News: Problem bei der Anmeldung? Bitte Mail über das Kontaktformular ganz unten!

Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar. (Gelesen 223626 mal)

Hier bist du richtig, wenn du nicht genau weißt, wohin mit deiner Frage oder deinem Thema!

Moderatoren: Nina, Phalaina, cydorian, partisanengärtner, AndreasR

Antworten
Benutzeravatar
frauenschuh
Beiträge: 987
Registriert: 7. Jul 2015, 00:37
Region: Solling
Kontaktdaten:

Wir haben nur dieses eine Leben. Dieses eine, wunderbare Leben!

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

frauenschuh » Antwort #2730 am:

Vielleicht beim Finanzamt in die Lehre gehen? Das Ding schimpft sich landwirtschaftliche Primärproduktion ::) beim Hänger haben wir nachweisen müssen, dass da Tiere von uns beteiligt sind
Wir haben nur das eine Leben. Dieses eine, wunderbare Leben.
zorro

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

zorro » Antwort #2731 am:

lerchenzorn hat geschrieben: 19. Dez 2023, 07:48
Der hält sich einfach nicht an die Gendereiverbote seines Chefs? Frechheit

Für den "Nährstand" bringt diese Partei doch gerne Opfer. ;)
.
Etwas OT, aber wo du es ansprichst:
Die Stromproduktion aus Wind und Sonne wird weiter unter Druck geraten, d.h. es werden mehr Tage werden, an denen deren Strom nur noch zu " Negativpreisen" absetzbar sein wird. Zugleich fällt die Förderung in der Photovoltaik weitgehend weg.
Da das Merit-Order-Prinzip bleibt, werden aber insgesamt die teuren Gaskraftwerke weiterhin den Strompreis dominieren.
Dagegen gibt es dann Strompreisermäßigungen für das "produzierende Gewerbe", deren Großbetriebe mit Abwanderung drohen können.
Letzteres - um die Kurve zu kriegen - können große Agrarproduzenten übrigens auch.
Benutzeravatar
Staudo
Beiträge: 35555
Registriert: 7. Jul 2007, 08:39
Kontaktdaten:

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Staudo » Antwort #2732 am:

lerchenzorn hat geschrieben: 19. Dez 2023, 07:48
Der hält sich einfach nicht an die Gendereiverbote seines Chefs? Frechheit


Dank Binnen-I be gone ist mir das gar nicht aufgefallen. :D
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
zorro

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

zorro » Antwort #2733 am:

Produzierendes Gewerbe, entspricht etwa dem Sekundärsektor.
Landwirtschaft ist Urproduktion.
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 21302
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #2734 am:

Zu Coronazeiten wurden wir als Systemrelevant eingestuft.

Die Pfälzer Traktoren sind die Nacht durchgefahren. 11 Uhr ist Treffpunkt vorm Landtag in Mainz.
gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
zorro

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

zorro » Antwort #2735 am:

thuja hat geschrieben: 19. Dez 2023, 08:29
Zu Coronazeiten wurden wir als Systemrelevant eingestuft.

Wer ist "wir"?
.
Das Personal in den Krankenhäusern übrigens auch.
Die Missstände in der Pflege sind hinlänglich bekannt.
Ebenso in den Kitas und im schulischen Bereich, Stichwort "Pisa".
Vor einigen Wochen streikten die Apotheken, das Apothekensterben geht seit Jahren. Über den Streik haben die überregionalen Medien wie die ZEIT nicht. mal berichtet.
Eine PKA in der Apotheke bekommt als Einstandsgehalt nach Tarif übrigens knapp über dem Mindestlohn.
.
Fazit: Jeder klagt und streikt für sich allein.
Benutzeravatar
thuja thujon
Beiträge: 21302
Registriert: 28. Apr 2016, 21:50
Region: Gemüsegarten Vorderpfalz
Höhe über NHN: 90
Winterhärtezone: 8b: -9,4 °C bis -6,7 °C

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #2736 am:

Mit wir ist die Agrarbranche gemeint. Also auch die Agrarforschung wurde als Systemrelevant eingestuft.
Die Trocknungsanlage für Getreide später in der Gaskrise allerdings schon nicht mehr. Das Kraftwerk für die Gewächshäuser allerdings schon.

Das drüber berichten ist so eine Sache. Wenn das wie bei den Pflegekräften nur dazu führt, das man Klatschvideos in den sozialen Medien teilt, bringt das nicht die erhoffte Veränderung.

