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Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten? (Gelesen 196524 mal)

Natur und Umwelt erleben und schützen
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sempervirens
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

sempervirens » Antwort #990 am:

Nox hat geschrieben: 4. Sep 2025, 09:58
sempervirens hat geschrieben: 4. Sep 2025, 08:53
  • Verkauf von CO₂-Zertifikaten: Ein wiedervernässter Hektar Moor vermeidet im Vergleich zu einem trockengelegten, landwirtschaftlich genutzten Moor die Emission von ca. 20-30 Tonnen CO₂-Äquivalenten pro Jahr.
Intake Moore würden aber etwas weniger einbringen...
Ein bereits intaktes Moor bindet etwa 1 Tonne CO2 pro Hektar.
Aha, die CO2-Einsparung ist irgendetwas zwischen 20 to und 1 to/ha/Jahr. ?
Also geht die Rechnung im günstigsten Falle so, dass der CO2-Ausstoss von 2 Personen in Deutschland durch 1 ha Moor kompensiert würde.
Bevölkerungsdichte Deutschland: 240 Einwohner pro km2, das sind 2,4 Einwohnern pro ha - Rechnung geht nicht auf, würde ich mal sagen.


Es ist keine Spanne von 1 bis 20 Tonnen – es sind zwei verschiedene Fälle.
  • Fall A) Wiedervernässung eines trockengelegten Moors: Hier entsteht die Klimaschutzleistung von 20-30 Tonnen/ha. Dieser Wert kommt zustande, weil man eine große, laufende Emissionsquelle stoppt. Es ist die Differenz zwischen "vorher" (z.B. +25 Tonnen Emission) und "nachher" (z.B. -1 Tonne Bindung = Wären dann 26 Tonnen eingespart).
  • Fall B) Schutz eines bereits intakten Moors: Hier entsteht nur eine kleine Klimaleistung von ca. 1 Tonne/ha. Das ist die Menge, die das Moor zusätzlich pro Jahr aktiv bindet. Diese Bindung akkummuliert sich aber über ganze die Zeit während bpsw andere CO2 Senken wie Wälder ab einem gewissen Stadium effektiv kein CO2 mehr binden können.
Moore sind im Verlgeich zu den meisten anderen CO2-Senken "Ewigkeitsspeicher" , solange sie nass sind. Ein sehr alter Wald wird nach einer gewissen Zeit ein Gleichgewicht ("Klimaxstadium") erreichen, in dem er netto kein CO₂ mehr aufnimmt, weil das Wachstum neuer Bäume durch das Verrotten alter Bäume ausgeglichen wird.

Wird ein Moor trockengelegt, wird dieser massive CO₂-Speicher durch die Zersetzung freigesetzt. Das ist der Grund, wieso durch Acker- und Weideflächen auf trockengelegten Mooren so viele CO₂-Emissionen anfallen. Bei beweideten Flächen fällt die Emission etwas geringer aus als bei Äckern, weil der Boden auf Weiden durch eine geschlossene Grasnarbe geschützt und nicht wie ein Acker jedes Jahr tief umgepflügt und belüftet wird.
Dadurch dringt Sauerstoff (O₂) aus der Luft in den zuvor nassen Moorboden. Dieser Sauerstoff ermöglicht es Milliarden von Mikroorganismen (Bakterien und Pilzen) im Boden, den im Torf gespeicherten Kohlenstoff (C) zu "veratmen", um Energie zu gewinnen – ganz ähnlich, wie unser Körper Zucker veratmet. Als Abfall entsteht das altbekannte CO2.

