Rindenmulch und Stickstoff (Gelesen 2455 mal)

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ToLu
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Rindenmulch und Stickstoff

ToLu »

Hallo,

es heißt ja immer, dass Rindenmulch dem Boden Stickstoff entzieht. (Oder ist das eine Mär?)
Wenn dem wirklich so ist, wie verhält es sich, wenn man auf die Erde erst Unkrautvlies legt und darauf dann Rindenmulch verteilt? Immer noch Stickstoffentzug?
Und was passiert dann mit dem Stickstoff im Rindenmulch?

Danke schon mal.
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thuja thujon
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Re: Rindenmulch und Stickstoff

thuja thujon » Antwort #1 am:

Wie ist das mit den Gerbstoffen im Rindenmulch, die vom Regen zu den Wurzeln der Pflanzen gespült werden, dort aufgenommen werden und die jungen Keimlinge vergiften? Oder die empfindlichen Stauden in ihrem Wuchs etwas bremsen? Das kann man mit Stickstoff, dem Motor des Wachstums, etwas kaschieren.
Und diesen Effekt kennt man auch von anderen Herbiziden. Mit etwas vitalisierender Düngung kann man Vergiftungen kaschieren oder in ihrer Wirkung begrenzen.

Ich persönlich empfehle Bodenherbizide einzusetzen, die malträtieren das Bodenleben nicht so stark wie die leider sehr unspezifisch wirkenden Gerbstoffe aus dem Rindenmulch.

Die Erfahrung ist jedenfalls das man mit Rindenmulch ein Beet für 3 Jahre zu Mickerwuchs verdammen kann. Mit Holzhäcksel oder Stroh, die ein ähnlich weites C/N-Verhältnis haben, gelingt dies nicht.

Es liegt also nicht am Stickstoff oder Kohlenstoff, sondern an der Unkrautunterdrückenden Wirkung vom Rindenmulch, die nun mal auf den Wirkstoffen darin basiert und chemischer Natur ist.

Plastik in irgendeiner Art kann diesem Umstand keine Abhilfe schaffen.
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Gartenplaner
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Re: Rindenmulch und Stickstoff

Gartenplaner » Antwort #2 am:

Hier gibts Erklärungsansätze zum Stickstoff, und hier wurde es auch nochmal thematisiert.
Da der Prozess durch Mikroorganismen erfolgt, das Unkrautvlies für diese aber durchgängig ist, findet es auch mit Vlies statt.
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Natternkopf
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Re: Rindenmulch und Stickstoff

Natternkopf » Antwort #3 am:

ToLu hat geschrieben: 8. Apr 2022, 23:41
Hallo,

es heißt ja immer, dass Rindenmulch dem Boden Stickstoff entzieht. (Oder ist das eine Mär?)
Nein ist keine Mär.
-> Umgangssprachlich ist entzogen schon passend und einfacher als:
Der Stickstoff verlagert sich in gewissen Sinne von Unten nach Oben und ist erst später wieder "frei Verfügbar".
Sprich: Fehlt dann vorübergehend (1-3 Jahre) zur Aufnahme im Wurzelbereich


Danke schon mal.


Wissenstransfer// Infodienst Weihenstephan
Unterschiede zwischen den Mulchmaterialien hinsichtlich der Stickstoffimmobilisierung bei den Versuchsparzellen ohne Ausgleichsdüngung.

... aufgrund der mikrobiellen Zersetzung von Rinde oder Holzhäcksel wird dem Boden schon unmittelbar nach dem Ausbringen der Materialien in erheblichem Maße Stickstoff entzogen,
während Kalium und Phosphat langfristig freigesetzt werden. Daher ist bei Rinde oder Holzhäcksel vorher ausreichend Stickstoff auszubringen.


Deckt sich mit den Aussagen von thuja thujon und den Links von Gartenplaner

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Gartenplaner
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Re: Rindenmulch und Stickstoff

Gartenplaner » Antwort #4 am:

Danke für die Studie - ob das die ist, die Starking 2013 im ersten Link erwähnte?
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ToLu
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Re: Rindenmulch und Stickstoff

ToLu » Antwort #5 am:

Auch von mir danke für den Link in #4

Brächte es jetzt was, wenn ich die Fläche (Rabatte) mit Rindenmulch mit z.B. Blaukorn (oder einem Stickstoff lastigen Rasendünger) dünge, um damit den Stickstoffgehalt auszugleichen?
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thuja thujon
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Re: Rindenmulch und Stickstoff

thuja thujon » Antwort #6 am:

Mmhh, brächte es etwas, wenn ich Schwiegermutter mit Zyankali vergiften möchte, sie danach in einen Freizeitpark einlade, damit sie sich mal so richtig austoben kann?
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ToLu
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Re: Rindenmulch und Stickstoff

ToLu » Antwort #7 am:

Aber warum soll es dann lt. Weihenstephan was bringen, wenn man vor dem Auftragen von z.B. Rindenmulch auf genau dieser Fläche ausreichend Stickstoff ausbringt?
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thuja thujon
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Re: Rindenmulch und Stickstoff

thuja thujon » Antwort #8 am:

Und warum sollte es etwas bringen, wenn man einen Corona-Patienten künstlich beatmet?