Jeder streikt für sich allein, ja da ist was dran. Es gibt in vielen Branchen gerade so etwas lähmendes. Wirklich zufrieden ist gerade wohl fast keiner. Das ist ja das. Die letzten 20er Jahre gabs eine Wirtschaftskrise, danach ist eine Rechte Partei aufgestiegen. Es gibt Parallelen zu jetzt, und das lähmt zusätzlich, weil das niemand gut finden kann.

gesundes und krankes Gemüse in Amish-Qualität
Benutzeravatar
dmks
Beiträge: 4322
Registriert: 18. Jul 2011, 08:45
Wohnort: bei Forst/Lausitz
Region: 24 Einwohner/km² (Ortslage)
Höhe über NHN: 67m
Bodenart: sandiger Lehm und lehmiger Sand

Staatlich anerkannter Steuerzahler

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

dmks » Antwort #2737 am:

Es geht hier in der LW ja nicht um mehr Lohn oder Wochenarbeitszeiten, sondern darum, daß durch die Agrarreform 2023 schonmal viele neue Bedingungen geschaffen wurden - die irgendwie noch erfüllbar waren (wenn auch nicht für alle)

Jetzt geht es um Mehrkosten (gerade bei mehr mechanischer statt chemischen Behandlung) durch die 'über Nacht' verhängten Maßnahmen von teils um die 300 Euro je Hektar - der Gewinn je Hektar liegt bei hiesigen schwachen Böden teilweise unter dieser Summe!

Es ist doch schon lange bekannt und diskutiert, daß LW nur noch durch Fördermittel am Leben gehalten wird. Jetzt werden diese plötzlich gestrichen und das Ergebnis ist schlichtweg die reihenweise Pleite der Betriebe.
Und zuerst die, die noch wirklich Landwirtschaft betreiben.
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
Benutzeravatar
frauenschuh
Beiträge: 987
Registriert: 7. Jul 2015, 00:37
Region: Solling
Kontaktdaten:

Wir haben nur dieses eine Leben. Dieses eine, wunderbare Leben!

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

frauenschuh » Antwort #2738 am:

Urproduktion ist eben urwichtig. Ohne Tier nix Wurst und kein Braten. Das ist seit Urzeiten eigentlich bekannt ;) Und wer jetzt mit der vegetarischen Variante kommt: Auch ohne das Primärprodukt Getreide oder Hülsenfrucht geht danix. Ob man sich so eine Zuckerrübe zum selber ziehen suchen will um dann auf dem Herd blubbernd über Stunden zum Sekundärprodukt Zucker zu kommen... magja jeder selber entscheiden. Aber auch in unserer Landwirtschaftsbranche gilt: Ist das System erst ruiniert, lässt es sich nicht wieder aufbauen. Also gerade unsere Nische ist fast nicht reaktivierbar. Weil zu viele Voraussetzungen gegeben sein müssen. Dass jemand als Quereinsteiger wie wir noch mal was aufbaut - und da reden wir besser nicht wieviele Jahre es gedauert hat, bis wir die heutige Größe hatten . wurde gerade erst auf einer Fortbildung als höchst unwahrscheinlich und eigentlich nicht möglich abgecancelt. Weil: Es ist nicht nur ein Job 24/7 sondern man buttert alles Geld was man hat da rein. Also Luxus: Forget ist! Da ist nix Urlaub, da ist nicht Spaanwendung, da ist keine teure Klamotte, da ist nüscht außer das Nötige und knapp 120 Wollies. Und dann kommen da so ein paar - zensiert - aus der Politik und finden, dass man dringend weiter fette Dienstwagen benötige, aber der Trecker der auf dem Feld ackert und der Diesel der den Schafhänger zieht seien nicht so wichtig und kürzbar. Ich weiß nicht wo ich noch kürzen kann. Aber ich weiß, dass ich durchziehe bis ich beruflich dann eben von jetzt auf eben auch nicht mehr kann. Dann ist parallel zum Betrieb die Fachkraft auch noch am Ende. Und erzähle mir keiner, dass da schon junge Leute in den Startlöchern stünden. Gut. Es macht Sinn. Ab 60 wackelt ja der Führerschein. Dann ist zeitgleich eben alles platt. Die arme nächste Generation, die die ausgelutschten Wracks dann zahlen müssen. Und die armen Wwoofer, die bei uns ziemlich schnell die Erkenntnis gewinnen, dass das mit Selbstversorgung und Bullerbühof nur ein Instagramfake ist, das von Bürokratie und Kosten zerschlagen wird.

Also ja. Es ist die absolut fehlende finanzielle Reserve, die uns auf die Straßen treibt. Es ist aber auch parallel dazu ein bürokratisches Erwürgen, so dass die Kraft für den täglichen Kampf erloschen ist. Das ist jetzt ein letztes Aufflackern. Es hat seinen Grund, dass schon vor der Verkündigung der weihnachtlichen Existenzkürzung das landwirtschaftliche Sorgentelefon heiß gelaufen ist.

