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Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar. (Gelesen 228820 mal)

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thuja thujon
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #3210 am:

Die Entscheidung hat sich Lindner wohl nicht persönlich gewünscht, sondern es musste wegen diverser Sachzwänge eben eine Entscheidung getroffen werden, die nicht das Parteiwohl bzw Wiederwahl gefährdet. Evtl hat man sich da verschätzt.
Und was den Strompreis von Energieintensiven Betrieben angeht, da wurde es nicht nur höchste Zeit, und es verhindert auch nur das schlimmste. Für morgen hat hier wieder der Betriebsrat eingeladen, weil die Leute Fragen bzw Zukunftsängste haben. Leute aus einer Branche, die so ähnlich wie die Urproduktion der Landwirtschaft ist. Also wenn man auf Chemie verzichtet, kann man halt nix in die Hand nehmen.
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dmks
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

dmks » Antwort #3211 am:

dmks hat geschrieben: 16. Jan 2024, 21:58
die erhoffte eine Milliarde aus diesen Kürzungen bekommt dem Staatshaushalt schon ganz gut - ist aber für viele Betriebe echt existenzbedrohend.
Gleichzeitig verlangt die IG Metall 500 Milliarden für Umweltschutzmaßnahmen, gehen 20 Milliarden in Wohnungsförderung und was auch sonst noch so an Zahlen rumgeistert!
Es ist einfach für den Menschen am unteren Ende der Nahrungskette schwer fassbar.


PS: Das ist so, als würde ich einem Spendensammler der einen Euro für Klimaschutz möchte - einen "Fünfhunderter" hinhalten und frage: Kannste wechseln?
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
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RosaRot
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

RosaRot » Antwort #3212 am:

Gekürzt wird auch in der Forschung, erstaunlicherweise in Bereichen, die man für zukunftsträchtig halten sollte.

Anwendungsforschung für Batterien

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Staudo
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Staudo » Antwort #3213 am:

thuja hat geschrieben: 16. Jan 2024, 22:00
Evtl hat man sich da verschätzt.


Aber ganz gewaltig. Wie die Stimmung im Land ist, kann ich nicht beurteilen. Wie sie auf dem Land ist, bekomme ich aber mit. Diese Nacht- und Nebelaktion mit der Streichung von Steuervergünstigungen, und dazu noch ohne Einbeziehung des zuständigen Ministers, zeugt von beispielloser Ahnungs- und Instinktlosigkeit. Lindner wird sich zugetraut haben, die Leute auf der Demo irgendwie einzufangen und hat sich sehr grundsätzlich verschätzt.
Einen Nebeneffekt hat die Protestwelle auch. Die Bauern sind auf dem Land Helden und so mancher Steppke wird davon träumen, auch mal Trecker zu fahren, wenn er groß ist.
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thuja thujon
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #3214 am:

Hoffen wir mal, das die Begeisterung der Steppkes anhält.
Nicht das die bis dahin mit dem Panzer aufm Acker fahren müssen, weil die Panzer zu 100% subventioniert werden. Weil irgendwie musses weitergehen.

Hofnachfolge beim Schwager, unklar... Man investierte schon letztes Jahr nicht und davor war Werte zusammenhalten angesagt.
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thuja thujon
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #3215 am:

oile hat geschrieben: 16. Jan 2024, 13:13
Ich möchte nur vorsichtig anmerken, dass auch Berlin bevölkert ist von steuerzahlender arbeitender Bevölkerung. Und die arbeiten eben montags.
Am Montag war im Bundestag auch die Anhörung im Petitionsausschuss. Die Petition vom Agrardiesel, dessen Vorgängerpetition die eine Million Unterzeichner in unter 48 Stunden geknackt hat.
Hier der Mitschnitt, ohne Verzerrung durch öffentlich-rechtliche oder andersartige Medien:
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2024/kw03-pa-petitionen-agrardiesel-985334

Es rentiert sich, die Stunde mal zuzuhören.
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lerchenzorn
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

lerchenzorn » Antwort #3216 am:

Staudo hat geschrieben: 16. Jan 2024, 22:27
... Die Bauern sind auf dem Land Helden und so mancher Steppke wird davon träumen, auch mal Trecker zu fahren, wenn er groß ist.


