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org. Dünger für Gemüse (Gelesen 3536 mal)

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Tempel-Hof-Gärtner
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Re: org. Dünger für Gemüse

Tempel-Hof-Gärtner » Antwort #15 am:

Der Tipp mit der umfassenden Raiffeisen-Analyse ist ganz große Klasse; wage zu bezweifeln, dass es das anderswo auch günstiger gibt. Kenne zumindest nix vergleichbares, außer die ebenso recht umfangreiche Untersuchung "Maxi-Komplett' vom 'Bodenanalysezentrum'. Kostet aber dasselbe UND ist sogar etwas weniger umfangreich.
thuja thujon hat geschrieben: 20. Aug 2025, 11:28 Bodenverbessernde Eigenschaften sind oberhalb von 4% Humus nicht mehr zu erwarten, da ist das physikalische mit den Poren, der Verkittung, der Oberflächenauskleidung der Bodenpartikel, der Calciumbrücken und was die ideale Bodenstruktur eben so ausmacht ausgeschöpft.
Also alle Werte oberhalb von 4% sind eine tickende Zeitbombe, weil man nicht abschätzen kann, wann der umgesetzt und damit N freigesetzt wird. 1% Humus liefern 2,5g Stickstoff pro Quadratmeter, das sind rund 11g Nitrat.
Aha, 4% Humus das höchste der Gefühle: D.h. also die in Bio-Gärtner-Kreisen so hochgelobten jahrhunderte-alten Klostergärten mit ihrem "hohen Humusanteil" (leider erfährt man ja dabei i.d.R. nicht, was "hoch" bedeutet) sind eigentlich "Zeitbomben", die besser entschärft gehören...?
So GANZ uneinschätzbar ist es aber ja nicht, wann die "Bomben" zünden, denn lt. R-G-T-Regel ist das ja eher im Sommer denn im Winter zu erwarten, was den Nebenvorteil hat, dass in erstgenannter Jahreszeit meist auch mehr N-Verbraucher auf der Fläche anzutreffen sind, als in der kühleren Jahreszeit... ;)
Da ich in meinem "angeheirateten" Kleingarten ohne großes eigenes Zutun einen sozusagen toxisch hohen Humusanteil von nahezu 10% vorgefunden habe, kann ich mich nur wundern, wie undankbar die Pflanzen, die ja alle abgehen sollten wie Schmidts Katze auf die angebotene Stickstoff-(Über)Düngung reagieren: Nicht, dass es dort unangenehm schlecht wachsen würde, aber "eigentlich" könnte es VIEL besser sein... (wenn ich etwas mehr düngen würde, wie das die "erfolgreicheren" Nachbarn gerne tun...) - Leider graue Theorie...
thuja thujon hat geschrieben: 20. Aug 2025, 11:28 Ich habe gerade eine Liste mit etwas um die 100 Bodenanalysen von Hobbygärtnern vor Augen gehabt, da waren gerade mal nur rund 10% eine normale Bodenart. 90% waren humos, sehr humos oder sogar schon `Moor´, also kaum Boden, sondern fast nur Humus. Das sind bei den Nährstoffmengen um die es da geht eigentlich erschreckende Quoten. Und man weiß ja halbwegs wie es in der Praxis läuft, kaum einer denkt jetzt die nächsten Wochen an Gründünger säen, die Tomaten stehen ja noch auf dem Beet und die Chilis wachsen ja auch erst jetzt so richtig los. Gründünger wäre aus Sicht des Umweltschutzes aber dringend anzuraten.
Eben: Also bin ich da sozusagen in guter, schlechter Gesellschaft... *gg*
(mäßig) humos = 2-4%, stark humos = 4-8%, sehr stark humos = 8-15%, äußerst stark humos (anmoorig) = 15-30%. (lt. Lexikon der Agrarwissenschaften https://www.proplanta.de/agrar-lexikon/ ... 44223.html)
Hobbygärtner sind demnach also eine gemeingefährliche Spezies, die durch vermeintlich gute Bodenpflege Grundwasserverseuchung betreiben...!?

