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Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar. (Gelesen 218434 mal)
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Beides ist problematisch Biene 100.hat geschrieben: ↑1. Jan 1970, 01:00Ach Rosa Rot,-
unser nächster Nachbar ist allergisch auf Gräser, und muss seine Wiese trotzdem mähen. Macht ihm auch keinen Spass. In der nächsten Ortschaft ist einer der sitzt mit der Gasmaske am Traktor wegen seiner Allergie. Ist wohl noch etwas problematischer wenn das dann der Arbeitsplatz ist, oder?
Übrigens war meine Bemerkung über die Allergie keine Meckerei über die Landwirtschaft an sich sondern eine Feststellung der Tatsache, das eine Getreidestauballergie sehr störend sein kann,( egal, wer davon betroffen ist). (Btw.: Arbeiten mit Schutzmaske ist generell ziemlich nervig - es gibt Berufe in denen das aus anderen Gründen angeraten ist - ).
Nicht nur der Allergien wegen, sondern überhaupt von Vorteil für die Bauern ist ja, dass die modernen Mähdrescher eine sehr feine Klimatisierung samt Staubschutz haben, kein Vergleich mit den Dingern, die früher hier herumfuhren.
Hier gibt es engagierte junge Bauern, die etwas aus diesem Beruf machen wollen und bereit sind, andere Wege zu gehen. Conni erwähnt im Dresdener Umland bestehende Strukturen, hier sind passende Vermarktungsstrukturen im Aufbau. So muss das sein - das Vorrecht der Jungen ist es sich anders zu verhalten, "als die Alten sungen". Ich beobachte dies mit großem Interesse.
Ein sehr heißes Thema, gerade im Osten sind übrigens Landkäufe, die Politik der BVVG etc. etc....
Viele Grüße von
RosaRot
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
toto hat geschrieben: ↑24. Jul 2017, 19:30hemerocallis hat geschrieben: ↑24. Jul 2017, 19:22
stirbt diese Berufsgruppe...
[/quote]
Warum sollte sie denn sterben?
Das halte ich jetzt aber wirklich für übertrieben. Bäuerliche Familienbetriebe oder auch Großbetriebe dieser Art hat es immer gegeben... schließlich ist der Mensch durch Anbau von Korn etc. seßhaft geworden... oder wie war das noch gleich ??? Insofern... ist das wirklich jetzt etwas übertrieben.[/quote]
Hier geben jedes Jahr mehr Landwirte auf - der Beschäftigungsrückgang in dieser Berufsgruppe ist deutlich höher als in jeder anderen.
Was der Mensch als Spezies zu Beginn der Entwicklung von Zivilisation gemacht hat, ist dabei nicht relevant. Es reicht, wenn die einheimischen Bauern aufgeben und nur noch genetisch modifizierter Kram aus Billigpreisländern eingeführt wird. Wenn sich die Produktion von Lebensmitteln in Europa nicht mehr rechnet, wird sie hier niemand mehr produzieren. Billiges Palmöl und Soja ersetzen schon heute viel von dem, was früher regional angebaut wurde.
[quote author=toto link=topic=61430.msg2919532#msg2919532 date=1500917406]Es ging doch um Landwirtschaft als Nachbarn, oder?
Es geht in dem Kontext auch darum, daß die Landwirtschaft in der Nachbarschaft vielleicht die nächsten Jahrzehnte nicht überleben kann. Was hat man dann als Nachbarn?
[quote author=toto link=topic=61430.msg2919532#msg2919532 date=1500917406]Und ganz ehrlich: ich finde, jede Berufsgruppe hat ihre Berechtigung. Ich möchte keine über eine andere erheben.
Ohne Ärzte wären auch schon alle tot... also bitte...
Nein - ohne Ärzte wären nicht schon alle tot. Unsere Spezies hat sich ganz ohne Ärzte hervorragend entwickelt und über den Erdball verteilt - die natürliche Reproduktionsrate reicht locker aus, um den Ausfall von 80% des Nachwuchses zu kompensieren. Ohne den Anbau von Kulturpflanzen und ohne Nutztierhaltung säßen wir wohl noch als vereinzelte Horden in ein paar Höhlen oder würden als Jäger und Sammler in einigen wenigen Steppen umherziehen.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
toto hat geschrieben: ↑24. Jul 2017, 20:09Conni hat geschrieben: ↑24. Jul 2017, 20:06
Gerade bei den Milcherzeugern ist der beidseitige Gewinn besonders deutlich: Die Erzeuger (Hof Mahlitzsch, Pfarrgut Taubenheim, Hofgut Pulsitz) müssen sich keine Sorgen ums Überleben mehr machen. Und die Verbraucher bekommen Milchprodukte in einer Qualität, wie ich sie (hier in der Stadt) nirgendwo sonst kaufen könnte.