Mir erzählte einer, der vom dritten Lebensjahr an Haustiere in den Händen hat und als 16-jähriger wegen der Tiere lieber nicht mit in den Urlaub gefahren ist, dass seine Mitschüler an der Landwirtschaftsschule davon geträumt haben, den Betrieb aus der klimatisierten und computerisierten Traktorkabine zu lenken. Und dass seine Mitstudenten im allgemeinen für die Tätigkeit im Landwirtschaftsamt fit gemacht werden, kaum aber für die praktische Tätigkeit in Feld und Flur. (Schreibt hier ein Sesself..., der am Schreibtisch sitzt. :-X ) - Aber jede Zeit hat ihre eigene Romantik.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

RosaRot » Antwort #3217 am:

Mir erzählte im Oktober bei einer Familienfeier einer der Jungbauern (hat unlängst den Bachelorabschluss gemacht), dass er keinen Master machen wird, weil das, was da gelehrt würde nicht dem entspricht, was jetzt und in Zukunft für die Praxis gebraucht würde. Stattdessen macht er noch eine Ausbildung zum Saatguttechniker. Er sagt, er lerne da einiges was er noch nicht weiß und was gut passen würde. Da er für den allgemeinen Unterricht "überqualifiziert" ist, macht er in der Zeit (in Absprache mit den Lehrern) die Buchführung für den Betrieb, also den eigenen.
Er ist ein sehr ernsthafter junger Mann und weiß, was er will und braucht.
Viele Grüße von
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #3218 am:

Die ausgelernten oder ausstudierten Landwirte haben das Problem, das sie nicht immer nach ihrem Wissen handeln dürfen, eben durch fachlich nicht nachvollziehbare Vorschriften.
Die amtliche Beratung hat es noch schwieriger, sie steht dazwischen. Muss zum einen Entscheidungen der Politik übersetzen, gleichzeitig aber auch die Rahmenbedienungen der GLP (Gute Landwirtschaftliche Praxis) berücksichtigen, und das noch den Landwirten vermitteln. Da kann man dran verzweifeln.

Und weil es nicht vermittelbar ist, etwas tun zu sollen, was Stand Wissenschaft falsch ist, auch deshalb wurde/wird demonstriert.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

lerchenzorn » Antwort #3219 am:

Der Stand der Wissenschaft im Blick auf die Landwirtschaft ist differenziert und in sich widersprüchlich. Auch dabei geht es um schwer zu vereinbarende Aufgaben und Ziele, über die diskutiert und gestritten werden darf und muss.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

thuja thujon » Antwort #3220 am:

Das ist eine leistbare Aufgabe und wird gerade zB für den Obstbau neu ausgearbeitet. Hinterher sollte es dann aber auch anerkannt werden.
https://www.fisaonline.de/projekte-finden/details/?tx_fisaresearch_projects%5Baction%5D=projectDetails&tx_fisaresearch_projects%5Bcontroller%5D=Projects&tx_fisaresearch_projects%5Bp_id%5D=14984&cHash=eaad90016602dbf76fd1709ac9a18600#more
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

LadyinBlack » Antwort #3221 am:

lerchenzorn hat geschrieben: 17. Jan 2024, 07:02
(Schreibt hier ein Sesself..., der am Schreibtisch sitzt. :-X ) - Aber jede Zeit hat ihre eigene Romantik.


:) :) Da wäre ich gar nicht drauf gekommen ;D Den 2. Satz unterschreibe ich auf jeden Fall.