Die Moore sind auch nur ein Teil der Lösung nicht DIE Lösung um ganz Deutschland CO2 neutral zu machen. Zumal viele Technologien immer CO2 neutraler werden nur ein gewisser Teil wird m in manchen Produktionen aber nicht vermeidbar sein wie bspw bei einem Zementwerk.
Ausserdem sind wir nicht bei 20 to/ha, denn diese kämen nur zustande, wenn Deutschland auf Ackerbau verzichten würde.
Und dann ? Mal wieder das Problem auslagern und alle Nahrungsmittel importieren ?
Trockengelegte Moorböden machen nur ca. 3-6 % der Fläche Deutschlands aus, sind aber für fast 40 % der gesamten Treibhausgasemissionen der deutschen Landwirtschaft verantwortlich. Es ist eine kleine Fläche mit einem riesigen, überproportionalen CO2 Abdruck. Ich finde das NICHT marginal, sondern das wäre ein starker Hebel.
94% der landwirtschaftlichen Fläche wären also UNBETROFFEN (vermutlich sogar deutlich weniger) also ist Nahrungsmittelversorgung nicht GEFÄHRDET

Hinzu kommt das die trockengelegten Moorböden in der Regel deutlich unproduktiver sind, sodass ihr Anteil an der Versorgung auch proportional geringer ausfällt.
Nox hat geschrieben: 4. Sep 2025, 09:58 Fazit: Riesenwirbel, Riesenausgaben und marginaler Nutzen. Wird bei anderen Umweltschutz- und Klima-Projekten auch so liederlich gerechnet ?
Mein Fazit einfacher starker Hebel mit volkswirtschaftlichem und ökologischem Nutzen. Was die Rechnerei angeht das ist keine liederliche Rechnerei, das würde man aus Sicht eines BWLers als Vermiedene Kosten (Avoided Costs) und als Volkswirt Internalisierung negativer Externalitäten bezeichnen.

Wenn ich mir das so durchlese, ist euer Fazit also, dass man Natur nur erhalten kann, wenn man auf Wohlstand oder Lebensmittel verzichtet?
Dabei gefährdet dieser konkrete Vorschlag [der Moorschutz] weder den Wohlstand noch die Nahrungsmittelsicherheit.
Wenn wir solche Lösungen hier nicht umsetzen, wandert das Geld für CCS und Ähnliches eben ins Ausland, und das ist langfristig ein Wohlstandsverlust. Weil die deutsche Bevölkerung in diesem Bereich so skeptisch ist, sind wir nicht so weit wie andere Nationen und wenn diese das CO2 besser abscheiden können wie wir und weiterhin eine CO2 intensive Industrie haben wird das die logische Konsequenz sein.
Zuletzt geändert von sempervirens am 4. Sep 2025, 11:25, insgesamt 5-mal geändert.
Hyla
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Hyla » Antwort #991 am:

Ich glaube, daß mit den Mooren ist so eine ziemlich abstrakte Sache. Um das etwas anschaulicher zu gestalten, hier ein Link damit man mal einen besseren Überblick erhält.: https://www.moorwissen.de/moore-in-deutschland.html
Bei der unteren Karte kann man das recht gut sehen, wen es überhaupt betrifft, und noch so ein paar Karten aufrufen.
Ansonsten viel Spaß beim weiteren Streiten. ;)

Wenn der Link schon hier irgendwo steht, beschwert euch bei der Forensuche. Die meint nämlich, den gibt's hier nicht.
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sempervirens
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

sempervirens » Antwort #992 am:

@Hyla wenn ich diese Statistik richtig verstehe:
Ursprünglich bedeckten Moore rund 5 % der Landesfläche. Heute sind davon nur noch etwa 3,6 % übrig.
3,6 % Restflächen: 95 % von ihnen sind entwässert und damit ökologisch zerstört.
Rechnet man das zusammen 0,036 * 0,05, bedeutet das: Weniger als 0,2 % der deutschen Landesfläche bestehen heute noch aus intakten, nassen Mooren. Ein ehemals prägender Landschaftstyp ist damit praktisch verschwunden.
Ich finde diese Zahlen sprechen eine eigene Sprache und zeigen den dramatischen Lanschaftswandel, der vom Mensch bis heute verursacht wurde.