Das ist eine tolle idee und sie funktioniert ja, wie Du schreibst. Die Höfe haben ihren sicheren Absatz, müssen keine Stalltüren schließen für immer... und die Kunden sind zufrieden. Geht doch! ;)
Das geht nur für einige wenige, weil sie spezielle Nischen bedienen. Es gibt nur nicht für jeden Hof die passende originelle Nische und ausreichend Kunden. Wenn jeder Sonnenschweine hält oder Bio-Dinkel produziert, hilft das niemandem weiter. Die hohen Preise für diese Nischenprodukte will oder kann Otto-Normalverbraucher in der Regel nicht zahlen. Wir haben hier auch einen kreativen Milchbauern, der mit seiner Biomilch viele Schulen beliefert (Schulmilch ist in Österreich immer noch gefragter Pausendrink). Ein zweiter würde mit der Idee bereits nicht mehr erfolgreich sein können - die Nachfrage reicht dafür nicht aus.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Das Problem hier in Baden-Württemberg ist eher die Realteilung. Sie führte zu vielen Feierabendbauern, weil die Landwirtschaft selbst zum Überleben nicht reichte. ( Toto, das war die Lösung, um nicht zu verhungern!)
Und nun ist es ein Problem, gegen die Großbauern im Norden konkurrenzfähig zu sein, was nahezu unmöglich ist.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Gilt das Zwinkern den Bauern, bei denen das eben nicht geht und die aufgeben? In Österreich sind die Zahlen recht eindrücklich:
1999: 217 508 Land- und Forstwirtschaftliche Betriebe
2010: 173 317 Land- und Forstwirtschaftliche Betriebe
2013: 166 317 Land- und Forstwirtschaftliche Betriebe
Da die bearbeitete Fläche zwar auch sinkt, aber weniger, bedeutet das größere Betriebsflächen (1999: 34,6ha --> 2013: 44,2ha). Das bedeutet, dass die nur geringfügig kleinere Fläche von weniger Personen bearbeitet werden muss, was zu erhöhter Effizienz zwingt und zur Folge hat, was hier im Forum allerorts bedauert wird: Größere Felder, kleine Strukturen gehen verloren, Felder werden zusammengelegt, Magerwiesen aufgeforstet, Düngen, damit alles einheitlich wächst und, egal welcher Untergrund, zur gleichen Zeit gewinnbringend geerntet/gemäht werden kann, eine Erhöhung der Tierzahlen, weil ja nun mehr Grund und mehr Nahrung da ist. Damit verbunden: Überproduktion, weiter sinkende Preise, weitere Landwirtschaften, die aufgegeben werden und wieder an Nachbarn verpachtet werden, die weiterwachsen (trotz obenstehender Zahlen ist die Milchlieferleistung und auch die Zahl der Milchkühe leicht angestiegen).
Momentan werden leider Großbauern gefördert, kleinere Betriebe erhalten im Verhältnis (und auch tatsächlich) geringere Leistungen. Damit wird großflächiger Anbau achtsamer, kleinteiliger Viehwirtschaft, im alpinen Raum oft Mischviehhaltung, der Vorzug gegeben und Bauern bleiben eigentlich nur drei Optionen: aufhören, vergrößern/intensivieren oder auf Bio umsteigen. In Österreich ist der letzte Punkt leichter umsetzbar als in unseren Nachbarländern, aber auch nicht für jeden Bauern eine einfache Option.
Schön dazu auch die Preisentwicklung agrarischer Produkte in den vergangenen 6 Jahren (seit 2013 in fast allen Bereichen Rückgänge).
Es ist widerlich, in diesem Zusammenhang Phrasen zu dreschen.
"Ich glaube, viele von uns haben ihre Heimat längst verloren, denn sie haben sie in der Kindheit gelassen, in den staubigen Straßen und an den sonnigen Tagen, als die Welt noch gut war, weil wir nur die Fassade sahen und zu klein waren, die Türen zu öffnen."
ich
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Irgendwie versteh ich's nicht: Ihr singt alle das hohe Lied des Privateigentums, der Marktwirtschaft und der Freiheit jedes Einzelnen.
Und in der Landwirtschaft soll das auf einmal nicht gelten?
In Deutschland sind in den letzten Jahrzehnten diverse Industrie- und Berufszweige den Bach runtergegangen:
der Kohlebergbau
die Textilwirtschaft
die Fotoindustrie
die Reedereien
große Teile der Pharmaindustrie
und und und
Städte sind per definitionem darauf angewiesen, dass Nahrungsmittel (und andere Güter) von außen importiert werden.