Das Video mit den Erläuterungen zum Gewinn fand ich nicht so gelungen. Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich verständlich war. hobab hat zwar Recht, dass für Selbstständige/ Personengesellschaften da nur wenig Neues kam . Aber ein Angestellter hat nach meiner Erfahrung Mühe mit den Fachbegriffen. Dass ein Betriebseinkommen sich eben auf alle eingesetzten Produktionsfaktoren bezieht - egal ob es um Boden , Kapital, Arbeit, selbst oder von anderen bereitgestellt- und damit nur in ganz seltenen Fällen mit dem Gewinn identisch ist, haben selbst viele Landwirte nicht verstanden. Dass dort natürlich auch die Subventionen enthalten sind, ist vielleicht auch nicht so klar.Und gerade für die Betriebe im Nebenerwerb machen die Subventionen den Löwenanteil des Gewinns aus, weit über 90 %.
Im Haupterwerb ist es deutlich heterogener. Die typischen Veredlungsbetriebe im Nordwesten kommen auch ohne Subventionen aus. Bei einem Betrieb, der vorwiegend Agrarrohstoffe produziert, sieht das anders aus. Allerdings auch nicht immer. Aber meistens ist hier eine Quersubventionierung über andere Einkommensquellen notwendig.
In Zukunft werden sich die Bauern stärker von den Subventionen lösen müssen. Sonst bleibt die Gängelung des Staates bestehen und wird stetig mehr. Das ist eine gegenseitige Hassliebe. Mir fehlt da auch mal ein konstruktiver Ansatz seitens der landwirtschaftlichen Verbände.Möglicherweise liegt es daran, dass die Betriebe einfach zu unterschiedlich sind. Und bei begrenztem Budget wird sich dann untereinander gestritten. Zukunft hat das sicher nicht.
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Perikles, überliefert durch
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dmks
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

dmks » Antwort #3222 am:

LadyinBlack hat geschrieben: 17. Jan 2024, 19:48
Das ist eine gegenseitige Hassliebe.


Eine gegenseitige Abhängigkeit. :-\
Heute war gut!
Morgen - sehen wir dann.
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

Floris » Antwort #3223 am:

Es gibt hier immer wieder Aussagen, die sich auf die Agrarförderung beziehen und manche davon sind mir unverständlich bzw. passen nicht zu dem was ich darüber weiß.
frauenschuh hat geschrieben: 25. Jan 2024, 08:37
Hätte es für Hanglagengrünland in Beweidung das Gleiche an Förderung gegeben wie für Acker, würden hier weiter idyllisch Kühe grasen...
[/quote]
Ich dachte, die Betriebsprämie sei schon seit längerer Zeit für Acker und Grünland die gleiche, Ausnahme die Ökoförderung, bei der die Ackerprämie höher ist als die für Grünland. Haben die Ökobetriebe deshalb ihr Grünland umgebrochen?
Staudo hat geschrieben: 26. Jan 2024, 06:55
Wenn wir Schafhaltung aus kulturellen, ökologischen und landschaftspflegerischen Gründen haben wollen, müssen die Schafhalter Subventionen bekommen.

[quote author=lerchenzorn link=topic=50598.msg4135561#msg4135561 date=1706250321]
Und sollten im Fördersystem nicht ganz hinten einsortiert werden.

Warum hinten einsortiert? Bei den Änderungen zur jetzigen Förderperiode dachte ich, dass gerade die Schafhalter zu den Profiteuren gehören. In der aktuellen "Natur und Landschaft" werden die letzten Änderungen in der Agrarförderung wie ich finde recht anschaulich dargestellt. Die überbordende Bürokratie dabei hat auch was mit den zahlreichen Extrawürsten zu tun die dabei eingeführt wurden, um eben nicht alle Betriebe über einen Kamm zu scheren und als Berechnungsgrundlage ausschließlich die bewirtschaftete Fläche zu berücksichtigen.
Zumindest in meinem Bundesland ist mit der neuen Förderperiode einiges Fördergeld in Richtung kleinere, extensiver wirtschaftende oder strukturell benachteiligte Betriebe umgeschichtet worden (für mich mit einer der Grüne, warum die größeren Ackerbauern sich so über die zusätzliche Kürzung der Dieselbeihilfe aufregen).
Aber vielleicht ist das in anderen Bundesländern ja ganz anders? Kürzlich bin ich in eine Gesprächsrunde über Förderbedingungen in Baden-Württemberg geraten und wunderte mich sehr über die Unterschiede.
Würde mich wirklich interessieren, was konkret an Förderbedingungen hinter so mancher Bemerkung steckt.

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RosaRot
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Re: Landwirtschaft Dein unbekannter Nachbar.

RosaRot » Antwort #3224 am:

Zur Förderung beispielsweise der Schafhaltung zwecks Naturschutz in den einzelnen Bundesländern lässt sich z.B. hier nachlesen.
Viele Grüße von
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