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Tulpentragödie... Botrytis tulipae - Tulpenfeuer (Gelesen 24985 mal)

Pflanzenstärkung, Krankheiten und physiologische Störungen

Moderator: Nina

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Dimitrij_HH
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Tulpentragödie... Botrytis tulipae - Tulpenfeuer

Dimitrij_HH »

Moin moin,In Frühling habe ich ein Schock erlebt...Alle meine Tülpen (ca. 300 Zwiebeln) waren krank...Ab Anfang haben sie sehr gute Triebe gegeben, aber danach einfach verkrümmlt... Deselbe Sache hatte ich mit den einigen Lilien. Ich habe meine Pflanzen mit den Gift gegen Pilz behandelt. Die Lilien waren dann ganz brav. Ich habe bei mir einige fehler gefunden: 1. die Tülpen wurden zu tief gepflanz; 2. Ich habe sie 2 Jahren nicht ausgegraben. Als ich die Zwiebeln ausgegraben habe, waren sie ganz gesund (mit ein bischen blau Schimmel). Weißt jemand was ich eigentlich hatte bei Tülpen und wie kann ich es bekämpfen? Danke schön.LG,DimitirjBildBildedit knorbs: schreibfehler im betreff berichtigt
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Susanne
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Re:Tulpentragödie...

Susanne » Antwort #1 am:

Scroll mal auf dieser Seite nach unten, zu den Tulpenkrankheiten. Ich meine, es wäre Botrytis, aber es gibt einiges an Auswahl...Schimmlige Zwiebeln würde ich erst gar nicht kaufen, oder reklamieren, oder sofort über die Tonne entsorgen.
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marygold
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Re:Tulpentragödie...

marygold » Antwort #2 am:

wenn dein Boden im Sommer trocken ist, brauchst du die Zwiebeln nicht auszugraben, daran muß es also nicht unbedingt liegen, auch die Pflanztiefe ist meiner Meinung nach nicht schuld an der Krankheit, tief gepflanzte blühen nur etwas später. Oder stehen sie durch die tiefe Pflanzung zu feucht?Wie ist denn dein Boden?
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pearl
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Re:Tulpentragödie...

pearl » Antwort #3 am:

der Boden ist so, dass Tulpen sich darin nicht wohl fühlen. Er scheint satt und fett zu sein und wenig gröbere mineralische Stoffe zu enthalten.
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Daniel - reloaded
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Re:Tulpentragödie...

Daniel - reloaded » Antwort #4 am:

Deine Tulpen haben das sogenannte Tulpenfeuer, das ist eine Botrytisinfektion. Tulpenfeuer deshalb, weil es sich schnell wie ein Feuer ausbreitet. Tulpen mögen es eher trocken in einem sandigen Boden der sich schnell erwärmt und vor allem schnell abtrocknet. Botrytis tritt immer dann auf, wenn es viele Niederschläge gibt (lange Blattnässeperioden), ständig von oben bewässert wird (bei Blumenzwiebeln eigentlich nie notwendig) oder die Zwiebeln sehr geschützt in zu feuchtem Boden stehen.Zuerst musst du also die Standortbedingungen verbessern (z.B. bei schwerem, feuchtem Boden Sand einarbeiten, ansonsten unpflanzen). Ansonsten hilft ein Fungizid gegen Botrytis wie z.B. Teldor, Rovral, Ortiva (Nebenwirkung), Switch (im Kleingarten Botrysan) oder Signum. Im Kleingarten sind in Deutschland nur Teldor und Switch (als Botrysan) einsetzbar.Vor der Anwendung auf jeden Fall die Gebrauchsanleitung lesen und selbstverständlich auch beachten!!!Liebe GrüßeDaniel
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pearl
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Re:Tulpentragödie...

pearl » Antwort #5 am:

Daniel, deine Empfehlungen zu den Standortbedingungen sind sehr wertvoll. Besonders Tulpen brauchen Sonne, Schutz vor Nässe und einen durchlässigen Boden. Das ist lebenswichtig für Zwiebeln.Deine Empfehlung für Gifte sind in meinen Augen unmoralisch.
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oile
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Re:Tulpentragödie...

oile » Antwort #6 am:

Ich habe dieses Problem auch, obwohl ich auf sandigem Boden gärtnere. Ich habe daher beschlossen, auf neue Tulpen zu verzichten - einstweilen ;) . Die Alternative wäre, jedes Jahr neue Zwiebeln zu pflanzen und diese dann nach dem Blühen zu entsorgen. Diese Idee gefällt mir bis jetzt gar nicht.
Bis jetzt ist es gut gegangen, sagte der Mann, als er am 13. Stockwerk vorbei fiel.

