Früher hatte ich oft Gelegenheit große Hundegruppen z.B. auf Festivals (als es noch Hippies mit Hunden gab

) zu beobachten. Das war oft sehr interessant, auch im Hinblick auf Dominanzverhalten.Aufgefallen ist mir z.B. daß Rangeleien (und erst recht wirkliche Beißereien) mit der steigenden Anzahl der Hunde nachließen und sich recht schnell vorübergehende Rudel bildeten.Die Rudelchefs waren meist nicht die größten und stärksten Hunde sondern wirklich die Souveränsten und Erfahrensten, manchmal sogar kleine. ältere Dackelmischlinge o.ä. denen sich riesige Hovawarts z.B. (die sie mit einem Haps hätten verschlucken können) anstandslos "unterworfen" und angeschlossen haben.Das passt zu den Beobachtungen die ich mit meinem ersten Airedale-Rüden, einem ausgeprägten Alpha-Tier gemacht habe: Er war für seinen Sohn auch noch der Chef als der schon längst wußte daß der alte Herr ihn gar nicht mehr körperlich in die Schranken weisen (oder vor anderen Rüden beschützen) konnte: Die Autorität, Erfahrung und Ausstrahlung des Vaters haben bis zu seiner letzten Stunde ausgereicht um dem (auch nicht doofen) Sohn weiterhin Gehorsam und Unterwerfung abzuverlangen.Im Nachhinein (manchmal w i l l man ja Dinge nicht wahrhaben die eigentlich schwer zu übersehen sind

) ist mir z.B. aufgefallen aß in den letzten Monaten immer der Sohn sich gerauft hat wenn ein respektloser Jungrüde sich von den Drohgebärden des Alten nicht beeindrucken ließ und einen Kampf angefangen hat. In den Jahren davor hatte der sich eigentlich eher immer hinter seinem Papa versteckt wenn´s brenzlig wurde...In den letzten Lebenstagen des Vaters hat er sich immer quer vor ihn gestellt um ihn zu stützen und wurde dabei ständig angeknurrt (der Vater hatte große Probleme mit seiner wachsenden Schwäche umzugehen und die damalige Tierärtin hatte uns bis zum letzten Tag Hoffnungen gemacht, sonst hätte ich ihn einschläfern lassen).Das Bild des kräftigsten Tiers als Rudel- (oder Herden-) führers ist zu eindimensional, denn bei gruppenweise lebenden Tieren (bei Pferden ist mir ähnliches aufgefallen) ist es für die Familie oft überlebenswichtiger daß sie von einem vielleicht körperlich schwächeren, aber erfahreneren Alttier geführt wird das aufgrund seiner Erfahrung in schwierigen Zeiten genau weiß wo z.B. Wasser oder grade benötigte Kräuter zu finden sind bzw. wie man erfolgreich Kaninchen o.ä. fängt.Mein damaliger Alpha-Airedale hat seine Anführerrolle u.a. darin gesehen daß er gerne möglichst viele Welpen und Junghunde in der Jagd ausgebildet hat. Darin war er echt sehr gut (heute "büße" ich dafür mit der Haltung von acht Hauskaninchen