Die gesamt Gesellschaft ist arbeitsteilig, und die Globalisierung schreitet voran. Industriestaaten exportieren Güter und importieren Güter. Ohne Öl, Erdgas und Rohstoffe wäre nicht bloß die deutsche Wirtschaft im Eimer, wir alle könnten uns fragen, wie wir zurechtkommen.
Mit all dem haben wir uns arrangiert, und wir profitieren nicht bloß davon - die Mehrheit findet das ganz in Ordnung.
Aber wenn immer mehr Kleinbauern aufgeben müssen, weil sie der Konkurrenz nicht mehr gewachsen sind, dann sollen wir uns plötzlich mit ihnen solidarisch erklären und es ganz furchtbar schlimm finden, wenn die Sicherstellung unserer Lebensmittelversorgung auf andere Weise gewährleistet wird?
Da komm ich nicht mehr mit: "Make the farmer great again?"
Und in der Landwirtschaft soll das auf einmal nicht gelten?
In Deutschland sind in den letzten Jahrzehnten diverse Industrie- und Berufszweige den Bach runtergegangen:
der Kohlebergbau
die Textilwirtschaft
die Fotoindustrie
die Reedereien
große Teile der Pharmaindustrie
und und und
Städte sind per definitionem darauf angewiesen, dass Nahrungsmittel (und andere Güter) von außen importiert werden.
Die gesamt Gesellschaft ist arbeitsteilig, und die Globalisierung schreitet voran. Industriestaaten exportieren Güter und importieren Güter. Ohne Öl, Erdgas und Rohstoffe wäre nicht bloß die deutsche Wirtschaft im Eimer, wir alle könnten uns fragen, wie wir zurechtkommen.
Mit all dem haben wir uns arrangiert, und wir profitieren nicht bloß davon - die Mehrheit findet das ganz in Ordnung.
Aber wenn immer mehr Kleinbauern aufgeben müssen, weil sie der Konkurrenz nicht mehr gewachsen sind, dann sollen wir uns plötzlich mit ihnen solidarisch erklären und es ganz furchtbar schlimm finden, wenn die Sicherstellung unserer Lebensmittelversorgung auf andere Weise gewährleistet wird?
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
bristlecone hat geschrieben: ↑24. Jul 2017, 20:45
Aber wenn immer mehr Kleinbauern aufgeben müssen, weil sie der Konkurrenz nicht mehr gewachsen sind, dann sollen wir uns plötzlich mit ihnen solidarisch erklären und es ganz furchtbar schlimm finden, wenn die Sicherstellung unserer Lebensmittelversorgung auf andere Weise gewährleistet wird?
Wenn man das Verschwinden von Schmetterlingen bedauert, dem Umweltschutz gegenüber positiv eingestellt ist und sich auch sonst ein paar "Aufregerperlen" rauspickt, sollte man das ganz dringend tun. Ansonsten wärs fein, insgesamt die Klappe zu halten Aber wie viele jammern über Artenschwund und "hast du heuer auch so wenig Bienen?" und kaufen Billigmilch. Klar sind die Probleme und ihre Ursachen komplexer und selten schwarz-weiß, aber wenn ich einfachste Zusammenhänge nicht kapiere und für mich selbst keine Prinzipien ableite, dann sehe ich für alles, was einfache Ursache-Wirkung-Systeme übersteigt, komplett schwarz.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
bristlecone hat geschrieben: ↑24. Jul 2017, 20:45
Aber wenn immer mehr Kleinbauern aufgeben müssen, weil sie der Konkurrenz nicht mehr gewachsen sind, dann sollen wir uns plötzlich mit ihnen solidarisch erklären und es ganz furchtbar schlimm finden, wenn die Sicherstellung unserer Lebensmittelversorgung auf andere Weise gewährleistet wird?
Da komm ich nicht mehr mit
Ich befürchte, daß sich jeder in die Tasche lügt, der behauptet, daß unsere Lebensmittelversorgung gewährleistet wird.
Kalorien in minderer Qualität kann man billig am Weltmarkt kaufen (für deren Produktion werden nicht nur Menschen in ärmeren Ländern ausgebeutet, es wird auch deren Trinkwasser zur Bewässerung verbraucht, deren Umwelt mit Pestiziden verseucht).
Die Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln ist schon heute hier für Wenig-Verdiener ein Problem. Im Vergleich zu Deutschland leben wir hier noch auf einer Insel der Seligen was die Qualität der Produkte betrifft - dafür sind sie aber nicht so billig wie in unserem Nachbarland.