Bitte nicht falsch verstehen; aber irgendwas läuft da doch dann grundlegend falsch im Denken, wenn DAS (also lediglich 10% "normale" Böden) dabei raus kommt...!?
Um welche Bodenuntersuchung handelt es sich bei den 100 (repräsentativ ausgewählten?) Hobbygärtnern denn? (Bayern & R-Pf haben ja solche größeren Erhebungen wohl mal gemacht; weiß aber nicht, wie aktuell die sind). Wenn "die Wissenschaft" sich da aber so gänzlich uneinig ist, kann da am Ende ja nur totale Verwirrung bei raus kommen: HumusAUFbau als Kohlenstoffsenke als Königsweg im Klimawandel - oder HumusABbau gegen die Grundwasserverseuchung: Also, mir schwirrt der Kopf angesichts solcher Alternative schon ganz schön unschön... ???

Gründüngung im Winter als empfohlener Königsweg: Welcher Gedanke steht da dahinter? Vermute irgendwas Richtung Stickstoff-Fixierung in der Grünmasse...?
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Re: org. Dünger für Gemüse

thuja thujon » Antwort #16 am:

Ja, Fixierung von N in der Pflanzenmasse um ihn vor Auswaschung im Winter zu schützen. Grundwasserschutz und damit auch Gewässerschutz. Die letzten 7 Jahre zB haben sich eingeschleppte Blaualgenarten ausgebreitet die jetzt zunehmend eine Gefahr für die Badegewässer werden. Wassertemperaturanstieg, Zunahme Sonnenstunden usw.

Humusaufbau macht Sinn wenn man Böden hat mit 1,2 oder 2,6% Humus. Auch bei 3,4. Deshalb die breite politische Forderung nach Humusaufbau als CO2-Senke. Oberhalb 4 macht es halt keinen Sinn mehr. Wärst du Landwirt mit der Bodenanalyse vom Raiffeisen, dann dürftest du gewisse Sachen mit Phosphorgehalt nicht düngen. Keine Vinasse, kein Blaukorn, kein Kompost und vieles andere mehr. Und wenn du im roten Gebiet liegst, 20% unterm Stickstoffbedarf der Pflanzen. Also systematische Mangelernährung, mit der kein Humusaufbau gelingen kann.

Und nein, der Preis für Humusaufbau kann nicht Grundwasserbelastung sein.
Wann was und wieviel davon freigesetzt wird, entscheidet meist die Bodenfeuchtigkeit. Lässt man den Regner nicht laufen können die Pflanzen nicht die Nährstoffe aufnehmen die sie brauchen würden und so wachsen sie nicht und die Nährstoffe bleiben im Boden bzw werden später ausgewaschen. Im Zweifelsfall erntet man sogar recht wenig und die Nährstoffgehalte bzw Dynamik bleibt. Für Kulturführung muss man halt wissen was welche Kultur wann aufnimmt. Wenn eine Kartoffel 80% des Stickstoffs in den ersten 8 Wochen bis zur Blüte aufnimmt, der Kompost als Dünger aber erst nach 6 Wochen trotz wässern was hergibt, dann hat die Kartoffel davon nicht viel gehabt, also Ertrag trotz kräftiger Düngung gering (C/N-Verhältnis und freien N beachten). Erntet man dann die Kartoffeln, wird wieder Boden bewegt, die Mineralisierung angeschoben, es werden also nochmal Mengen an N freigesetzt. Pflanzt man da recht gleich Salat rein, hat man auf solchen Gartenböden zB Endivien mit über 50cm Durchmesser. Plus Nitratgehalte im Erntegut die für Säuglinge problematisch werden könnten. Da gibts ja keine Erntefreigabeanalyse wie beim Gemüsebauer.
Hochbeetgärtner mit klassischer Schichtung nutzen diesen Effekt der verspäteten N-Freisetzung und erfreuen sich deshalb üppiger Ernten. Zellsaftanalysen vom Erntegut mit Aquarienteststäbchen (5€) machen sie in der Regel nicht, deswegen wissen sie nicht, wie Nitratbelastet ihr Gemüse ist.

Und dann bleiben da Anfang August 250 N in der Analyse. Ich habe dieses Jahr Weizen im Vorbeet angebaut, der wurde mit 150N gedüngt (ohne Bodenvorrat) um 13% Protein zu bekommen. Die 13% schaffen Landwirte mit der Düngeverordnung in roten Gebieten nicht, da gibts die letzten Jahre oft kein Brotweizen, sondern nur noch Tierfutterqualitäten wegen der Proteingehalte.
Die Kulturen, die ab August noch 250N aufnehmen können sind begrenzt. Da geht Kohl oder Senf und andere Starkzehrer, aber sonst gibts da nicht mehr viel. Raps darf oft nur mit 40N im Herbst angedüngt werden, das ist ein Bruchteil von 250N.

