden die Stoffe durch die UV Strahlung irgendwann zersetzt oder warum sind es z.B. bei Mospilan 7 Tage und nicht 0 oder 15? Und ich habe gerade gelesen, dass es bei Getreide sogar 28 Tage sind, also es ist anscheinend sogar Kulturabhängig.

- thuja thujon
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Re: Der Pflanzenschutz und die Vorsicht
Die Wirkstoffe zersetzen sich, werden auch abgebaut von der Pflanze. Manchmal wird die Wartezeit auch künstlich verlängert. Bei Schwefel zB bei manchen Mitteln 28 Tage, bei anderen mit dem gleichen Wirkstoff 56.
Wichtig ist, dass der Rückstandshöchstgehalt eingehalten werden kann, sonst gibts die Zulassung in der Anwendung nicht.
UV Zersetzung ist eher selten, weil das schnell geht. zB der Weg zwischen Spritzendüse vorne und Blatt, das kann schon 50% Wirkstoffverlust ausmachen. Also das ist in der Anwendung nicht so wirklich günstig, wenn nur Nachts gespritzt werden kann.
Wichtig ist, dass der Rückstandshöchstgehalt eingehalten werden kann, sonst gibts die Zulassung in der Anwendung nicht.
UV Zersetzung ist eher selten, weil das schnell geht. zB der Weg zwischen Spritzendüse vorne und Blatt, das kann schon 50% Wirkstoffverlust ausmachen. Also das ist in der Anwendung nicht so wirklich günstig, wenn nur Nachts gespritzt werden kann.
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- thuja thujon
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Re: Der Pflanzenschutz und die Vorsicht
Hier mal kurz was zum Forschungsprojekt Bread and Beer.
https://www.agrarheute.com/management/k ... del-634950
Spannend wird es hier:
Als Beispiel sei zB Pseudomonas Fluorescens erwähnt. Die Monische Säure (Mupirocin), ein Stoffwechselprodukt des Bakteriums, wird seit Jahren als Antibiotika für Hautanwendungen eingesetzt. Pseudomonische Säure, ein weiteres Stoffwechselprodukt, hemmt die Isoleucyl tRNA Synthetase in recht geringen Konzentrationen und hat auch herbizide Wirkung auf viele Breitblättrige Unkräuter, was es Ende der 80er Jahre letztes Jahrhundert interessant für Maisherbizide machte.
Die haben sich bis jetzt nicht durchgesetzt, da sie zu giftig sind.
Wie vieles andere auch aus der Küche der Natur. Die natürlichen Stoffe sind oft nicht Zulassungsfähig nach EU-Recht, weil sie ein oder mehrere Cut-off Kriterien erfüllen.
Beispiele gibts viele.
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC4226356/
Also gerne mit Bakterien weiter forschen, aber bitte auch hier die gleichen Sicherheitsstandards wie bei chemisch-synthetischen PSM einhalten und nicht per se davon ausgehen, dass Bakterien und ihre Stoffwechselprodukte unschädlich sind.
https://www.agrarheute.com/management/k ... del-634950
Soweit so gut. Muss man nur wieder öfters bestätigen und den Mehrwert nachweißen, dann kann da was tolles draus werden.Nachdem die Wissenschaftler der Universitäten Gießen und Hohenheim die Mikrobe identifiziert hatten, konnten sie loslegen. Wie kommt es an die Kulturpflanzen und wie reagieren die und die Umwelt? Dafür impften sie Saatgut mit dem Mikroorganismus und bauten es auf zwei ökologisch bewirtschafteten Flächen aus. Das Ergebnis: Über Monate hinweg ließ sich das Bakterium im Wurzelraum nachweisen. Es störte dabei die bestehende Bodenbiologie nicht. Das macht es auch für den Ökolandbau interessant, der auf natürliche Gleichgewichte setzt.
Auch die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Der Strohertrag stieg signifikant. Der Unterschied beim Kornertrag blieb allerdings in manchen Versuchen statistisch knapp. Doch die Qualität des Getreides verbesserte sich messbar. Beimpfter Weizen wies höhere Proteingehalte auf, was zumindest ein Plus für die Bäckereitauglichkeit ist. Die Analyse zeigte: Mehr Gliadine und Glutenine sorgten für bessere Teigeigenschaften. Selbst Backversuche bestätigten die höhere Qualität des beimpften Getreides.
Spannend wird es hier:
Da fällt mir nur ein anzumerken, dass auch diese Mikroben und deren Stoffwechselprodukte mindestens so gut untersucht werden sollten, wie die chemisch-synthetischen PSM.Bakterien werden in der Landwirtschaft weltweit und zunehmend auch in der Forschung gezielt eingesetzt, um Pflanzen zu unterstützen. Das geschieht zum Beispiel in Form sogenannter biologischer Inokulanten. Diese Praxis hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen, weil sie nachhaltige, umweltfreundliche Alternativen zu chemischen Düngern und Pflanzenschutzmitteln bietet. Dazu gehören etwa:
Azospirillum: unterstützt Wurzelwachstum und Stickstoffaufnahme bei Mais und Weizen.
Bacillus subtilis: verbessert Keimung und Stressresistenz, auch gegen Pathogene.
Pseudomonas fluorescens: fördert das Pflanzenwachstum und schützt vor Krankheitserregern im Boden.
Bacillus amyloliquefaciens hilft Tomaten, Paprika oder Gurken gegen Pilzkrankheiten und fördert gleichzeitig das Wachstum.
Glucanoacetobacter diazotrophicus wird etwa in Brasilien erfolgreich bei Zuckerrohr verwendet.
Als Beispiel sei zB Pseudomonas Fluorescens erwähnt. Die Monische Säure (Mupirocin), ein Stoffwechselprodukt des Bakteriums, wird seit Jahren als Antibiotika für Hautanwendungen eingesetzt. Pseudomonische Säure, ein weiteres Stoffwechselprodukt, hemmt die Isoleucyl tRNA Synthetase in recht geringen Konzentrationen und hat auch herbizide Wirkung auf viele Breitblättrige Unkräuter, was es Ende der 80er Jahre letztes Jahrhundert interessant für Maisherbizide machte.
Die haben sich bis jetzt nicht durchgesetzt, da sie zu giftig sind.
Wie vieles andere auch aus der Küche der Natur. Die natürlichen Stoffe sind oft nicht Zulassungsfähig nach EU-Recht, weil sie ein oder mehrere Cut-off Kriterien erfüllen.
Beispiele gibts viele.
https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC4226356/
Also gerne mit Bakterien weiter forschen, aber bitte auch hier die gleichen Sicherheitsstandards wie bei chemisch-synthetischen PSM einhalten und nicht per se davon ausgehen, dass Bakterien und ihre Stoffwechselprodukte unschädlich sind.
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