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Reneklode: Morsche Aushöhlung am unteren Stamm (Gelesen 2617 mal)

Pflanzenstärkung, Krankheiten und physiologische Störungen

Moderator: Nina

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Secret Garden
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Re: Reneklode: Morsche Aushöhlung am unteren Stamm

Secret Garden » Antwort #15 am:

Monti hat geschrieben: 9. Apr 2025, 08:34 Außerdem sieht es für mich fast aus wie ein Unterlagentrieb
Das war auch mein erster Gedanke. Aber vermutlich soll das so sein und die beiden Stämme tragen unterschiedliche Sorten. Eine langlebige Konstruktion scheint mir das nicht zu sein. :-\
Indy hat geschrieben: 7. Apr 2025, 21:50 Das Bäumchen ist ein sogenannter "Duo-Baum"
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Monti
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Re: Reneklode: Morsche Aushöhlung am unteren Stamm

Monti » Antwort #16 am:

Ups. :-X Einmal richtig lesen hilft. Dann sollte man den Trieb wohl dran lassen.
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Indy
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Re: Reneklode: Morsche Aushöhlung am unteren Stamm

Indy » Antwort #17 am:

Ich dachte auch erst, links des "Längsrisses" ist nur totes Holz, aber das kann täuschen. man sieht ja den kreisrunden Anschnitt. Indy wird uns sicher aufklären.
Für mich als Laie sieht die Stelle aus wie borkige Rinde mit einem Frostriss. Wie ich schon schrieb: Kein Totholz, nichts feucht, modrig oder verfault, kein Flüssigkeitsaustritt. Bei dem kreisrunden Ausschnitt bin ich mit dem Messer zu tief geraten, und rechts vom Spalt auch. Ich habe noch an weiteren Stellen vorsichtig etwas abgehobelt. Überall kommt erst eine dünne Schicht "normale" braune Rinde (wie Rindenmulch) zum Vorschein, darunter etwas Grünes (wie frische Weidenzweige), und dann das weiße, nackte Holz des Stammes.

Unter der lose sitzenden Rinde des Lochs war das Holz weich und bräunlich - wie Kork - und es roch nach Moder und "Waldboden". Die Stelle rechts unten ist geruchlos, hart und fest.

Um Pseudomonas erkennen oder ausschließen zu können, fehlen mir Wissen und Erfahrung. Okay - die Prognose für das Bäumchen wäre damit schlechter, das habe ich verstanden. Inwiefern würde es hinsichtlich der Behandlung einen Unterschied machen? Ist die Infektion ansteckend, und falls ja, wodurch wird sie verbreitet? Was kann sie eindämmen? Lebt der Erreger im Boden, und hilft vielleicht ein Austausch rund um das Bäumchen?
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thuja thujon
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Re: Reneklode: Morsche Aushöhlung am unteren Stamm

thuja thujon » Antwort #18 am:

Die Erreger sind Bakterien, da macht man praktisch nichts dagegen. Die müssen nicht mal mehr da sein bzw sind überall.
Die warten auf Eintrittspforten, wie zB den Riss.
Mal gehts danach gut für den Baum aus und manchmal nicht.

Im Obstbau versucht man, da die Bakterien nicht direkt bekämpft werden können, die Risse zu vermeiden. Damit sind auch die mikroskopisch kleinen Risse gemeint, die man nicht mit dem Auge sehen kann. So Sachen wie Gras bis zum Stamm und damit evtl Anfahrschäden beim Rasenmähen sind deshalb undenkbar.
Du kannst jetzt eigentlich nur beobachten und wenn es trockener wird gießen. Nicht an den Stamm, sondern die Kronentraufe. Düngen, wenn notwendig.

Ich drücke die Daumen.
Hier im Oberrheingraben ist jemand gut, wenn eine Zwetschge bei ihm das sechste Jahr noch miterlebt. Es geht hier extrem bergab die letzten paar Jahre mit dieser Kultur.
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Obstliebhaber
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Re: Reneklode: Morsche Aushöhlung am unteren Stamm

Obstliebhaber » Antwort #19 am:

@Thuja, wie läuft das mit den bakteriellen Erregern, verteilen die sich mit dem Saftstrom und zirkulieren im gesamten Baum?
Im Obstbau versucht man, da die Bakterien nicht direkt bekämpft werden können, die Risse zu vermeiden.
Jetzt bin ich etwas baff. Ich dachte bisher mit Kupferpräparaten lässt sich zumindest temporär die äußere Besiedelung unterdrücken.
In Amiland fahren sie teilweise sogar ganz schwere Geschütze gegen Bakterienbrand (bacterial canker) auf.