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pearl
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Re:Tulpentragödie...

pearl » Antwort #7 am:

so sind se, die Tulpen. Odenwälder: kannschte mache nix muschte gucke zu do steckschte net dri
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Daniel - reloaded
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Re:Tulpentragödie...

Daniel - reloaded » Antwort #8 am:

Daniel, deine Empfehlungen zu den Standortbedingungen sind sehr wertvoll. Besonders Tulpen brauchen Sonne, Schutz vor Nässe und einen durchlässigen Boden. Das ist lebenswichtig für Zwiebeln.Deine Empfehlung für Gifte sind in meinen Augen unmoralisch.
Warum unmoralisch?Da ohnehin schon irgendein Pilzgift eingesetzt wurde, finde ich es zumindest besser Mittel zu nennen die wirksam, zielgerichtet und vor allem legal sind, ob man sie einsetzt muss dann jeder für sich entscheiden, finde ich zumindest.Oder habe ich dich falsch verstanden?(die Änderung betrifft nur das jetzt vorhandene Komma zwischen zielgerichtet und wirksam.... ;))
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Re:Tulpentragödie...

pearl » Antwort #9 am:

solange kein Bevölkerungsdruck besteht finde ich es unmoralisch Gift auf Pflanzen zu spritzen.
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Daniel - reloaded
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Re:Tulpentragödie...

Daniel - reloaded » Antwort #10 am:

Okay, das ist deine Meinung und die muss und werde ich akzeptieren.Ich habe auch nie behauptet, dass Fungizide Allheilmittel sind. Es sollte schon klar werden, dass zuerst die Standortbedingungen verbessert werden müssen und dann muss jeder selbst entscheiden was er macht. Ob er Fungizide einsetzen will, oder mit dem Schaden leben will oder auf Tulpen verzichtet. Mit den verbesserten Standortbedingungen sollte sich das Problem dann von selbst erledigen. Falls nicht besteht dann eben grundsätzlich die Option im ersten Jahr danach unterstützend ein Fungizid einzusetzen oder eben nicht.Daher an dieser Stelle nochmal ganz deutlich:Wenn die Standortbedingungen ungünstig sind, sind Fungizide sinnlos!Ich kann es mit meiner Moral eher vereinbaren wirksame und zugelassenen Mittel zu empfehlen wenn jemand schreibt irgendein Pilzmittel eingesetzt zu haben als es einfach zu überlesen. Wenn man soetwas hier schreibt wird man Pflanzenschutzmittel einsetzen und dann ist es besser einmal wirksam zu spritzen als immer wieder irgendwas. Denn die Umweltbelastung ist deutlich größer.Da ich im Zuge meiner Ausbildung zum Zierpflanzengärtner meine Sachkundeprüfung Pflanzenschutz gemacht habe und berufsmäßig Pflanzenschutzmittel einsetze bin ich verpflichtet möglichst wenig davon einzusetzen und das so sachgerecht zu tun, dass die Umweltbelastung auf ein unvermeidliches Maß beschränkt wird. Und so kommt es zu meiner Empfehlung.Über den Einsatz von PSM im Kleingarten kann man streiten und es muss jeder für sich entscheiden ob er sie einsetzt oder nicht, aber wenn, dann doch bitte so, dass es nicht zu noch mehr Umweltschäden führt als ohnehin schon.......Liebe GrüßeDaniel
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Re:Tulpentragödie...

pearl » Antwort #11 am:

Wenn die Standortbedingungen ungünstig sind, sind Fungizide sinnlos!
Das ist mal ein Satz, Daniel!Allerdings ist es wie bei Mensch auch, wenn der Pilz angegriffen hat, dann ist ein Fungizid sinnlos.Dann hilft nur ein Antimykotikum. Sehr lange und konsequent angewendet.In der Diskussion um den Pilz, der Buchs befällt, fand ich das gerade so seltsam, dass die wertvollen und völlig richtigen Hinweise von Volker Atrops in der Gartenpraxis hier im forum so in den Wind geschlagen wurden. Mit Urgesteinsmehl oder Kalk kann man natürlich nur vorbeugend etwas erreichen. Ebenso wie mit der sorgfältigen Berücksichtigung der Standortverhältnisse für mediterrane Pflanzen.Dass es sinnlos ist Tulpen auf dem Standort zu halten, den der Fragesteller Dimitri uns gezeigt hat ist doch klar. Taglilien würden sich dort pudelwohl fühlen. Natürlich nicht die Sorten aus Florida, sondern eher die aus Kanada.
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fars
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Re:Tulpentragödie...

