Es ist die freie Entscheidung jedes Züchters, Sortenschutz für eine Neuheit anzustreben oder auch nicht. Was ist daran merkwürdig?
Ganz so unrecht hat Lerchenzorn da nicht. Natürlich ist es egal, wie eine Sorte entstand. Ob durch ein aufwändiges Zuchtprogramm oder als Zufallsfindling. Hätte ich damals Campanula Sarastro patentieren lassen, wäre ich heute ein kleines Stückchen weiter. Wie du schon selbst sagtest, sie muss sich d e u t l i c h von einer ähnlichen, vorangegangenen unterscheiden. Und da liegt der Knackpunkt. Genau hier sehe ich erheblichen Handlungsbedarf. Wie kann es sein, dass ein Geranium 'Rozanne' und Geranium 'Jolly Bee' jahrelang getrennt geführt werden, ohne jeglichen Sortenvergleich. Das ist schlichtweg ein Hohn! In den Antragsbedingungen steht explizit angeführt: "Wodurch unterscheidet sich die neue Sorte von etwaigen älteren?"
Aber es beginnt bei den Stauden offenbar so, wie es im Zierpflanzenbau oder bei den Rosen schon längstens usus ist.
Was ich viel schlimmer finde, ist ein ganz anderer Punkt. Man darf bekanntlich diese Sorten nicht kommerziell vermehren. Wodurch erstens die Sortenvielfalt ärmer wird. Man wird abhängiger von Jungpflanzenbetrieben. Und der näxte Schritt ist dann die Zertifizierung, wie bei essbaren Nutzpflanzen. Pfui deibel!
Aber noch ist es nicht so weit. Man kann auch mit nicht patentierten Echinacea das Auslangen finden. Schießbudenblumen sind Eintagsfliegen, aber einer Gartenkultur nicht würdig.
Und warum sollte jeder Staudenbetrieb von Nord nach Süd mit dem gleichen Programm auffahren? Ist doch stinkelangweilig! Wir sind bis jetzt mit sehr wenigen geschützter Sorten ausgekommen und etliche Freunde von mir ebenfalls.
Zu bedauern sind nur die Kollegen, welche für Abnehmer produzieren, die Jahr für Jahr diese Neuheiten von den Produzenten verlangen! Sonst sind sie nämlich weg vom Fenster!