Ist viel Theorie und rechnen, aber man siehts an den Pflanzen, wenn man mal ein Gefühl dafür entwickelt hat.

Helfen fürs Verständnis können die N Freisetzungsraten der organischen Dünger im ersten Jahr. Bei Kompost magere 4%. Man düngt also gerne mehr als die 3 Liter pro Quadratmeter Obergrenze um nur irgendwie was an Wuchs zu sehen, aber der Effekt mag sich nicht einstellen. Dazu müsste man halt freien N düngen. Wird oft empfohlen als Ergänzung zum Kompost, hat sich aber noch nicht bis zum letzten Feld-Wald-Wiesen-Profi mit Youtubekanal rumgesprochen.

Wann gibt man was bzw wird was frei ist entscheidend. Organische Dünger für die nächsten 5 Jahre auf Vorrat düngen ist Stand der Technik von vor über 30 Jahren und mit heutigen Umweltschutzanforderungen nicht mehr vereinbar (Gülle mag ich dafür nicht als Schlagwort bringen, weil es politisch ins falsche Licht gerückt wurde). Bücher die sowas beschreiben ist zB Der Biogarten von Marie Luise Kreuter. Vorgängerbücher zur Humusdüngung muss man eher in der Vorkriegszeit suchen, also vorm Haber-Bosch-Verfahren, zB Becker-Dillingen, Handbuch der Ernährung der gärtnerischen Kulturpflanzen. Moderne Düngung wird aktuell noch mehr über das staatliche Versuchswesen vermittelt, ein umfassendes Standardwerk ist mir aktuell nicht bekannt. Auch über die moderne Humustheorie gibts noch vieles zum dazulernen.
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Re: org. Dünger für Gemüse

Tempel-Hof-Gärtner » Antwort #17 am:

Grosse Klasse, tt, endlich mal jemand mit Hintergrund, z.T. leider ott für den ohne professionelles Vorleben wissenschafts-affinen Laien... 8)
thuja thujon hat geschrieben: 20. Aug 2025, 22:19 Wärst du Landwirt mit der Bodenanalyse vom Raiffeisen, dann dürftest du gewisse Sachen mit Phosphorgehalt nicht düngen. Keine Vinasse, kein Blaukorn, kein Kompost und vieles andere mehr. Und wenn du im roten Gebiet liegst, 20% unterm Stickstoffbedarf der Pflanzen. Also systematische Mangelernährung, mit der kein Humusaufbau gelingen kann.
Wie schon gesagt: In diesem Wissen um die P-Überversorgung meines Bodens fand ich ja die (diesjährige) Entdeckung des Vinasse-Düngers (mit den NULL Prozent Phosphor) erstmal ne dolle Entdeckung. WARUM der dann doch nicht...?
thuja thujon hat geschrieben: 20. Aug 2025, 22:19Wann was und wieviel davon freigesetzt wird, entscheidet meist die Bodenfeuchtigkeit.
Gibts dafür ne Faustzahl (in HPa), bis zu der die Nährstoffaufnahme noch ausreichend gut funzt? (Habe durch nen Experiment, das ich mal gemacht habe, einige Tensiometer am Start und kann das daher recht gut objektivieren).
thuja thujon hat geschrieben: 20. Aug 2025, 22:19Wenn eine Kartoffel 80% des Stickstoffs in den ersten 8 Wochen bis zur Blüte aufnimmt, der Kompost als Dünger aber erst nach 6 Wochen trotz wässern was hergibt, dann hat die Kartoffel davon nicht viel gehabt, also Ertrag trotz kräftiger Düngung gering (C/N-Verhältnis und freien N beachten).
Kompost hat ja eh den Ruf, ein schlechter N-Dünger zu sein. Ist mir aber bislang ein Buch mit sieben Siegeln geblieben, was Kompost als "Volldünger" zu leisten vermag.
Habe eher als Bauchgefühl daraus kondensiert: Kompost kann KEINE ausreichende N-Düngung leisten. Kannst Du dazu mal was wirklich Konkretes beisteuern?
thuja thujon hat geschrieben: 20. Aug 2025, 22:19Und dann bleiben da Anfang August 250 N in der Analyse. Ich habe dieses Jahr Weizen im Vorbeet angebaut, der wurde mit 150N gedüngt (ohne Bodenvorrat) um 13% Protein zu bekommen. Die 13% schaffen Landwirte mit der Düngeverordnung in roten Gebieten nicht, da gibts die letzten Jahre oft kein Brotweizen, sondern nur noch Tierfutterqualitäten wegen der Proteingehalte.
Uiii... - jetzt gehen aber die Gäule mit ihm durch: Mach mal halblang und nimm mich (und vielleicht einige andere interessiert) mitlesende mehr-oder-weniger-Nicht-Profis ein bisserl mit: "250N" soll heißen...? Und wie kommt man auf die 13% Protein?: Konkreter (selbst [wie?] ermittelter) Wert oder ne STandardzahl aus irgendeiner Normalwert-Tabelle?
thuja thujon hat geschrieben: 20. Aug 2025, 22:19Helfen fürs Verständnis können die N Freisetzungsraten der organischen Dünger im ersten Jahr. Bei Kompost magere 4%. Man düngt also gerne mehr als die 3 Liter pro Quadratmeter Obergrenze um nur irgendwie was an Wuchs zu sehen, aber der Effekt mag sich nicht einstellen. Dazu müsste man halt freien N düngen. Wird oft empfohlen als Ergänzung zum Kompost, hat sich aber noch nicht bis zum letzten Feld-Wald-Wiesen-Profi mit Youtubekanal rumgesprochen.
Irgendwie schwingt da zwischen den Zeilen etwas von dem mit, was ich schon länger (aber bislang vergeblich) von allerlei Experten zu erfragen versuche: Die "maximal-3-Liter (für Starkzehrer)-Regel" steht ja als in Gartenzeitschriften gerne wiedergegebene (und sicherlich von keinem Kompost-düngenden Gärtner umgesetzte) Faustzahl unverzagt neben den ins locker 10-& mehrfache gehende Zahlen, die im Umfeld der Marktgärtnerei (im Zweifelsfalle mit nicht minder ökologischem Anspruch daherkommend) postuliert werden.

Was IST also Deiner Meinung nach düngungstechnisch der Königsweg in den zu über 90 % "unnormalen" Hobbygärtnerböden...?
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Re: org. Dünger für Gemüse

thuja thujon » Antwort #18 am:

Das sind schon wieder so viele Fragen wo ein gemütlicher Abend im Garten auf der Sitzbank bzw an der Kultur stehend deutlich effektiver bzw einfacher wäre als hier zu schreiben.

Nun denn. Probiern wirs.

Vinasse, wie gesagt, die bringt halt auch anderes mit. Ist Resteverwertung, daher auch positiv zu sehen. Für Chloridempfindliche Kulturen und mit genug Jahresniederschlag bzw Beregnung deshalb durchaus einsetzbar, wenn notwendig kalken um das Natrium nicht zu dauerhaft an die Tonteilchen im Boden zu binden. Chloridempfindlich sind nur leider die meisten Gemüsearten und Beerenobst, für Mais oder so aber prinzipiell ok. Wenn man den Liter für 50 cent statt 8€ im Baumarkt bekommt sicherlich eine Option. Aber halt nicht auf das bunte Etikett reinfallen.

Hektopascal für Nährstoffaufnahme, kommt mehr auf die Kultur drauf an, welches Phosphoraufschließungsvermögen die mit den Wurzelspitzen hat. Als Bewässerungsmodell ist aber das Weihenstephaner Modell durchaus praktikabel, auch wenn es leicht besseres gibt und erfahrene Leute das auch mit Gefühl hinbekommen. Mal beim DLR Neustadt, Queckbrunnerhof nachfragen bzw in Hortigate.de nachgucken, da wurden die letzten Jahre einige Versuche im Freilandgemüsebau gemacht.