Von Work-life-balance, 35 Stundenwoche, Sonderzahlungen, besseren Arbeitszeiten, Sonderurlauben, Feiertagen und betrieblichen Renten... reden wir ja gar nicht. Aber wie man sich erdreisten kann von "grün" und "Klima" zu labern und zeitgleich die lokalen Betriebe eifrigst zerschlägt... das lässt bei mir keine weihnachtliche Stimmung aufkommen. Das war ein schwieriges Jahr mit einem echt besch... Abschluß.

Und jetzt fliegen die Abgeordneten in ihren Weihnachtsurlaub und vertrauen darauf, dass nach der "staaden Zeit" kein Mensch mehr von Landwirten spricht. Ich würde sagen, die Rechnung geht auf. Und nächstes Jahr geht das Sterben weiter. Und es trifft wieder die Kleinen, während die großen Agrarfabriken noch mehr wachsen. Noch mehr Schläge zusammen legen. Noch weniger Strukturen. Noch mehr Gejammer wo denn die Insekten hin sind und ach früher war alles besser.

Dabei gilt der Satz den ich seit Jahren auf Exkursionen erzähle: Dass was auf dem Acker und auf dem Grünland passiert, ist ausschließlich der Politik geschuldet. Und so sieht es da eben aus. Und jetzt wird es galoppi noch mal schlechter. Glückwunsch.
Wir haben nur das eine Leben. Dieses eine, wunderbare Leben.
Benutzeravatar
RosaRot
Beiträge: 17851
Registriert: 11. Mai 2007, 20:53

Regenschatten Schattenregen Nordöstliches Harzvorland, Podsol, Regosol 7b 123m

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

RosaRot » Antwort #2739 am:

Recht haste in allem.
(Habe gerade heute früh mit einem Landwirt diskutiert.)

Die Wende 89 ließ sich letztlich erst in die Wege leiten, als sich doch eine deutlich nicht zu übersehende Masse an Menschen bereit gefunden hat, auf die Straße zu gehen und sehr deutlich zu machen, das es so wie bisher nicht weitergeht. Nur mal so als ostdeutsche Erfahrung und Erinnerung, weil hier eben mehrfach das Wort 'Lähmung' fiel.
Viele Grüße von
RosaRot
zorro

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

zorro » Antwort #2740 am:

frauenschuh hat geschrieben: 19. Dez 2023, 11:50
Und es trifft wieder die Kleinen, während die großen Agrarfabriken noch mehr wachsen.

Das betrifft nicht nur den Agrarsektor, sondern alle Bereiche der Gesellschaft.
Nennt sich Kapitalismus.
Benutzeravatar
Thüringer
Beiträge: 5917
Registriert: 6. Apr 2008, 12:42
Region: Mittelgebirge / GLB
Höhe über NHN: 390
Winterhärtezone: 6b: -20,4 °C bis -17,8 °C

Westthüringen

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Thüringer » Antwort #2741 am:

Die Galgen-Volkskunst bei Protesten scheint wieder aufzuleben.
https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/id_100304852/bauer-faehrt-mit-ampel-am-galgen-zu-demo-nach-berlin-so-reagiert-die-polizei.html
Man bekommt die Welt nicht besser gemeckert. (Quelle unbekannt)
Benutzeravatar
Staudo
Beiträge: 35555
Registriert: 7. Jul 2007, 08:39
Kontaktdaten:

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Staudo » Antwort #2742 am:

Bristlecone hat geschrieben: 19. Dez 2023, 12:40
Nennt sich Kapitalismus.


Exzessive Bürokratisierung und Verteilung der Agrarmittel gehen auf das Konto der jeweils Regierenden.
„Am Ende entscheidet die Wirklichkeit.“ Robert Habeck
zorro

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

zorro » Antwort #2743 am:

Von Bürokratie können alle ein Lied singen.
Was jetzt passiert, ist die politisch gewollte Abschaffung von Subventionen. Dass die Landwirte darüber sauer sind, ist ja verständlich, aber: das wollen wir doch im Prinzip alle, oder?
Benutzeravatar
Starking007
Beiträge: 11556
Registriert: 24. Jan 2005, 19:10
Wohnort: 92237
Region: Mittelgebirge
Höhe über NHN: 440
Bodenart: steinig-lehm

Im Nordosten Bayerns - kalt und Kalk.

Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Starking007 » Antwort #2744 am:

Ich bin da hin- und hergerissen,
Subventionen - ganz ohne wird es nicht gehen, weil die anderen Länder auch, oder noch mehr.

Aber dass die Landwirte mit den Geldern unser Grundwasser mit Nitrat anreichern,
sonstige Gifte in die Umwelt freisetzen
und Kulturen anbauen, die einen starken Humusverlust zur Folge haben ( "Bio"-Gas),
das kann doch so nicht weiter gehen?!
68% des Einkommens aus Steuergeldern.......

Und die Dimension der Traktoren bei den Demonstrationen.....
PS: Ich bin sehr eng, räumlich und menschlich, mit der Landwirtschaft verbunden.
Gruß Arthur
Antworten