Ich glaube ich hatte schon mal erwähnt, dass sich hier seit dem letzten Sommer ein stattlicher Feldhase in den Gärten herumtreibt, den ich mehrfach zu Gesicht bekam - es ist definitiv kein wildes Karnickel. Das Tier ist etwa einen halben Meter groß, sehr schlank und hat auffallend kräftige Hinterläufe und lange Ohren. Er schlägt auch typische Haken beim Laufen (normalerweise bewegt er sich aber in sehr gemäßigtem Tempo fort) und lebt nicht in einem Erdbau.

Der Hase wohnt auf den Grundstücken hier direkt an der Bundesstraße - futtert hier, schläft auch hier, hat hier seine Verstecke und weiß, wo er Nahrung findet. Zeitweise sehe ich ihn täglich oder sogar mehrfach am Tag. Im letzten Jahr war auch ab und zu ein zweiter Feldhase zu entdecken.Dabei war ich eigentlich der Meinung, Feldhasen seien überaus scheue und geräuschempfindliche Wildtiere, die den Menschen dank ihres scharfen Geruchssinns sofort wittern können und daher generell meiden. Schließlich ist der Mensch seit Urzeiten der natürliche Feind des Hasen.

Vor ein paar Tagen habe ich endlich mal ein Foto von ihm gemacht. Es ist zwar auf Abstand fotografiert und daher nicht besonders scharf, aber ich will damit ja auch keinen Fotowettbewerb gewinnen, sondern nur zeigen, dass es sich wirklich nicht um ein Wildkaninchen handelt, wie bestimmt so mancher nun vermuten wird. Ich hätte zwar desöfteren bereits die Möglichkeit gehabt, ihn von dichtem vor die Linse zu bekommen - schließlich zeigt er keinerlei Scheu - aber die Kamera war zu keinem Zeitpunkt wirklich griffbereit.Nun stellte sich aber neulich morgen heraus dass es auch gar kein Hase ist, sondern vielmehr eine Häsin! Denn vor einiger Zeit hat sie wohl geworfen und das Ergebnis hoppelt flink durch unseren Garten

Aufgrund der geringen Größe und des putzigen Äußeren dachte ich zunächst an ein verwildertes Wildkaninchen oder einen ausgebüxten Haus-Verwandten. Die Knopfäuglein sahen auch anfangs schwarz aus, in der Sonne ist aber ein brauner Rand deutlich sichtbar.Ich habe mich in einigen Landwirtschaftszeitungen über die Verhaltensweise und Unterscheidungsmerkmale von Hase und Kaninchen schlau gemacht: Es ist ein junger Hase!Die Häsin wirft zwei bis drei Kinder, die sie 3 Wochen lang lose versorgt. Sprich: Morgens (wenn der alte Hase hier auftaucht) säugt sie ihre kleinen, tagsüber ist der Nachwuchs auf sich gestellt. Die Säuglingssterblichkeit bei Hasenkindern ist ungewöhnlich hoch (vermutlich auch durch den oft sehr kalten Sommer im Norden - wir hatten bisher oft nicht einmal 20 Grad ), und so verwundert es auch nicht, dass wir beim Umgraben unter einer Pflanze ein totes Hasenbaby entdeckten. :(Unser "Kleiner" hatte also ein Geschwisterchen. Ers selbst hüppelt putzmunter durch unsere Grünanlagen und nascht an Blumenblättern herum, zeigt überhaupt kein Fluchtverhalten, sitzt sogar draußen bei uns am Kaffeetisch. Er sieht gut entwickelt und kerngesund aus (sein Fell glänzt), nur einige Blumen sind ihm zu hoch, da kann er nicht drüber hinweg springen. :oZum Nachmittag hin sucht er eine Stelle bei uns im Beet zwischen Pflanzen auf, wo er sich eine kleine Mulde eingerichtet hat (kein Erdbau mit unterirdischen Gängen oder Tunnelsystem!). Dort kuschelt er sich ein und verbleibt da bis zum Abend. Während er schläft, hat er die Augen offen und die Ohren angewinkelt. Er ist also immer auf Empfang und in Bereitschaft, um notfalls flüchten zu können. Wenn es dämmert ist er verschwunden. Gestern habe ich ihn nicht gesehen, heute verbrachte er den gesamten Nachmittag schlafend bei uns.Kann mir jemand erklären was da vor sich geht? Die Tiere sehen weder verwahrlost noch tollwütig aus. Wie kommt es, dass sie so die Nähe des Menschen suchen? Ist das eine Folge des Klimawandels?Warum ist ein gesunder, kräftig gebauter Junghase ohne äußere Verletzungen gestorben? Und wie groß ist die Chance, dass der kleine Puschel überlebt? Er ist so süß, wir haben ihn richtig in unser Herz geschlossen. Er würde sich sogar von uns streicheln oder füttern lassen. Nur wissen wir nicht so wirklich, wie wir ihm helfen können. Wenn er noch Muttermilch bekommt, wäre es nicht sinnvoll, ihm Grünzeug oder Wasser zu geben.Wir haben hier jede Menge natürliche Feinde des Hasen, neben einigen schießwütigen Jägern und aggressiven Hundehaltern auch nervige unerzogene Kinder, Hauskatzen, verwilderte Katzen, 2 Waldkäuze , einen Baummarder und neuerdings auch Elstern und etliche Krähen, die es vorher bei uns nie gab.Was frisst so ein Hase? Kann man die halbzahmen Tiere handzahm machen und als Haustier halten, was auf Zuruf reagiert? Wie kann ich den Kleinen hier ansiedeln? Wenn er hier aufwächst und alles Lebensnotwendige vorfindet, gibt es für ihn doch keinen Grund, sich eine andere Heimat zu suchen.Wer kann mir helfen? Wie kann ich dem Kleinen seine Vorbehalte, die er sicher uns gegenüber hat, ganz nehmen? Ich meine, so ein Hase ist ja schon ein großes Tier, das viel Freiheit, Platz und Auslauf benötigt. Ist es üblich, dass Hasen sich so verhalten oder stammen sie vielleicht aus Haustierhaltung und sind nur abgehauen? Hat jemand von euch ebenfalls zahme Hasen im Garten?
04. Februar 2010 - erste Sichtung einer Wacholderdrossel am Futterplatz
21. Februar 2010 - erste Sichtung einer Rotdrossel am Futterplatz