Die Moore( bzw. das was von ihnen übrig ist) sind vorallem im Norden Deutschlands verortet. Aber der Flache Norden hat in meinen Augen sogar den größten Landschaftsverlust im Zuge der Flurbereinigung und Intensivierung der Landwirtschaft erlebt. Daher wäre es sogar eine Chance, eine verlorene, aber historisch prägende Landschaft wiederzugewinnen und damit die regionale Identität zu stärken. Eine intakte Moorlandschaft ist für mich ein weitaus schöneres und wertvolleres Landschaftsbild als bspw. endlose Reihen von Windrädern oder endlos aneinander gereihte Maisäcker.

Und könnte auf vielfältige Weise positiv auf den Norden auswirken: Die einzigartige Landschaft fördert gezielt die Naherholung und den Naturtourismus, was Wertschöpfung in die Region bringt. Einführung von Paludikultur als zentrales Beispiel ist die Ernte von nachwachsendem Torfmoos, das den klimaschädlichen Torf im Gartenbau ersetzen kann und den Landwirten ein zusätzliches Einkommen sichert.
Wenn man den Gedanken weiterführt, könnte das auch die regionale Kultur und Kulinarik beeinflussen. Bei wirklich stabilen Populationen könnten Jäger dann vielleicht auch wieder Bekassinen, Birkhühner und Brachvögel erlegen.

Man muss aber fairerweise sagen, dass das eine sehr ferne Zukunftsvision ist. Aktuell sind diese Arten vom Aussterben bedroht und strengstens geschützt, weshalb es im Moment nur darum gehen kann, ihr Überleben zu sichern.
Zuletzt geändert von sempervirens am 4. Sep 2025, 11:24, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

thuja thujon » Antwort #993 am:

Also hier war Moor zwar ein bisschen prägend weil es eine Auenlandschaft ist, aber 10km weiter in den Lößgebieten usw war Moor noch nie prägend.
Also es gab hier schon lange nicht viel Moor, es ist eine seltene Bodenart.

Und das was wir noch übrig haben, wird seit Jahren zurückvernässt. Es darf aber nur so und so viel Wasser dafür eingesetzt werden. Und ja, es gibt Auflagen um nicht alle Keller der umliegenden bzw darauf befindlichen Häuser zu fluten.

Und ja, die nationale Nahrungsmittelversorgung ist mit Wiedervernässung nicht gefährdet, wohl aber einzelne Existenzen. Und Hochbeete im Garten würden sich auch eignen, sind sie doch mit dem recht hohen Anteil an organischer Substanz als Moor zu werten. Freiwillige vor, es geht um unser Klima!
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Hyla » Antwort #994 am:

Ich finde das Ganze sehr abstrakt, weil da ein ganzer Rattenschwanz dranhängt.
Das sind ja nicht nur Felder, über die diskutiert wird, sondern auch Straßen, Wohnhäuser und alles mögliche andere, was dort inzwischen steht. Der Grundwasserspiegel würde auf der gesamten Fläche steigen und nicht nur partiell auf einem Feld.
Die Grundwasserquellen sind hier alle mehr oder weniger durch die Sandschichten im Untergrund vernetzt. Das sind keine unterirdischen Flüsse, so wie das gern mal dargestellt wird, sondern große Wasserflächen im Sandboden.

Die Frage ist halt, wer bezahlt das? Da werden Entschädigungszahlungen für nasse Keller, feuchte Grundmauern, absackende Fundamente, kaputte und zu entfernende Straßen und plötzlich längere Umwege fällig. Niedersachsen wird das nicht allein stemmen können und wollen und die anderen vier hauptsächlich betroffenen Bundesländer sehen das sicher genauso.