Kompost ist eben eine gute Kaliquelle. Phosphor ist auch oft in Phytin gebunden, muss also aufgeschlossen werden, braucht Wasser und Wärme. Also frühe Frühjahrssätze hungern in Kompostgedüngten Varianten, wenn das Beet nicht vom Vorjahr noch voll ist. Beispiel Kartoffel, die viel Kali möchte: Kompost geben, Stickstoff ins Maul düngen, zB mit CULTAN bzw anderweitig platziert. Siehe auch diesen Strang: viewtopic.php?t=62607
In langfristig mit Kompost versorgten Böden steigert sich die Verfügbarkeit vom Stickstoff aus Kompost, weil die Umsetzungsraten durch ein erhöhtes Vorkommen von darauf spezialisierten Mikroorganismen höher sind. Also langfristige Kompostgaben haben einen anderen Effekt als zB Kompost in das Pflanzloch von einem Baum zu geben. Wie viele Hobbygärtner aber berichten, trotz voller Töpfe wenig Wuchs. Man sieht die Düngewirkung von Kompost eben nicht, man sieht fast nur Stickstoffwirkung wenn Pflanzen gut gedeihen.

250 N, das ist der gesamt-Stickstoffwert im Bild der Raiffeisen-Bodenanalyse in #10 250N sind 250kg Stickstoff pro Hektar, also 25 Gramm pro Quadratmeter, das entspricht etwa dem Stickstoffgehalt von 250g Blaukorn mit NPK 17-x-x-x
13% Protein macht Weizen wenn es ihm gut geht. Um nach der Schosserphase nicht über den Boden düngen zu müssen und bei Trockenheit kommt der Dünger so nicht an, wird in der Praxis oft AHL (Ammoniumnitrat-Harnstofflösung) als `Blattdünger´ gespritzt, damit das Fahnenblatt eben grün bleibt und die Pflanze in der Korneinlagerungsphase nicht an N-Mangel leidet. Der Photosyntheseapparat muss dazu funktionieren und jedes Protein braucht/enthält halt neben Kohlen- und Wasserstoff auch Stickstoff, sonst können keine Aminosäuren gebildet werden.

Die 3 Liter Obergrenze haben mal die Bodenlabore bzw die Ämter ausgegeben, weil mehr Phosphor oder Kali die Pflanzen nicht aufnehmen können. Das heißt wenn man jährlich mehr gibt als verbraucht wird, reichern sich die Nährstoffe im Boden an. Siehe Bodenanalyse in #10, 29 Jahre keine P-Düngung mehr. Phosphor wird nicht im Winter ausgewaschen wie Stickstoff. Deshalb die hohen Werte, er bleibt im Boden und die Pflanzen nehmen erstaunlich wenig auf, und mit dem Erntegut entfernt man auch nicht viel aus dem System, wenn alle anderen Pflanzenreste wieder auf dem Kompost landen.

Marktgärtnerei sollte man nicht verwechseln mit no-dig Beeten oder sowas, wo 20-30cm Kompost auf die Beete ausgebracht wird, um Unkraut zu unterdrücken oder den `Boden verbessern´. Nach Düngemittelrecht maximal verboten, und Marktgärtnereibetriebe müssen sich ans Düngerecht halten.

Königsweg düngunsgtechnisch: ich gebe oft schwefelsauren Ammoniak an die Leute, damit sie im Frühajhr lernen was Stickstoff bedeutet und das auch der Schwefelbedarf mit abgedeckt ist. Alternativ ASS, Ammonsulfatsalpeter. Wer auch Kali düngen kann für den kommt auch Kalkammonsalpeter in Frage, weil Schwefel schon im Patentkali drin ist.
Ansonsten Gründünger im Herbst säen um die Bodenstruktur zu verbessern und die Nährstoffe vor Auswaschung zu schützen, gleichzeitig die Bodenlebewesen nicht verhungern zu lassen, im Frühjahr vor dem einarbeiten vom Gründünger 100g Boden in 100ml Wasser verrühren und ein Nitratteststäbchen aus dem Aquarienbedarf reinhalten um zu schauen ob der Wert bei 25 oder eher 200 liegt. Danach Menge der Stickstoffdünger anpassen.