Der Stickstoff ist nichts anderes wie kaschieren der herbiziden (Unkrautunterdrückenden) Wirkung vom Rindenmulch.

Gift und Gegengift hebt sich auf, der Verlierer bei dem Spiel ist das Bodenleben. Würmer ernähren sich nicht von reinem Stickstoff.
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Orendarcil
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Re: Rindenmulch und Stickstoff

Orendarcil » Antwort #9 am:

Habt ihr eine Empfehlung bezüglich Mulchen?
Das Beet im Friesenwall würde ich gerne bezüglich Wasserverlust etwas mulchen, um zu viel Verlust von Wasser an der Oberfläche zu verhindern.
Wir haben momentan noch sehr viel Buchenheckenhäckselgut (allerdings nur mit dem Walzenhäcksler zerkleinert), das wir entweder dafür verwenden können oder aber zum kompostieren.
Wenn sich das aber nicht so gut eignet, würde mich interessieren, was sich eher anbietet, damit ich direkt das passende verwende :D
Es gibt ja auch mittlerweile Schokoschalen-Mulch.
Mit Grasschnitt können wir allerdings noch nicht aufwarten :D
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Kleopatra
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Re: Rindenmulch und Stickstoff

Kleopatra » Antwort #10 am:

Wie wäre es mit mineralischem Mulch (Split)? Rindenmulch nutze ich nur für Wege, wo nichts wachsen soll.
Hunde haben Herrchen, Katzen Personal!
neo

Re: Rindenmulch und Stickstoff

neo » Antwort #11 am:

Alastor hat geschrieben: 9. Apr 2022, 20:51
Wenn sich das aber nicht so gut eignet, würde mich interessieren, was sich eher anbietet, damit ich direkt das passende verwende :D

Du könntest den Pflanzenfasermulch testen, siehe Link #3 ;), der in Versuchen gut war. Dein Buchenhäckselgut ginge gut als Mulch unter Sträuchern oder Hecken. (Wenn sie noch jung sind vorher Hornspäne ausbringen.)
Organisches Material hat u.a. den Vorteil, dass du solches dann später auch verwenden kannst als Mulch, wenn der Garten diesbezüglich mehr hergibt, wie z.B. Rasenschnitt.
Wenn das Beet mager ist und mager bleiben soll wäre mineralischer Mulch die bessere Wahl.
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555Nase
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Re: Rindenmulch und Stickstoff

555Nase » Antwort #12 am:

Natternkopf hat geschrieben: 9. Apr 2022, 17:30

aufgrund der mikrobiellen Zersetzung von Rinde oder Holzhäcksel wird dem Boden schon unmittelbar nach dem Ausbringen der Materialien in erheblichem Maße Stickstoff entzogen,
während Kalium und Phosphat langfristig freigesetzt werden. Daher ist bei Rinde oder Holzhäcksel vorher ausreichend Stickstoff auszubringen. [/url]

Deckt sich mit den Aussagen von thuja thujon und den Links von Gartenplaner

Grüsse Natternkopf
[/quote]

Meiner Meinung nach deckt sich da nichts. >>>

[quote author=thuja thujon link=topic=70485.msg3851337#msg3851337 date=1649455158]

Die Erfahrung ist jedenfalls das man mit Rindenmulch ein Beet für 3 Jahre zu Mickerwuchs verdammen kann. Mit Holzhäcksel oder Stroh, die ein ähnlich weites C/N-Verhältnis haben, gelingt dies nicht.



Und was ist nun richtig ?

Seit drei Jahren habe ich zwischen allermöglichen Beerensträucher und zwei jungen pflaumenartigen Bäumen ganzflächig Dekor-Holzschnitzel liegen. Irgendwelche negativen Veränderungen im Pflanzenwachstum kann ich nicht feststellen.
Im Internetz habe ich nur den Hinweis gefunden, daß bei Rindenmulch der Gerbstoff für Rosen schädlich sei.



Gruß aus Karl-Chemnitz-Murx
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Starking007
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Alles im gruenen Bereich!

Re: Rindenmulch und Stickstoff

Starking007 » Antwort #13 am:

"..........Rindenmulch der Gerbstoff für Rosen schädlich......"

So ein Krampf!
Und dass dabei der Boden versauert ist Schmarrn.

Das C-N- Verhältnis ist doch nicht so schwer einzuschätzen.
Je feiner, desto schneller die Umsetzung und damit die jeweilige Wirkung.
Grobe Holzhäcksel: Kaum Umsetzung.

Rindenmulch ist manchmal besser als nix,
oft aber auch schlechter.
Gruß Arthur
ToLu
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Re: Rindenmulch und Stickstoff

ToLu » Antwort #14 am:

555Nase hat geschrieben: 10. Apr 2022, 01:57
Seit drei Jahren habe ich zwischen allermöglichen Beerensträucher und zwei jungen pflaumenartigen Bäumen ganzflächig Dekor-Holzschnitzel liegen.


Nur mal so nebenbei gefragt: Du kultivierst deine Beerensträucher und die pflaumenartigen Bäume in deinem Vorgarten? (Oder warum sollte man sonst Dekor-Holzschnitzel dafür verwenden?) Und warum überhaupt Dekor-Holzschnitzel, wenn doch Rindenmulch eigentlich bedeutend kostengünstiger ist?
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