Ich weiß nicht, inwiefern das in Zukunft eine Rolle spielen wird, aber wir müssen auch über Krankheiten nachdenken, die von Mooren ausgehen. Die haben nicht ganz ohne Grund den Ruf, Seuchenherde zu sein. Mit der fortschreitenden Verbreitung der Tigermücke und per Flieger eingeschleppten Krankheiten kann das Böse enden. Kann ja nicht sein, daß man irgendwann im Moor die Mückenlarven bekämpfen muß.
Vor der Klimaerwärmung waren einige Mittelmeeranrainer gebeutelt von der Malaria, was man heute noch in deren Genetik als Thalassämie sieht. Sowas könnte auch auf uns zukommen (muß natürlich nicht).
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Thalass%C3%A4mie

Das ist hier sicher schon hundertfach diskutiert worden, aber wer liest sich schon so einen Monsterthread komplett durch. ;)
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Hyla » Antwort #995 am:

PS:
Die Wiederansiedlung von Birkhühnern wurde hier versucht, die haben sich aber leider als zu blöd erwiesen. ::)
Ausgewildert -> Überfahren + aufgefressen. Sorry, wir wollen alle möglichen Viecher in der freien Natur, da paßt das Birkhuhn eben nicht mit rein.
Das Projekt wurde vor ein paar Jahren eingestampft und das Grundstück verkauft.
Beim Auerhuhn wird's kaum anders laufen. Hühnervögel sind generell nicht gerade als Schnelldenker bekannt. Ausnahmen bestätigen die Regel. ;)
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

sempervirens » Antwort #996 am:

Warum der Fokus auf den Feldern liegt, ist doch klar: Die Landwirtschaft ist mit 72 % (der trockengelegten Moorflächen) der Hauptverursacher der Moor-Entwässerung. Der Vorteil ist, dass es sich hier oft um große, zusammenhängende Flächen handelt. Wenn man die Projekte dann noch klug an Standorten mit günstigen Bedingungen plant, relativieren sich die oft genannten Mehrkosten schnell.

Infrastrukturprojekte verursachen teils ähnliche Probleme, wie das Absinken von Städten durch große Baustrukturen zeigt. Insbesondere auf weichen organischen Böden wie es ehemalige Schlamm oder Moorböden sind. Aber gut das wäre What-Aboutism und kein richtiges Argument dafür, aber ich wollte es dennoch mal anmerken.

Am Ende geht es nicht um ein unrealistisches illusorisches 100-%-Ziel. Man muss sich die Dimensionen klarmachen: Eine Erhöhung der intakten Moorfläche von 0,2 % auf nur 0,4 % wäre bereits eine Verdopplung des Lebensraums – ein großer Gewinn für die Artenvielfalt.

Nunja das spricht ehrlich gesagt mehr dafür das die Flächen zu winzig sind, bei ausreichender Größe sollte das Birkhuhn eine Straße garnicht erst erreichen ... :D
Aber gut möglich das Sie schwer zu verwildern sind, bei den wenigen Flächen die es gibt wäre eine genetische Verarmung nicht auszuschließen.

Zweifellos wären intakte Moore ein Habitat für diverse Stechmückenarten. Allerdings würden die Populationen dort einer effektiven natürlichen Regulation durch Fressfeinde wie Frösche, Libellenlarven und Wasserspinnen unterliegen.
Was das Thema Malaria betrifft, so können auch heimische Mücken (Gattung Anopheles) die Erreger übertragen. Entscheidend ist jedoch die Temperaturempfindlichkeit des Malaria-Erregers (Plasmodium). Er benötigt für seine Entwicklung in der Mücke konstant hohe Temperaturen wenn die Temperatur nachts unter 15 Grad fällt kann Plasmodium bereits sterben. Da Moore tendenziell kühlere Mikroklimate aufweisen, sind sie für eine stabile Übertragung von Malaria in Deutschland eher ungeeignet. Insbesondere nachts können Moore 5 bis 10 Grad kühler sein als die umgebende Landschaft. Daraus ergibt sich auch der charakteristische Nebel über den Mooren, denn warme Luft am Tag kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, kalte Luft in der Nacht hingegen nicht.
Während tropische Nächte (über 20 Grad) kurzzeitige Malaria-Ausbrüche auslösen könnten, wären Moore günstigerweise so kalt, dass es der Erreger Plasmodium deutlich schwerer hätte. Der nächtliche Temperaturabfall um 5 bis 10 Grad würde nämlich ausreichen, um die Entwicklung der Erreger stark zu hemmen oder sie sogar abzutöten.