fars » Antwort #12 am:

Könnte Garteneulinge verschrecken.Offenbar kommt es auch auf die Tulpensorte an, ob sie mit schwerem Boden zurecht kommen.Mein Gartenboden ist partiell extrem schwer. Dennoch halten sich dort seit vielen Jahren Tulpen und blühen auch regelmäßig. Einige wildern sogar aus. Von Pilzinfektion habe ich bisher nichts gemerkt.Tulpen wären mir, mal von ganz seltenen Sorten (gibt's die eigentlich noch?) und teuren Wildarten abgesehen, zu unbedeutend, um sie mit Fungiziden zu behandeln. Lieber kaufe ich im nächsten Herbst neue.Ansonsten kann der Fungizideinsatz in bestimmten Fällen und bei bestimmten Pflanzen durchaus sinnvoll sein. Was wären die Rosen ohne Fungizide? Häckselmaterial!
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oile
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Re:Tulpentragödie...

oile » Antwort #13 am:

Pearl, erklär mir doch mal den Unterschied zwischen Antimykotikum und Fungizid (gilt analog auch für den Unterschied zwischen Antibiotikum und Bakterizid). Wenn mich nicht alles täuscht, ist ein Fungizid ein Mittel, das Pilze abtötet, ein Antimykotikum dagegen ein Mittel, das gegen Pilze wirkt, indem es sie abtötet oder in deren Stoffwechsel so eingreift, also eher ein Sammelbegriff für unterschiedlich Wirkweisen.
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pearl
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Re:Tulpentragödie...

pearl » Antwort #14 am:

oile, ich glaube du weißt das:eine bakterizide Wirkung hat Sonnenlicht, UV Licht, Alkohol, Formaldehyd, Sauerstoff, Ozon ...eine fungizide Wirkung hat Sonnenlicht, UV Licht, Alkohol, Formaldehyd, Sauerstoff, Ozon ...Antibiotika greifen in den Stoffwechsel von Bakterien ein. Penicillin, Chloramphenicol, Sulfonamide und Colchizin. Wobei letzteres auch die Mitose von höheren Lebewesen stört und aus dem Grund wegen der hohen Nebenwirkungen selten verwendet wird.Antimykotika greifen in den Stoffwechsel von Pilzen ein. Da Pilze uns näher stehen als Bakterien ist die Gefahr von schweren Nebenwirkungen deutlich höher und Antimykotika werden nur in extremen Fällen systhemisch angewendet. Lokal allerdings extrem häufig.fars, man kann Pilzinfektionen vermeiden indem man seinen Füßen Licht und Luft gönnt. Auf Dauer ist das auch das einzige Mittel um die Pilze effektiv wieder los zu werden. Obwohl das inzwischen bekannt sein dürfte laufen im Sommer die Herren immer noch mit Socken rum und zu Hause wird konsequent Schlüffkes getragen. Unter solchen Bedingungen sind Pilzinfektionen so häufig, dass alte Menschen selten ohne hässliche Verunstaltungen ihrer Fußnägel sind.Warum das Beispiel mit den Füßen? Um zu betonen, dass Pilze sehr viel hartnäckiger sind als Bakterien. Außerdem deshalb, weil es auch für den Menschen eine entwicklungsgeschichtliche Erklärung gibt. Wir sind in den Steppen Afrikas ans Laufen gekommen. Das Wild in der Mittagszeit zu Tode hetzen, dafür sind unsere großen Hirne und unser aufrechter Gang, unsere vielen Schweißdrüsen und unser leistungsfähiges Herz gemacht. Dafür haben wir unser Körperhaar fast vollständig verloren. Wir sind die ausdauerndsten Jäger unter den Raubtieren.Ein paar tausend Jahre waren unsere Füße immer in Bewegung und Licht, Luft, Steinen, Dornen, Hitze und Kälte ausgesetzt. Kein Wunder, dass sie jetzt bei unserer Lebensweise vor sich hin brüten und Pilze anlocken. Uns geht es nicht anders als dem Buchs.
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