Die genannten Dünger gibst günstig im Sack online oder im Landhandel, bunte Pappschachteln sollte man im Baumarkt stehen lassen. Es gibt keine Spezialdünger aus pflanzlicher Sicht, mit den genannten kann man prinzipiell jede Pflanze düngen. Für Kübel gelten andere Regeln. Und ein Rasendünger kann nicht nur Mais und Bambus, sondern auch Chilis usw. Da ist auch nur Harnstoff und Nitrat und Ammonium usw drin.
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Re: org. Dünger für Gemüse

Tempel-Hof-Gärtner » Antwort #19 am:

Versuch macht kluch... - aber erzähl mir nicht, dass Du in der Geisterstunde wg. der ausfühlichen Antwort (danke!) auf den gemütlichen Gartenabend verzichtet hast... ;)

Nun denn. Probiern wirs - nochmal: Ist mit solchen Profi-Antworten, die auf der anderen Seite Profi-Wissen vorausdenken, ein bisserl so wie bei Wilhelm Busch: Der eine Wunsch, ist er erfüllt, gebirt automatisch junge - hier sinngemäß: Die eine Frage, ist sie beantwortet, erzeugt automatisch neue... *gg*

@Vinasse-Flüssigdünger: "Entdeckung" wie gesagt aus dem Grund erstmal für positiv angenommen, weil P-frei und Bewusstsein dafür vorhanden, DASS eigener Gartenboden P-"überlastet" (eben WEIL es sich relativ wenig verbraucht / akkumuliert - insbesondere bei "guter" Kompostwirtschaft, die 3 Liter / m² als sehr mager empfindet [auch angesichts der ganz natürlich im Gartenjahr entstehenden Kompostmengen, die man ja ungern zu "Sondermüll" machen mag...]).
Demnach ist das nur scheinbar gute Allzweck-Düngerzeug eher für Grobkulturen (Mais, ggf. Kürbisse) geeignet als für die meisten Feingemüse...!?

@"Weihenstephaner Modell"? Findet sich zwar was dazu (-> Kombination aus Warm Evening und Cool Morning ohne Zwangslüftung), aber was ist in Verbindung mit Bewässerung damit gemeint...? Die potentiell genannten Links (DLR Neustadt / Queckbrunnerhof / Hortigate.de) sind SO leider wenig hilfreich / überpauschal. Was sollte ich denn auf den genannten Seiten suchen / finden...? - Und eine Wurzelspitzen-Phosphor-Aufschliessungs-Kapazitäts-Tabelle ist mir leider auch noch nicht untergekommen... :( (Irgendwie finde ich da ja doch noch nen klaren Zahlenwert in hPa handhabbarer, der mir sagt, dass nun doch Ende Gelände ist mit der SINNVOLLEN Nährstoff-Lös- & Verfügbarkeit, auch wenn dann noch immer keinerlei Wachstums-Depression erkennbar wird. Salat, der bei 500 hPa noch immer so die Stellung hält, als hätte er preußischen Kasernendrill genossen, steht ja gewiss in keinem Lehrbuch... *gg*)

@Kompost als Kaliquelle: Keine Frage, aber der Grund für die ambitionierte 3-L-Obergrenze soll doch wohl eher der "Problemfaktor" P gewesen sein, als das sich ja doch recht gut immer wieder in echten Größenordnungen verbrauchende K.
"in Phytin gebundener Phosphor"... - hrmm...?!? - Bahnhof... :D
Und wie sollen Beete, die PER SE P-überdüngt sind NICHT vom Vorjahr davon noch ge-/übersättigt sein...??
thuja thujon hat geschrieben: 20. Aug 2025, 23:58250 N, das ist der gesamt-Stickstoffwert im Bild der Raiffeisen-Bodenanalyse in #10 250N sind 250kg Stickstoff pro Hektar, also 25 Gramm pro Quadratmeter, das entspricht etwa dem Stickstoffgehalt von 250g Blaukorn mit NPK 17-x-x-x
Das mit den '250N' ist klar geworden.
Aber warum sind 25 Gramm N in 250 Gramm 17-x-x-x Blaukorn: In meiner Bauernlogik sind 250 x 0,17 = 42,5 Gramm. Was ist der Denkfehler?

@Marktgärtnerei / no dig: Hatte (nur) ersteres genannt, weil mal (mehr als 1 x) in dem Zusammenhang von solchen Mengen gehört. Klaro, auch bei Charles Dowding, aber den hatte ich aus Kürzungsgründen weg gelassen...