- RosaRot
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
hat geschrieben: ↑1. Jan 1970, 01:00Das Problem hier in Baden-Württemberg ist eher die Realteilung. Sie führte zu vielen Feierabendbauern, weil die Landwirtschaft selbst zum Überleben nicht reichte. ( Toto, das war die Lösung, um nicht zu verhungern!)
Und nun ist es ein Problem, gegen die Großbauern im Norden konkurrenzfähig zu sein, was nahezu unmöglich ist.
Das ist ein interessanter Aspekt, Crambe.
Hier sind durch die verschiedenen Kollektivierungsphasen zu DDR-Zeiten Großbetriebe mit großen Flächen entstanden, die heute in anderer Weise weiter existieren - die Flächen wurden nicht verkleinert, nur anders verteilt nach der Wende. Feierabenbauern gab es aber auch bis in die 80er Jahre hinein. Alle Nachbarn hier herum waren solche.
Die Betriebe sind hier aber bedingt durch die Historie in der Regel größer, auch die Biobetriebe. Kleinbetriebe sind von Anfang darauf ausgelegt eine Nische zu bedienen, weil mit Neueinrichtung eines Betriebes nach der Wende auch geklärt werden musste, wie die Produkte vermarktet werden können.
Es gibt hier also z.B. kleinere Betriebe, die spezielle regionale Rinderrassen halten und die Produkte daraus selbst vermarkten oder Ziegenbauern z.B. die auf den Wochenmärkten und in sogenannten "Regionalläden" verkaufen (lassen). Entwickeln werden sich sicher auch andere Vermarktungsgemeinschaften in bestimmten Regionen, je nach den dortigen Möglichkeiten, Genossenschaften wie in Sachsen oder Ähnliches. Überlegungen dazu gibt es bereits.
Viele Grüße von
RosaRot
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
@Katrin: Wenn's so einfach wäre: Die Vielfalt an Lebensräumen in Mitteleuropa beruht - was anthropogen beeinflusste Lebensräume angeht - auf diversen Wirtschaftsformen, die es nicht mehr gibt oder bald nicht mehr geben wird, und die auch bei der Entwicklung der Landwirtschaft bzw. generell der Landnutzung nicht wiederkommen werden.
Wäre es nicht einfach ehrlicher, das einzugestehen und dann zu sehen, wie wir damit umgehen?
Eine Möglichkeit könnte sein, dass wir Biotopmanagement betreiben und zumindest einen kleinen Teil der Flächen so bewirtschaften, dass sie im Sinne einer vielfältigen "Kulturlandschaft" bestehen bleiben - ohne dass dabei die Produktion von Nahrungspflanzen zu betriebswirtschaftlich rentablen Konditionen im Vordergrund steht. Das kostest Geld - Steuergeld - hätte aber gesamtgesellschaftlichen Nutzen.
Vielleicht wären das bloß große "Freilichtmuseeen" - wäre das so schlimm?
Wäre es nicht einfach ehrlicher, das einzugestehen und dann zu sehen, wie wir damit umgehen?
Eine Möglichkeit könnte sein, dass wir Biotopmanagement betreiben und zumindest einen kleinen Teil der Flächen so bewirtschaften, dass sie im Sinne einer vielfältigen "Kulturlandschaft" bestehen bleiben - ohne dass dabei die Produktion von Nahrungspflanzen zu betriebswirtschaftlich rentablen Konditionen im Vordergrund steht. Das kostest Geld - Steuergeld - hätte aber gesamtgesellschaftlichen Nutzen.
Vielleicht wären das bloß große "Freilichtmuseeen" - wäre das so schlimm?
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
hemerocallis hat geschrieben: ↑24. Jul 2017, 20:53
Die Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln ist schon heute hier für Wenig-Verdiener ein Problem. Im Vergleich zu Deutschland leben wir hier noch auf einer Insel der Seligen was die Qualität der Produkte betrifft - dafür sind sie aber nicht so billig wie in unserem Nachbarland.
Das sehe ich (als Deutsche) nicht so. Auch hier kann man sich mit wenig Geld vernünftig ernähren. Das ist eine Frage der Einstellung und des Wissens (mittlerweile auch).
Viele Grüße von
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
hemerocallis hat geschrieben: ↑24. Jul 2017, 20:33Conni hat geschrieben: ↑24. Jul 2017, 20:06
Gerade bei den Milcherzeugern ist der beidseitige Gewinn besonders deutlich: Die Erzeuger (Hof Mahlitzsch, Pfarrgut Taubenheim, Hofgut Pulsitz) müssen sich keine Sorgen ums Überleben mehr machen. Und die Verbraucher bekommen Milchprodukte in einer Qualität, wie ich sie (hier in der Stadt) nirgendwo sonst kaufen könnte.