Das weitaus größere Risiko geht von eingewanderten, invasiven Mückenarten wie der Asiatischen Tigermücke aus. Diese sind aus zwei Gründen problematischer: Erstens sind sie in ihrem Verhalten oft aggressiver. Zweitens bevorzugen sie als "Kulturfolger" menschennahe, künstliche Habitate wie Regentonnen und Vogeltränken ( in den in warmen Sommermonaten regelrechte Massenvermehrungen aufgrund fehlender Nahrungsfeinde stattfinden kann). Hinzu kommt die Nähe zu menschlichen Behausungen, wo sie auch Nächte in Gebäuden verbringen, erhöht die Überlebensrate der Krankheitserreger in den Mücken dramatisch und steigert somit das tatsächliche Übertragungsrisiko.

Mein Kenntnisstand ist das die historische Angst vor Mooren als "Seuchenherde" aus einer Zeit stammt, in der die Zusammenhänge nicht verstanden wurden. Die Wiederherstellung eines Moores schafft ein robustes, artenreiches Ökosystem, das sich selbst reguliert. Die eigentlichen Brutstätten für gefährliche Stechmücken sind die unzähligen, unkontrollierten Mini-Gewässer in unseren Gärten und Städten, nicht die wiedervernässte Natur. Man müsste also eher in den Gärten die Mückenlarven bekämpfen als im Moor.
Zuletzt geändert von sempervirens am 4. Sep 2025, 12:24, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Hyla » Antwort #997 am:

Das Birkhuhn-Projekt war irgendwie eine Zusammenarbeit von Jägerschaft und Uni Hannover. Das ist aber schon vor annähernd zwanzig Jahren eingestampft worden, bevor sich Wölfe wieder angesiedelt haben.
Ob's am fehlenden Platz lag, keine Ahnung. Ist wohl nicht ganz so klein: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gro%C3% ... assenburg)
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

sempervirens » Antwort #998 am:

Interessant!
Manche Tierarten sind wohl so sensibel, dass man sich fragt, ob sie nicht vielleicht auch ohne den Menschen ausgestorben wären. Vielleicht ist das Birkhuhn in dieser Hinsicht tatsächlich das deutsche Äquivalent zum Dodo – eine Art, die extrem empfindlich auf Veränderungen reagiert :D

Letztlich war das mit dem Birkhun Bessinen etc. eher scherzhaft gemeint.
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Nox » Antwort #999 am:

sempervirens hat geschrieben: 4. Sep 2025, 11:39
Zweifellos wären intakte Moore ein Habitat für diverse Stechmückenarten. Allerdings würden die Populationen dort einer effektiven natürlichen Regulation durch Fressfeinde wie Frösche, Libellenlarven und Wasserspinnen unterliegen.
Was das Thema Malaria betrifft, so können auch heimische Mücken (Gattung Anopheles) die Erreger übertragen. Entscheidend ist jedoch die Temperaturempfindlichkeit des Malaria-Erregers (Plasmodium). .......

Das weitaus größere Risiko geht von eingewanderten, invasiven Mückenarten wie der Asiatischen Tigermücke aus. ....

Mein Kenntnisstand ist das die historische Angst vor Mooren als "Seuchenherde" aus einer Zeit stammt, in der die Zusammenhänge nicht verstanden wurden. Die Wiederherstellung eines Moores schafft ein robustes, artenreiches Ökosystem, das sich selbst reguliert.....
So sehr ich Deine Beiträge sonst schätze, lieber Sempervirens, hier fürchte ich, dass Du Dir Deine Herzensangelegenheit schönredest. Malaria gab es zu historischer Zeit in Deutschland - da war das Klima doch kälter, oder hab' ich da was missverstanden ?
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

hobab » Antwort #1000 am:

Hier wird Moor mit Sumpf verwechselt. Malaria gab es wahrscheinlich vor allem in wärmeren, sumpfigen Stellen nahe der Flüsse oder großer Seen. Moore waren in der Regel so dünn besiedelt, das sich da kaum jemand mit was anstecken konnte.
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

sempervirens » Antwort #1001 am:

Nox hat geschrieben: 4. Sep 2025, 15:41
sempervirens hat geschrieben: 4. Sep 2025, 11:39
Zweifellos wären intakte Moore ein Habitat für diverse Stechmückenarten. Allerdings würden die Populationen dort einer effektiven natürlichen Regulation durch Fressfeinde wie Frösche, Libellenlarven und Wasserspinnen unterliegen.
Was das Thema Malaria betrifft, so können auch heimische Mücken (Gattung Anopheles) die Erreger übertragen. Entscheidend ist jedoch die Temperaturempfindlichkeit des Malaria-Erregers (Plasmodium). .......

Das weitaus größere Risiko geht von eingewanderten, invasiven Mückenarten wie der Asiatischen Tigermücke aus. ....

Mein Kenntnisstand ist das die historische Angst vor Mooren als "Seuchenherde" aus einer Zeit stammt, in der die Zusammenhänge nicht verstanden wurden. Die Wiederherstellung eines Moores schafft ein robustes, artenreiches Ökosystem, das sich selbst reguliert.....
So sehr ich Deine Beiträge sonst schätze, lieber Sempervirens, hier fürchte ich, dass Du Dir Deine Herzensangelegenheit schönredest. Malaria gab es zu historischer Zeit in Deutschland - da war das Klima doch kälter, oder hab' ich da was missverstanden ?
Gut, hier ist eine wichtige Präzisierung angebracht, da ich zuvor ungenau war. Ich dachte, es wäre klar, dass wir über den tropischen Erreger (Plasmodium falciparum) als zukünftige Gefahr reden.
Es ist richtig, dass das sogenannte Sumpffieber (Malaria tertiana) nach dem Krieg in den 50er-Jahren aufgrund schlechter hygienischer Bedingungen noch einmal stark auftrat. Diese letzte Malaria tertiana Epidemie wurde jedoch vom deutlich kälteresistenteren Plasmodium vivax ausgelöst, der heute in Deutschland als ausgerottet gilt. Malaria tertiana verläuft bei ansonsten gesunden Menschen in der Regel gutartig ohne lebensgefährliche Komplikationen. Man darf nicht vergessen, dass die Bevölkerung in den 1950er-Jahren noch stark von den Kriegsfolgen wie Mangelernährung, schlechten Wohnverhältnissen und einem geschwächten Gesundheitssystem gezeichnet war. Für diese bereits geschwächten Menschen stellte selbst die an sich weniger tödliche Malaria tertiana eine ernsthafte gesundheitliche Gefahr dar.

Malaria tropica (Plasmodium falciparum) ist hingegen auch für komplett gesunde Menschen ein lebensbedrohlicher medizinischer Notfall. Fälle von Malaria tropica haben wir in Deutschland auch heute – allerdings fast ausschließlich als importierte Krankheiten von Reiserückkehrern oder als seltene Flughafen-Malaria. Eine sich selbst erhaltende Epidemie gab es bei uns bisher noch nicht.

Genau hier hat Hyla einen guten Punkt gemacht: Mit der fortschreitenden Klimaerwärmung steigt die Wahrscheinlichkeit für längere Hitzeperioden mit "Tropischen Nächten". Dadurch schaffen wir in Deutschland erst die klimatischen Bedingungen, die es dem tropischen Erreger ermöglichen könnten, seinen Zyklus in heimischen oder fremdländischen Mücken zu vollenden und so zukünftig möglicherweise Epidemien auszulösen.
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

thuja thujon » Antwort #1002 am:

sempervirens hat geschrieben: 4. Sep 2025, 16:51Mit der fortschreitenden Klimaerwärmung steigt die Wahrscheinlichkeit für längere Hitzeperioden mit "Tropischen Nächten". Dadurch schaffen wir in Deutschland erst die klimatischen Bedingungen, die es dem tropischen Erreger ermöglichen könnten, seinen Zyklus in heimischen oder fremdländischen Mücken zu vollenden und so zukünftig möglicherweise Epidemien auszulösen.
Wir ist stark untertrieben. Da gibt es noch andere auf der Welt, die Klimagase ausstoßen. Was wir schaffen, ist die Eindämmung der Tigermücke nicht ernst zu nehmen. Das ist Natur, da kommt was und macht möglicherweise Probleme, wo vorher keine waren. Pluspunkt für uns: die noch vorhandene Natur ist damit erhalten.
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

