Bredekamp zitiert u.a. aus einem Reiseführer des Jahres 1718: "Der Parc oder der Garten zu Versailles steht Tag und Nacht offen / und können hier ohne Unterschied alle Menschen / arm und reich / jung und alt / vornehm und gering herein gehen und sich divertieren."
Danke realp für Deine Ergänzung!
Zu
möchte ich sagen:hat geschrieben: ↑1. Jan 1970, 01:00Interessant fand ich jetzt den neuen Titel Der antiautoritäre Garten von Simone Kern.
Genau gegenüber diesem sorglosen und all zu schnellen Zuordnen von "autoritär" und "freiheitlich" hat mich das Buch von Bredekamp sensibilisiert. Was ich bislang als "frei" erlebt habe, der englische Landschaftsgarten wurde entlarvt als Rückzugsort verbitterter Adliger, die politisch eher kriegslüstern und autoritär eingestellt waren. Das was für mich bislang Ausdruck von "Beherrschenwollen" war, nämlich der Barocke Garten stellt sich als Versuch heraus, das innerste der Natur zum Sprechen zu bringen.
Aber nochmals zu dem von Dir verlinkten Buch: Ich denke, das derzeit herrschende Gefühl eines Rückzuges oder Verlustes an Natur ermöglicht das Phänomen, dass Menschen einen weitestgehend ungestalteten Raum als Garten empfinden können. Jeder Garten benötigt eine wie auch immer geartete Grenze, sonst wäre er nicht Garten, sondern einfach Natur. In einer naturarmen Zeit besteht diese Grenze darin, dass ich mir die Natur hereinhole. Die Natur in der Stadt wird damit zum Garten, weil außenrum nur Häuser und Straßen sind. Und wenn ich von nackten Äckern und giftsprühenden Nachbarn umzingelt bin, kann ich mir auch die Natur in den Garten holen und dies als Garten erleben. In einem Wald würde es nicht funktionieren, einen Garten aus Bäumen zu gestalten, da würde die Grenze fehlen. Ich müsste andere Baumarten verwenden oder sie anders pflanzen, um den Gartencharakter zu zeigen.
Was ich damit sagen will, ist, dass "naturnahe" Gärten heutzutage funktionieren, weil sie sich gegenüber dem Verschwinden der Natur außerhalb des Gartens abgrenzen. Dies braucht man dann aber nicht "antiautoritäres" Gärtnern zu nennen. Darin steckt ein Vorwurf, der unnötig ist.
Markus