Und weil ich schon mal dabei bin den Herrn Kobelt zu kritisieren - wohin sollte meiner Meinung nach die Züchtung gehen?
Also auf alle Fälle - das halte ich für zukünftige Züchtungen unabdingbar - in Richtung Marssoninaresistenz! Marssonina coronaria ist meiner Meinung nach ein größeres Problem als Schorf und ohne entsprechende Resistenz sollte keine neue Sorte mehr auf den Markt geworfen werden.
Das schreib ich hier natürlich so einfach, stampfe mal die letzten hundert Jahre Apfelzüchtung in die Tonne und verdonnere die Züchter dazu sich nach neuen Zuchteltern umzusehen. Ja - einfacher wird es nicht mit den laufend eingeschleppten neuen Krankheiten!
Aber es wird nichts anderes übrig bleiben (es sei denn, man möchte den Weg der Cisgenetik gehen...) - immer nur dort weiter machen, wo die Resistenzzüchtung gerade steht und ebenso populäre wie wohlfeile schorfresistente Sorten als Elternteil auszusuchen wird immer mehr zur Einbahnstraße.
In diesem Sinne möchte ich noch mal Werbung machen für einige Sorten, die meiner Meinung nach viel zu wenig als Elternsorten berücksichtigt werden:
1. Der Seestermüher - unheimlich fruchtbar (könnte damit möglicherweise Golden Delicious ersetzen), spritzig saftig, gegen vieles resistent (auch Marssonina, wie es aussieht). Wäre noch ein bisschen in der Haltbarkeit/Textur zu verbessern (dauerhaft fester, haltbarer machen) und vom Aroma her sicherlich mit vielem kombinierbar;
2. Der Klarapfel - von Haltbarkeit her eine totale Niete, von der Textur her entsprechend nur einen Tag lang akzeptabel, aber die säuerliche Note, das Aroma wären meiner Meinung nach Wert, für die Nachwelt in eine neue Sorte enzugehen... .
3. Granny Smith - wir reden jetzt nicht über seine Anfälligkeiten, die müsste man auskreuzen. Aber als Träger einer spritzig-säuerlichen Note und für die Textur als Zuchtpartner für süße Sorten meiner Meinung nach bisher viel zu wenig beachtet. Und wo man ihn man eingekreuzt hat (Cripp's Pink) da hat er auch eingeschlagen!
4. Jonathan - ein toller Apfel, einer der fünf oder sechs "Urahnen der modernen Sorten", aber weniger schlecht als sein Ruf. Was Bannier über seine Schorfanfälligkeit schreibt, ist meiner Meinung nach polemisch und von grundsätzlicher Abneigung gegen die moderne Züchtung beeinflusst. Hier in meiner Straße steht ein Jonathan, kaum 200m von mir entfernt; der wird nicht gespritzt, liefert 1A schöne Früchte mit exzellenter Lagerbarkeit und ist weniger marssoninaanfällig als mein Adersleber. Den Jonathan braucht man immer noch nicht gegen Pilzkrankheiten spritzen - meiner Meinung nach immer noch eine Top-Elternsorte!
5. Alte französische Renetten - (viele? fast alle?) sollen gegen Marssonina resistent sein. Einige sind's wohl. Ich probier' gerade ein paar aus... .
Ob man damit aber auch so einfach züchten kann wie mit monogen schorfresistenten Eltern, stelle ich mal dahin. Und wie das ein Mittelständler, wie der Herr Kobelt einer ist, bewerkstelligen soll, der in einer Welt zurechtkommen muss, wo ein Apfelbaum tunlichst keine 30.- € kosten soll, das stelle ich auch mal dahin... .
Resistent sollen sie also sein, die neuen Apfelsorten für die Zukunft, saftig, mit guter Textur und möglichst nicht mit dem faden, süßlichem Einheitsaroma üblicher Supermarktäpfel....
Eigentlich wäre das eine Aufgabe für ein großes staatliches Züchtungsprogramm!