Hyla » Antwort #1003 am:

Daß Moore eher dünn besiedelt sind, ist ein gutes Argument, aber leider hilft das nicht.
Vor ein paar Jahren waren Magdeburg + Umgebung massiv überschwemmt und wir hatten danach häufiger Ostwind. Es gab in dem Jahr eine nie gekannte Mückenplage und wir wohnen über 100 km weit weg. Ich denke, die anderen haben das damit gar nicht in Zusammenhang gebracht, aber bei ausreichender Individuenanzahl kommt natürlich in Windrichtung einiges an.
Ich gebe das nur zu bedenken und es sollte näher untersucht werden.

Und noch der Unterschied zwischen Moor und Sumpf.
https://praxistipps.focus.de/moor-vs-su ... ied_145535
Das geht aber ineinander über. ???
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Re: Wie können wir die noch vorhandene Natur erhalten?

LadyinBlack » Antwort #1004 am:

sempervirens hat geschrieben:Das ist das klassische Totschlagargument gegen jede neue Idee in Deutschland: die Bürokratie. Aber ist diese Denkweise nicht Teil des Problems?
Wenn dir nicht klar ist, dass Bürokratie und Überregulierung - das sind zwei verschiedene Belastungsfaktoren- nicht nur jede Menge Wertschöpfung kosten, sondern vor allem heute und auch in der Zukunft große Teile der Gesellschaft lähmen, dann bist du vermutlich nicht betroffen. Vielleicht profitierst du davon sogar. Eine große Mehrheit an Landeigentümern oder/und - nutzern sieht das anders. Und deswegen ist jedes Gesetz, das zu einer Verminderung der regulatorischen Anforderungen führt, ein gutes Gesetz. Insbesondere wenn der eigentliche Zweck gar nicht erreicht werden kann. Diese Haltung ist übrigens sehr konservativ :D
'Frauenschuh 'kann da wie bereits angemerkt reichlich Erfahrung beisteuern.
Ganz offensichtlich verstehe ich unter dem Threadtitel auch etwas anderes als du , semper.
thuja thujon hat geschrieben: 28. Jun 2025, 02:25 Wenn man Natur im Wald schützen möchte, sollte man es doch in seinem Wald tun, nicht im Wald von anderen.
Schon etwas älter, aber durchaus richtig. Für Acker und Grünland gilt es ebenso. Pachten oder mieten geht natürlich auch.

Hier in MV sind die meisten landwirtschaftlichen Flächen mittlerweile von irgendwelchen Einschränkungen betroffen. Eine Wiedervernässung der Moore in größerem Umfang wäre daher eine zusätzliche finanzielle Belastung, die die betroffenen Betriebe nicht tragen können. Einen Ausgleich über Transferzahlungen lehnen die meisten aus guten Guten ab. Eine Einigung auf freiwilliger Basis erscheint mir unwahrscheinlich. Ich wäre dazu nicht bereit. Wenn die entwässerten Moore gut 7 % der Treibhausgasemissionen verursachen, stehen 93% auf der anderen Seite. Viele davon lassen sich vermutlich mit deutlich weniger Nebenwirkung einsparen.
"Das Geheimnis des Glücks ist die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit aber ist der Mut.“

Perikles, überliefert durch
Thukydides : „τὸ εὔδαιμον τὸ ἐλεύθερον, τὸ δ‘ ἐλεύθερον τὸ εὔψυχον“
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