Letztes Jahr war das Wetter zur Zeit der Kirschblüte leider nicht so gut, dieses Jahr verwöhnt uns der Frühling aber mal wieder mit traumhaft schönem Wetter, und so war ich gestern Nachmittag bei strahlendem Sonnenschein und postkartenblauem Himmel mal wieder auf der "Roseninsel" in Bad Kreuznach, einem schön angelegten Park entlang der Nahe. Wer mehr über die Entstehungsgeschichte wissen will, sollte sich nochmal meine Erläuterungen weiter oben durchlesen (und natürlich die schönen Bilder genießen).
Wie schon weiter oben geschrieben, wurden die Zierkirschen im Zuge der Hochwasserschutzmaßnahmen vor etwa 25 Jahren gepflanzt, nachdem in den 1980er und 90er-Jahren die gesamte Innenstadt von Bad Kreuznach insgesamt dreimal komplett abgesoffen ist. Für insgesamt 22 Millionen Euro, von denen 90% vom Land finanziert wurden, entstanden über mehrere Kilometer hinweg sehr ansprechend gestaltete Ufermauern und Deiche, um die Nahe bei Hochwasser in ihrem Bett zu halten. Auf der Roseninsel (die heute keine Insel mehr ist, sondern ein Park auf einem zugeschütteten Seitenarm der Nahe) wurde ein langgezogener Deich mit insgesamt 75 Zierkirschen gepflanzt, die eine zur Zeit herrlich blühende Allee bilden.
Prunus x yedoensis, auch "Tokio-Kirsche" genannt, weil sie insbesondere in Tokio zu Hunderttausenden gepflanzt wurde, ist mit ihrem strahlendem Weiß einer der Hauptträger der japanischen Kirschblüte ("Sakura"), einer Zeit, die im Land der aufgehenden Sonne jedes Jahr sehnsüchtig erwartet wird. Fast alle Japaner machen mindestens einmal ein "Hanami" (wörtlich "Blüten schauen"), entweder als Spaziergang, natürlich mit Kamera oder Smartphone bewaffnet, oder als Picknick unter den blühenden Kirschbäumen, gerne mit der ganzen Familie oder mit den Arbeitskollegen zum Picknick und gemeinsamen Feiern. Wer könnte es ihnen verdenken, ist doch der Anblick der überschäumend blühenden Kirschbäume nach dem langen, trostlosen Winter der Paukenschlag für den Start in den Frühling.
Und so kann man auch hier in Bad Kreuznach das wunderbare Frühlingswetter genießen und unter blühenden Kirschen wandeln, auf den Bänken, Mauern oder einfach im Gras sitzen und das Schauspiel genießen. Über den Köpfen summt es gewaltig, tausende Bienen und Hummeln sind hier unterwegs, um Pollen und Nektar für ihre Brut zu sammeln. Entlang der "Priegerpromenade", auf dem ehemals zugeschütteten Nahearm, kann man entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad von der Innenstadt bis ins weiter südlich gelegene "Salinental" wandern, wo mehrere Gradierwerke solehaltiges Wasser verdunsten und so ein Heilklima wie am Meer schaffen, sie sind einer der Standpfeiler der Bad Kreuznacher Kurbetriebe.
Die "Roseninsel" hieße nicht "Roseninsel", wenn es dort nicht auch Rosen geben würde. Vor mehr als 100 Jahren wurde hier eine große Rosenausstellung eingerichtet, die zahlreichen Hochwasser setzten den Beeten aber immer wieder zu, so dass heute nur noch einige kleinere Pflanzungen existieren, u. a. entlang eines großen Rosenspaliers, was den Damm in nördlicher Richtung fortsetzt. In einer Senke findet man einen kleinen Bachlauf und einen Bambuswald, der gerne von den Kindern zum Versteckspielen genutzt wird. Ursprünglich war an dieser Stelle auch ein Wasserspielplatz geplant, dieser fiel leider aufgrund von Sparmaßnahmen flach, so dass es nur einen relativ kleinen "normalen" Spielplatz in der Nähe gibt.
