Treasure hat geschrieben: ↑23. Okt 2018, 20:14Als ich das erste Wort im Thread-Titel "Gewissensfrage" las bin ich fast erschrocken, ich dachte, es geht hier um Leben oder Tod. Es geht um einen kleinen Holunder, aha.
Naja, es geht immerhin um Leben oder Tod des kleinen Holunders. ;) Vom Volksglauben in Sachen Holunder einmal abgesehen finde ich es aber dennoch gut, sich Gedanken um den Erhalt einer Pflanze zu machen, die immerhin den Garten und die Beziehung des Gärtners zu selbigem prägt. Manches mag sentimental und für Außenstehende nicht unbedingt nachvollziehbar sein, aber jeder Gärtner fühlt sich mit seinem Garten und den Pflanzen und Tieren darin auf eine gewisse Weise verbunden, daher haben solche "Gewissensfragen" definitiv ihre Berechtigung.
Letztendlich wird man mehr oder weniger "aus dem Bauch heraus" entscheiden müssen, aber man kann die Sache ja auch pragmatisch angehen. Der besagte Holunder mag keine Schönheit sein, aber er ist zweifellos beliebt bei der Tierwelt, und seine Wüchsigkeit und Regenerationsfähigkeit weiß zu begeistern. Auch ich habe schon einige Holunder, Hartriegel und Haselnüsse im Garten gerodet, bzw. bin noch dabei, sie auszurotten, aber andere Exemplare lasse ich bewusst stehen, eben weil sie Lieblingsplatz von Eichhörnchen, Vögeln und Co. sind und den Garten mittlerweile durchaus prägen.
Es bleibt also abzuwägen, ob der neue Zierapfel ein guter Ersatz für den Holunder sein kann. Würde der Apfel auch unter den Attacken von Waschbär und Co. zu leiden haben? Kann man den Holunder ggf. davor schützen, so dass er bald wieder seine volle Pracht zeigen kann? Wenn es noch andere Holunder in der Umgebung gibt, sind Mensch und Tier ja nicht unbedingt auf dieses eine Exemplar angewiesen, und da könnte der Apfel eine neue Attraktion werden.
Vielleicht hätte man dem Holunder schon längst eine bessere Pflege angedeihen lassen sollen, wenn das Herz so an ihm hängt? Oder war im Hinterkopf vielleicht doch schon immer der Wunsch da, ihn zu ersetzen, trotz allem Respekt? Aktuell hege ich ähnliche Überlegungen bzgl. einer Bauernhortensie neben der Terrasse. Als ich damals noch nicht wusste, was es war, säbelte ich kurzerhand alle Triebe ab, sie trieb wieder aus, fror aber nun schon zweimal zurück, mickert vor sich hin, blüht natürlich nicht.
Zudem mag ich Bauernhortensien nicht besonders, aber diesen Sommer habe ich ihr immer wieder mal eine Kanne Wasser gegeben, wenn sie die Blätter hängen ließ, eben weil sie so tapfer immer wieder ausgetrieben ist. Sie steht an der Stelle ohnehin nicht sonderlich günstig, hat nicht viel Platz, aber viel anderes wächst dort ebenfalls nicht, also kann sie auch stehenbleiben. Aber ich glaube, wenn sie nächsten Winter nochmal zurückfriert, werde ich sie roden, es hat ja irgendwie keinen Zweck, jedes Jahr nur ein paar grüne Blätter anzuschauen, die bei jeder Dürreperiode schlappmachen. Dann lieber etwas pflanzen, was da besser zurechtkommt und auch schöner aussieht. :)