Wie ich sehe gibt es sogar Studien zur Anwendung mit Antibiotika. Finde ich als Laie etwas heikel

https://www.frontiersin.org/journals/mi ... 21808/full
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thuja thujon
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Re: Reneklode: Morsche Aushöhlung am unteren Stamm

thuja thujon » Antwort #20 am:

Kommt auf die Bakterien an. Manche verstopfen die Leitungsbahnen oder sondern ihre Toxine ab, das macht die schnellen systemischen Schäden, andere sind eher lokal, das macht die räumlich begrenzten Schadbilder.

Das mit den Antibiotika ist eine lange und komplizierte Geschichte. Man kann als Mensch gar nicht so viel draufschmeißen, wie es natürlich vorkommende Antibiotika im Boden und auf der Phyllosphäre gibt. Das Streptomycin aus deinem Link wurde noch nicht mal vom Mensch im Labor optimiert, ist nach wie vor natürlichen Ursprungs und wurde auch in D früher zu Feuerbrandzeiten eingesetzt. Das Bodenleben, dass viele Gärtner immer fördern wollen, macht nichts anderes wie ständig unterschiedlichste Antibiotika zu produzieren, um sich mit dieser chemischen Kriegsführung konkurrierende Bakterienarten vom Hals zu halten und so den eigenen Lebensraum zu sichern.
Also das was der Mensch an Antibiotika spritzen könnte, ist verschwindend gering an der der Gesamtmenge, die eh in der Natur vorkommt.

Das Problem ist eher der unsachgemäße Einsatz, weil wohl zu wenige Wirkstoffe bereit stehen, so dass kein geeignetes Resistenzmanagement geschieht. Und bekanntlich werden kaum neue Antibiotikawirkstoffe entwickelt, weil das ökonomischer Selbstmord ist.
Kupfer ist nicht Resistenzgefährdet, hat aber den Nachteil der Persistenz und nur sehr beschränkten Wirkung. Es hilft also nicht wirklich, muss mehrfach gespritzt werden, allein zum Blattfall schon 2-3 mal, zum Knospen aufbrechen wieder usw. Das kommen locker 5 Spritzungen zusammen, wo ein Hobbygärtner im Traum nicht daran denkt weil er Winterruhe hat und man auch als Obstbauer echt besseres zu tun hat.
Da ist der Ansatz des ruhigen Baumes erfolgversprechender, weniger toxisch für die Umwelt und lässt sich mit zB Tropfbewässerung und Fertigation auch eher automatisieren. Ziel ist eben Wuchsschwankungen abzupuffern, damit die mikroskopisch kleinen Rindenrisse eben nicht vorkommen. Da war zB auch die letzten Wochen wichtig zu gießen, dass da nicht schon zum Austrieb kürzeste Wuchsstockungen durch zB 3 warme Tage und trockene Luft mit anschließend Regen die Rinde wie eine verkorkte und dann überwässerte Kohlrabi platzen lassen.

Wie gesagt, man sieht die Rindenrisse nicht mit dem Auge, auch mit der 20x Lupe nicht, man muss das Gespür dafür entwickeln, wann es einer Pflanze nicht gut geht. Da braucht man mehr Einfühlungsvermögen als für unter Wetterwechseln leidende Frauen.

Es braucht halt Lösungen, wenn in Zukunft noch Obst zu unserer Nahrung gehören soll. Jeder ist eingeladen, seinen konstruktiven Beitrag dazu zu leisten.

Ideen wie Kalialaun oder Benzoesäure, Propionsäure, Benzalkoniumchlorid und anderes gibts viele, aber alle scheitern am Wirkungsgrad oder der intrinsisch breit toxischen Wirkung. Ein Weißanstrich, bevorzugt mit stark alkalischen Löschkalkanstrichen statt Polymerdispersionen ist einfach durchführbar und sollte mittlerweile Standard sein.

Foto von gestern, die nächste tote Birne. Aktuell noch voll im Laub, guter Fruchtansatz. Die ist spätestens nächstes Jahr tot.
Birne Diplodia.jpeg
Schwierig einem Hobbygärtner zu erklären, dass er nicht einfach auf der Baumscheibe mit dem Unkrautstecher 20cm tief in den Boden stechen darf um zu jäten, weil dass die Stickstoffproduktion ankurbelt, also zu einem ungewollten Wachstumsschub führt. Und schwierig zu vermitteln, dass 10 Liter Wasser oder 2 Minuten Gartenschlauch nicht reichen, wenn der Baum gegossen werden muss, um ihn gleichmäßig feucht zu halten. Es kann kaum einer nachvollziehen, wie feucht es jetzt aktuell auf 40cm ist, wenn man noch nie nachgegraben hat. Das ist aber mittlerweile absolut notwendiges Wissen, wenn man die Bäume erhalten möchte, und eben nicht aus dem vollen Spritzbaukasten schöpfen kann.
Man hat die letzten Jahre hier in der Gartenanlage ganz gut gesehen, wer sich alles nicht um seine Bäume gekümmert hat. Die haben mal wieder für gute Umsätze bei den Baumschulen gesorgt. Und es hat noch nicht mal jeder verstanden, dass sie ihre Krätzeschleudern schnellstmöglich verbrennen sollten, um die wenigen vitalen Bäume bzw zahlreichen Neupflanzungen zu schützen.
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Re: Reneklode: Morsche Aushöhlung am unteren Stamm