@Düngungs-Königsweg: SSA bzw. ASS wurde mir (wg. des auch recht hoher pH-Werte [6,6 - 7,1]) schonmal empfohlen. Da das Zeug aber doch recht "unsympathisch" (chemisch) ausschaut, hatte ich es erstmal nur in 2 Kübeln vorsichtig getestet und die Ergebnisse waren keineswegs besondere Aha-Erlebnisse. Daher wurde es wieder eingelagert und "fault" seitdem vor sich hin...
thuja thujon hat geschrieben: 20. Aug 2025, 23:58 (...) im Frühjahr vor dem einarbeiten vom Gründünger 100g Boden in 100ml Wasser verrühren und ein Nitratteststäbchen aus dem Aquarienbedarf reinhalten um zu schauen ob der Wert bei 25 oder eher 200 liegt
Klingt ziemlich einfach und eindeutig bestimmbar. Habe mal so'nen Nitrat-Bestimmungstest im Rahmen von Düngungs-Vortrag hiesiger Gartenfachberatung live erlebt bzw. selber gemacht: Das sah aber SEHR viel uneindeutiger aus und war keine Anregung, das auch zu machen...
Benutzt Du speziellere Stäbchen, die tatsächlich Aussagen zum N-Gehalt ermöglichen?
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Re: org. Dünger für Gemüse

oile » Antwort #20 am:

ringelnatz hat geschrieben: 20. Aug 2025, 16:36 Das einzige was hier nachhaltig hilft ist Tröpfchenbewässerung also Boden konsequent leicht feucht halten.
Und wenn der Boden doch mal trocken wurde, hilft am ehesten eine sanfte Beregnung z.B.mit einem Viereckregner.
Bis jetzt ist es gut gegangen, sagte der Mann, als er am 13. Stockwerk vorbei fiel.

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Re: org. Dünger für Gemüse

thuja thujon » Antwort #21 am:

Wobei der Viereckregner bei Bäumen viel Laub nass macht und die Verlustraten recht hoch sind. Alternativ kann man Schwinghebelregner kurze Zeit laufen lassen, Wasserversorgung wieder kappen und nach einer halben oder ganzen Stunde erneut anschalten. Evtl mehrmals hintereinander. Die organischen Moleküle brauchen jedenfalls Zeit zum rehydratisieren und wieder quellen.

Es geht auch einen Tag vorwässern und den anderen Tag durchdringend Wasser verabreichen.
Aber warum sind 25 Gramm N in 250 Gramm 17-x-x-x Blaukorn: In meiner Bauernlogik sind 250 x 0,17 = 42,5 Gramm. Was ist der Denkfehler?
Ist natürlich Quatsch, bei einem 10er Blaukorn oder so würde es passen. Also nicht 250g von einem 17er, sondern nur rund 145. Das sind immer noch ein paar Hände voll. Das zu verdeutlichen, dass es nicht wenig ist, darum ging es. Und so sind auch 3 Liter Kompost nicht wenig.

Zielführend wäre es auch den Kompost nicht ewig weiter anwachsen zu lassen, sondern zB geziehlt Starkzehrer anzubauen und das Material aus dem Garten entfernen, damit die Bodenwerte langsam wieder in weniger fast schon toxische Konzentrationen sinken.
Das alles nicht auf Kosten der Bodenstruktur, sondern für die Bodenstruktur eben Gründünger anbauen. Ist eh besser als Kompost ausbringen, Humus muss Lebendverbaut werden, nicht einfach untergemischt werden, wie man das in einem Betonmischer machen könnte und es käme dann guter Boden raus. Das sagt schon der gesunde Menschenverstand, dass das nichts werden kann.
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Re: org. Dünger für Gemüse

thuja thujon » Antwort #22 am:

Tempel-Hof-Gärtner hat geschrieben: 21. Aug 2025, 18:13@"Weihenstephaner Modell"?
Das Geisenheimer meinte ich natürlich: https://www.hs-geisenheim.de/fileadmin/ ... N_2021.pdf
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Re: org. Dünger für Gemüse

Tempel-Hof-Gärtner » Antwort #23 am:

Das ist natürlich was GANZ anderes... 8)
(Und nen Grund mehr, am kommenden Wochenende zu den nicht wenigen interessanten Sachen im Rahmen des open campus - abgesehen von der gerade abgeschlossenen 'Fachwart'-Ausbildung an der Gartenakademie - mal vorbeizuschauen, wo ich ja (fast) in der Gegend bin (Ruhrgebiet)... *gg*)
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