Das geht nur für einige wenige, weil sie spezielle Nischen bedienen. Es gibt nur nicht für jeden Hof die passende originelle Nische und ausreichend Kunden. Wenn jeder Sonnenschweine hält oder Bio-Dinkel produziert, hilft das niemandem weiter.
??? Hast Du Dir den Link mit der Lieferantenliste angeschaut? Da ist von Getreide über Gemüse bis Milchprodukte, Backwaren, Fleisch etc. so ziemlich alles dabei, was angebaut, erzeugt und verbraucht werden kann.
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
bristlecone hat geschrieben: ↑24. Jul 2017, 20:56
@Katrin: Wenn's so einfach wäre: Die Vielfalt an Lebensräumen in Mitteleuropa beruht - was anthropogen beeinflusste Lebensräume angeht - auf diversen Wirtschaftsformen, die es nicht mehr gibt oder bald nicht mehr geben wird, und die auch bei der Entwicklung der Landwirtschaft bzw. generell der Landnutzung nicht wiederkommen werden.
Wäre es nicht einfach ehrlicher, das einzugestehen und dann zu sehen, wie wir damit umgehen?
Eine Möglichkeit könnte sein, dass wir Biotopmanagement betreiben und zumindest einen kleinen Teil der Flächen so bewirtschaften, dass sie im Sinne einer vielfältigen "Kulturlandschaft" bestehen bleiben - ohne dass dabei die Produktion von Nahrungspflanzen zu betriebswirtschaftlich rentablen Konditionen im Vordergrund steht. Das kostest Geld - Steuergeld - hätte aber gesamtgesellschaftlichen Nutzen.
Vielleicht wären das bloß große "Freilichtmuseeen" - wäre das so schlimm?
Das wäre schlimm, weil dann die überwiegende Mehrzahl der Menschen in Mitteleuropa nur Zugang zu qualitativ minderwertiger Nahrung hätte.
Findest Du das wünschenswert? Ernährst Du Dich rund ums Jahr von 'Lebensmitteln' aus Massenproduktion und schmeckt Dir das?
Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.
Ja.
Ich kaufe mein Gemüse und mein Obst auf dem hiesigen Markt oder im Supermarkt. Produziert wird es von Landwirten vor Ort, in der Region, in Deutschland oder - seltener - anderswo in Europa, die mittels Traktoren, Düngemitteln und PSM auf - aus ihrer Sicht möglichst großen - Feldern Kartoffeln, Möhren, Bohnen, Kohl etc. anbauen.
Oder in moderner Obstbaukultur Äpfel, Pfirsiche etc.
Und: Oh ja, ich kaufe Obst und -saft aus Streuobstwiesen, aber deren Produktion reicht nicht entfernt aus, um den Markt zu bedienen.
Ich kaufe Fleisch beim Metzger vor Ort - der kauft es hauptsächlich in der Region - aber machen wir uns nichts vor: Die Tiere stehen dort bei den Landwirten im Stall und bekommen ihr Futter zugeteilt. Und, ja, ich kaufe Fleisch auch mal im Supermarkt, wenn es mir qualitativ zusagt. Fisch und Meeresfrüchte dito. Tropenfrüchte übrigens auch, von Bananen über Mangos bis Durian.
Ich kaufe mein Gemüse und mein Obst auf dem hiesigen Markt oder im Supermarkt. Produziert wird es von Landwirten vor Ort, in der Region, in Deutschland oder - seltener - anderswo in Europa, die mittels Traktoren, Düngemitteln und PSM auf - aus ihrer Sicht möglichst großen - Feldern Kartoffeln, Möhren, Bohnen, Kohl etc. anbauen.
Oder in moderner Obstbaukultur Äpfel, Pfirsiche etc.
Und: Oh ja, ich kaufe Obst und -saft aus Streuobstwiesen, aber deren Produktion reicht nicht entfernt aus, um den Markt zu bedienen.
Ich kaufe Fleisch beim Metzger vor Ort - der kauft es hauptsächlich in der Region - aber machen wir uns nichts vor: Die Tiere stehen dort bei den Landwirten im Stall und bekommen ihr Futter zugeteilt. Und, ja, ich kaufe Fleisch auch mal im Supermarkt, wenn es mir qualitativ zusagt. Fisch und Meeresfrüchte dito. Tropenfrüchte übrigens auch, von Bananen über Mangos bis Durian.