Obstliebhaber » Antwort #21 am:

Es beruhigt mich dass du soviel vom Weißeln hältst. Im Spätwinter (Kommentar der Nachbarin: der nächste Winter kommt bestimmt) habe ich selbst die meisten meiner Bäumchen wieder mal geweißelt.
Nicht mit vollem Herzen, denn der sowieso vorhandene Kalküberschuss im Boden bringt mich etwas ins Grübeln, weil regelmäßiges Weißeln in der Folge doch auch eine ordentliche Kalkgabe bedeutet.
Deine Ausführungen zu den ohnehin in reicher Fülle vorhandenen, und in ihrer Tragweite bestimmt bestenfalls im Ansatz verstandenen natürlichen Antibiotikaresourcen sind sehr interessant und aufregend.
Auch wenn ich zu dem Thema Biochemie der Pflanzen und Wechselwirkungen nichts beitragen kann. Das Thema Wässern scheint wirklich etwas speziell zu sein, landauf- landab herrscht die Auffassung "einen Baum muss man doch nicht gießen"! Da ist es nicht verwunderlich dass nicht jeder ansonsten aufmerksame Gärtner bereits den Unterschied zwischen Gießen (Befeuchten) und Wässern verinnerlicht hat.
Ich tue mir ehrlich gesagt auch etwas schwer zu erkennen zu welchen Zeitpunkten die jeweiligen Bäumchen viel Durst haben, besser, wann muss ich wässern damit der Baum gar nicht erst anfängt unter Trockenstress zu leiden. Da hilft nur Beobachten, Neugierde und Interesse vorausgesetzt.
Zuletzt geändert von Obstliebhaber am 1. Mai 2025, 12:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Reneklode: Morsche Aushöhlung am unteren Stamm

Obstliebhaber » Antwort #22 am:

Schwierig einem Hobbygärtner zu erklären, dass er nicht einfach auf der Baumscheibe mit dem Unkrautstecher 20cm tief in den Boden stechen darf um zu jäten, weil dass die Stickstoffproduktion ankurbelt, also zu einem ungewollten Wachstumsschub führt.
Genau dies hatte ich die Tage vor, grundlich und wo erforderlich tiefgründig die Baumscheibe bis auf mindestens 1,5 Meter durchjäten und allem befreien was da ncihts zu suchen hat.
Ich dachte das sei jetzt mal zwingend erforderlich. Denn unsere zwo Williams, 6. Standjahr kommen einfach nicht in die Gänge.

Ein Problem bzw. Symptom sind zu wenig Blätter. Die Blüte war wieder überreich. Austrieb an den Zweigen gibt es nur sporadisch, er ist fast nicht vorhanden. Die meisten Blütendolden sind ausreichend von Blattwerk umkränzt. Doch im Vergleich zu "Condo" und "Gräfin von Paris" wachsen aus diesen Dolden fast nirgends Zweige aus. Sie vertrocknen schwärzlich bei genauem Hinsehen schon im Ansatz wenige Millimeter lang. Ich rechne damit dass die Bäumchen den überdurchschnittlichen Fruchtansatz bis auf wenige Früchte (bin froh über eine Handvoll von jedem Baum) abwerfen werden.

Und weil die Baumscheibe bei einem der Exemplare endlich mal befreit werden muss von Akelei, Tulpengeraffel, Giersch, Fingerkraut und all dem Geraffel lässt mich dein Zitat aufhorchen und zugleich betröppelt zurück ;-)

Kupferverbindungen sind sehr wirksam gegen viele Bakterienkrankheiten, Kräusel und sonstige Pilze. Wenn 47,5 g Reinkupfer aus der 250 ml Kupfersulfat-Pulle zwanzig Jahre reichen wärs bestimmt noch irgendwie o.k aber das ist wegen der unwirtschaftlichen Ausbringmethode mit einer einfachen Gartenspritze nicht zu erreichen, also wird die Pulle wahrscheinlich höchstens acht, neuen Jahre reichen. Das wäre mir auf Dauer dann doch zuviel. Welche Kupferverbindungen im Gartenbau haben die geringste Menge Reinkupfergehalt?
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