) und ein Junghund der sich geschickt anstellte wurde von ihm geschätzt und geachtet, durfte sich dann auch mal Frechheiten rausnehmen.Die Erziehungsmethoden waren allerdings sehr streng und wenn ich nicht gewußt hätte, daß er absolut instinktsicher war und einen Welpen niemals verletzt hätte wär ich ganz schön erschrocken gewesen: Als der Sohn im Alter von sechs Wochen (das ging damas umständehalber nicht später) in´s Haus kam und sich "zu zudringlich" benahm wurde er z.B. unter wüstem Knurren erstmal kräftig geschüttelt. Dasselbe passierte mit den (fast täglich anwesenden) Geschwistern und auch mit fremden Welpen die nicht sofort parierten. - Natürlich hatten sie keinen Kratzer.Am strengsten ging er aber mit seinen eigenen Kindern um, vor allem mit dem Sohn der bei uns lebte. Die haben aber auch am meisten von ihm gelernt und ihn am meisten verehrt.Ich erinnere mich an ein Beispiel aus einem Buch von Eberhard Trumler in dem es um eine Dingo-Familie ging. Darin schilderte er wie der Dingo-Vater plötzlich einen alten (eigentlich uninteressanten) Knochen zum "Tabu" macht. Die (zu dem Zeitpunkt etwa drei bis vier Wochen alten) Welpen sind dadurch natürlich erst recht neugierig und beschäftigen sich mit dem Knochen. Daraufhin werden sie vom Alten regelrecht "verprügelt".Möglicherweise spielt der Vater ab einem gewissen Alter der Jungen eine besondere Rolle im Leben der Welpen und seine Aufgabe ist es ihnen Gehorsam beizubringen damit sie lernen in Gefahrensituationen auf feinste Signale zu reagieren.Das Nackenschütteln habe ich jedenfalls oft inHundegruppen beobachten können und es diente immer Erziehungszwecken und war nie tödlich gemeint.Meine eigenen Hunde hab ich, wenn´s mal wirklich nötig war, auch durchgeschüttelt (zumindest symbolisch: Einen Hund von ca. 40 Kilo kriegt man nicht wirklich am Nacken angehoben

) und sie dachten bestimmt nicht daß ich sie töten will...Aber das "Am-Hals-Nehmen" ist an sich schon eine Dominanzgebärde: Beim Alpha-Airedale reichte in potentiellen Krisensituationen oft schon die drohende Frage "muß ich dich holen?" wenn er nicht kommen wollte. Die Konsequenz wäre nämlich ein für ihn extrem demütigendes "Am-Halsbandnehmen-und-Abführen" (oder -Festhalten) gewesen und das wollte er möglichst vermeiden.Aber auch diese Geste hat innerhalb einer Hundefamilie verschiedene Varianten und Bedeutungen: Es gibt z.B. auch ein zärtliches, spielerisch gestimmtes Nacken-mit-dem-Fang-Umgreifen-und-Knabbern das sich manchmal sogar gutmütig gestimmte (oder gut gelaunte

) Hundepapas von ihren Kndern gefallen lassen. Auch ist es oft eine Spielaufforderung unter Welpen und Junghunden.Was die Dominanz von Menschen über Hunde betrifft hab ich festgestellt daß auch die nur über Achtung vor en Führungsqualitäten des Menschen funktioniert: Der Alpha-Airedale wußte z.B. ganz genau daß er mir kräftemäßig im Ernstfall überlegen gewesen wäre, aber ich hab ihm "die Welt erschlossen" und überall hin mitgenommen (auf Demos, Festivals, mit Ohrstöpseln auf Jazzkonzerte, in meine Stammkneipe, auf Wanderritte, zum Baggersee, etc.pp) und konnte außerdem Sachen, die er trotz immer neuer Versuche nicht konnte wie z.B. Wasserhähne aufdrehen ;)Gefüttert hab ich Kinder und Haustiere übrigens immer b e v o r ich selbst was gegessen habe. Bei (zumindest den früheren

) Haustieren hat das der Autorität keinen Abbruch getan, bei den Kindern war´s vielleicht wirklich ein Fehler

8)Im Tierheim gibt´s übrigens echt tolle Hunde. Hab während meiner ehrenamtlich aktiven Zeit dort welche kennengelernt die ich sofort mitgenommen hätte (wenn ich nicht schon selber zwei gehabt hätte).U.a. einen Schäferhund vom alten Schlag der ohne jede Erziehung oder Ausbildung (er war vorher von der Bundeswehr als Kettenlaufhund wegen "mangelnder Schärfe" ausgemustert worden)sofort wußte was man von ihm wollte. Dieser Hund war so offensichtlich intelligent daß ich ihn gleich beim ersten Spaziergang abgeleint habe. Er hat das Vertrauen voll gerechtfertigt