Zwischen Zierkirschenallee und Rosenspalier gibt es einen achteckigen Platz, der ein großes rundes Springbrunnenbecken beherbergt, leider ist die Fontäne noch nicht in Betrieb, weshalb der Anblick aus der Nähe noch nicht so berauschend ist. Auffallend ist hier auch die mediterrane Bepflanzung mit Pinien und Säulenzypressen, die im milden Weinbauklima ohne weiteres gedeihen. Am sogenannten "Milchhäuschen", einem kleinen zinnenbekrönten Pavillon stehen auch eine Blasenesche und ein Blauglockenbaum. Neben der Figurengruppe "Durst" von Ludwig Cauer (Foto siehe weiter oben) lässt es sich direkt unter einem weiteren Kirschbaum auch trefflich Rast machen, ich hatte dort dann ebenfalls meinen Durst gestillt.
Wer mag, kann aber auch an einer Sitzgruppe direkt an der Nahe unter mächtigen Bäumen rasten. Ich weiß gar nicht genau, welche Bäume hier alles gepflanzt wurden, neben diversen einheimischen Bäumen findet man auch immer wieder Exoten wie Platanen, Magnolien, eine mächtige Kaukasische Flügelnuss, die besonders von den Kindern gerne als Kletterbaum genutzt wird, und einen Amberbaum sowie einen Tulpenbaum habe ich hier auch schon entdeckt. Auf der Nahe schwimmen Enten, Schwäne und Nilgänse, und in einem Weidendickicht war gerade ein Biber am Werk.
Der Park ist nicht sehr breit, erstreckt sich aber über fast einen Kilometer entlang des Naheufers, so dass man hier schön direkt am Wasser oder etwas weiter landeinwärts entlanglaufen kann, ohne dass es einem langweilig wird. Dies wird auch das ganze Jahr über von vielen Gästen immer wieder gerne genutzt, überall gibt es Bänke und kleine Rastplätze. Am gegenüberliegenden Naheufer, in den steil aufragenden Felsen, findet man den sogenannten "Radonstollen", eine weitere Kureinrichtung, wo man leicht radioaktives Radongas einatmen kann, was bei verschiedenen chronischen Erkrankungen helfen kann.
Oben auf der Hangkante führt ein Panoramaweg entlang des "Teetempels" vorbei, einem Aussichtspunkt mit einem schönen Blick über das Kurviertel. Weiter im Norden stößt man auf die Kauzenburg, welche auf einem Felssporn oberhalb der Altstadt von Bad Kreuznach, die ironischerweise "Neustadt" heißt, da es jenseits des Naheufers einen noch älteren Stadtteil gab, von dem mittlerweile aber nichts mehr übrig ist. Die mittelalterliche "Alte Neustadt" wird mit der Alten Nahebrücke, welche die berühmten Brückenhäuser, Wahrzeichen von Bad Kreuznach, trägt, an die Innenstadt mit der Fußgängerzone angebunden. Ich habe an dieser Stelle allerdings kehrt gemacht und bin noch einmal zu der Zierkirschenallee zurückgegangen.
Mittlerweile stand die Sonne ziemlich tief, so dass sich noch einmal ein schönes Licht- und Schattenspiel unter den Kirschbäumen ergab. Das Bismarck-Denkmal war von den Blütenwolken der Zierkirschen eingerahmt, und unter den ausladenden Kronen der Bäume spielten die Kinder auf der Wiese, und alle anderen Besucher genossen die wundervolle Lichtstimmung. Bald würde die Sonne hinter den Felsen verschwinden und das Tal wieder in einen tiefen Schatten tauchen, aber so konnte man noch einmal die wärmenden Sonnenstrahlen auf der Haut spüren.
Ich habe auch diesmal wieder viele Fotos gemacht, und wie immer fiel mir die Auswahl sehr schwer, auch wollte ich Doppelungen vermeiden, daher zeige ich hier nicht alle Bilder, die ich hochgeladen habe. Wer mag, kann sich die restlichen Aufnahmen auch
in meinem Fotoalbum anschauen. Zum Schluss zeige ich aber noch eine Panoramaaufnahme der gesamten Zierkirschenallee, die sich auf dem Hochwasserdamm entlangzieht.
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