Ich habe nicht den Eindruck, dass Dornfelder den Markt erobert. Es ist richtig, dass immer mehr Dornfelder in den Markt gedrückt wird, einfach, weil die Reben immer mehr tragen. Mittlerweile ist er bis zu den Discountern preislich nach unten durchgereicht worden. Das ist bei Dornfelder als Massenträger wirtschaftlich möglich. Dornfelder stammt aus einer Zeit, als man in Deutschland glaubte, über Massenware und über den Preis konkurrieren zu können.
Aber ich habe den Eindruck, dass Dornfelder wie Blei in den Regalen liegt und selbst nach Preissenkungen auf Billigstniveau kaum abgeht. Jetzt habe ich mehrfach gesehen, dass Dornfelder mit anderen Sorten verschnitten wird, um etwas Geschmack abzugewinnen.
Ich habe auch mal Dornfelder von verschiedenen Herstellern gekostet. Mir persönlich schmeckt er nicht, wie alkoholisierter Kirschsaft. Aber das ist Geschmackssache.
Ich denke, der dt. Drang zum Rotwein hängt auch mit der Erwartung der globalen Erwärmung zusammen, die ja nun erst einmal ausfällt. Damit fällt auch die Spekulation auf ein Rotweinklima in Deutschland ins Wasser.
Vielleicht wäre es besser, den Dornfelder zu Traubensaft statt zu Wein zu verarbeiten, aber solchen habe ich noch nicht probieren können. Nun stehen die Reben einmal im Boden und haben das beste Alter, aber was fängt man mit diesen nun an?
Der dt. Weinbau ist m.E. gut beraten, wenn er 2 Trends folgt:
- Schuster, bleib bei deinen Leisten - also bei den Sorten, die hier gedeihen und wo es die besten Kellereierfahrungen gibt, sachte Innovationen mit ähnlichen Geschmacksrichtungen
- Hände weg von der Chemie im Wein wie z.B. in Amerika (synthetische Aromen, Farbstoffe ...) - also eine Art Reinheitsgebot wie beim Bier
Dem geistigen Prekariat geht es nur um Umdrehungen und minimalem Preis, egal mit welchen Randbedingungen. Diese Käuferschicht sollte für den deutschen Weinbau nicht als Maßstab gelten.